Wer hier schreibt:

Andy Kuhl

Hallo, ich bin Andy.
Ich litt viele Jahre unter klassischem Reflux und später auch unter Stillem Reflux.

Als mich der Reflux und etwas später auch noch der Stille Reflux erwischte, lebte ich eigentlich ein ganz normales Leben. Es war weder so, dass ich mich extrem ungesund ernährte, noch trank ich übermäßig viel Alkohol oder Kaffee. Allerdings rauchte ich so an die 20 Zigaretten und das Sportstudio hatte ich auch schon länger nicht von innen gesehen.
Außerdem waren mein Hinterteil und mein Bürostuhl wirklich allerbeste Freunde.

Dann musste ich einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen und vergrub mich in die Arbeit. Das brachte mir massive Schulter-und Nackenprobleme ein. Deshalb nahm ich über viele Monate Entzündungshemmer ein, um irgendwie weitermachen zu können.

Der Arzt, der sie mir verschrieb, fragte mich nach Magenproblemen, doch ich verneinte, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja noch keine Probleme. Dieses Nein jedoch führte dazu, dass ich keinerlei Mittel bekam, die den Magen schützten.

Die Entzündungshemmer schädigten meine Magenschleimhaut.
Doch das eigentlich fatale daran war, dass ich davon lange Zeit nichts bemerkte, denn diese Medikamente wirken ja auch gegen Schmerzen an anderen Stellen im Körper. In diesem Fall also gegen die, in meinem Magen.
Erst als ich nach und nach immer weniger Speisen vertrug, kaum noch Appetit hatte und an Gewicht verlor, ging ich zum Arzt.

Er diagnostizierte eine schwere Gastritis, hervorgerufen durch Entzündungshemmer.
Am Ende des Tages sollte ich mit dem Rauchen aufhören, mich 3 Wochen von Brei und anderen ,weichen Speisen' ernähren und täglich Omeprazol nehmen und natürlich keine Entzündungshemmer und Schmerzmittel mehr einnehmen.

Die Schmerzen in der Schulter solle sich mal ein Traumatologe ansehen, das könne aber dauern.

Von da an nahm ich also Omeprazol und die Entzündungshemmer.

Ein paar Monate später lief wieder alles und ich mogelte mich so durch den Alltag.

Der Traumatologe war erfreut, dass die Physiotherapie so gut anschlug und wusste nichts von meinem Magenproblem und der Hausarzt wusste nichts von der Größe des Problems in meiner Schulter. Und ehrlich gesagt, interessierte ihn das auch nicht wirklich.

Tatsächlich erholte sich auch mein Magen etwas.

Mit diesem Zustand lebte ich erst einmal so an die 2 Jahre. Dann entschloss ich mich, es mit einer Ernährungsumstellung zu probieren.
Ich dachte: >Du hast es geschafft mit dem Rauchen aufzuhören, also wirst Du doch wohl das Essen ein bisschen umbauen können!<
Doch das ganze Unterfangen scheiterte erst Mal daran, dass mir buchstäblich jeder etwas anderes sagte und unterm Strich stets jener Satz:>Das musst du selbst ausprobieren< stand.

Also begann ich zu probieren. Je mehr ich mich mit Ernährung und Nahrungsmitteln beschäftigte, je neugieriger wurde ich und je mehr ich begriff, was da bei mir falsch gelaufen war, und das war eine Menge, je deutlicher spürte ich: Es muss sich was ändern, also musst du etwas ändern!


Ich aß damals zu Kohlenhydrat-lastig. Das gefiel meinem Speiseröhrenschließmuskel nicht und all die Milchprodukte, die ich verzehrte steigerten langfristig die Magensäureproduktion bei mir zu sehr. Hinzu kamen die Zigaretten in der Vergangenheit und natürlich all der Stress und die Sorgen. Auch das hatte meinem Magen zugesetzt.

Dann folgte wieder eine stressige Zeit und nach wenigen Wochen waren sowohl die Schulterschmerzen als auch das Sodbrennen wieder da. Also nahm ich wieder Entzündungshemmer.

6 Wochen später fand ich mich in einem Krankenzimmer wieder. Ich war auf dem Heimweg zusammengeklappt, weil eines meiner Magengeschwüre stark geblutet hatte. Das hatte meinen Kreislauf durcheinandergebracht und ich hatte das Bewusstsein verloren.

Das Ergebnis:

>Zwei zünftige Magengeschwüre, einen entzündeten Zwölffingerdarm, eine heftige Speiseröhrenentzündung, ein 6cm großer Zwerchfellbruch und jede Menge Unverträglichkeiten wie etwa eine Histaminunverträglichkeit, eine Laktoseunverträglichkeit und eine Fruktoseunverträglichkeit. Doch das war noch nicht alles. Es sei per Gewebeentnahme im Dünndarm auch eine Zöliakie nachgewiesen worden.

Wieder zu hause fand ich jemanden, der sich mit eiweißreicher Ernährung auskannte und der mir half, meine Ernährung umzustellen.

All die Unverträglichkeiten und anderen Katastrophen meiner Verdauung machen mich nachdenklich. Ich wusste, ich wollte nicht bis an meine Lebensende diese PPI nehmen, die langsam immer weniger wirkten.

So beschloss ich also, mich von nun an endlich um das Sodbrennen und alles was noch daran hing, zu kümmern. Ich las mich ein und ich merkte schnell, was ich da bei mir angerichtet hatte. Die Entzündungshemmer hatten jahrelang meine Magen- und Darmschleimhaut geschädigt. Das hätte auch schlimmer ausgehen können. Hinzu kam, dass meine Ernährung eh schon etwas einseitig, zu eiweißarm und mit zu vielen Milcherzeugnissen gespickt war.

Ein halbes Jahr später ging ich wieder joggen und ernährte mich geradezu fanatisch gesund, so dachte ich jedenfalls.
Mein Magen hatte sich fast vollständig erholt, bis auf dieses mysteriöse Sodbrennen, dass scheinbar ohne Ursache in den frühen Morgenstunden einsetzte.
Aber ich nahm noch immer Omeprazol und jeder Versuch, das zu ändern ging jedes Mal gründlich schief.
Die letzte Magenspiegelung erbrachte außer zwei ziemlich großen Narben von den Geschwüren keinerlei Auffälligkeiten.
Die PPI könne ich nun weglassen, wurde mir gesagt.
Als ich kopfschüttelnd grinste, sah mich der Arzt befremdlich an.

Ich hatte inzwischen so viel über Ernährung gelesen, dass ich hinter jedem Steak einen Giftanschlag vermutete und Wasser nur noch nach zweifachem filtern trank.
Heute nennt man das Orthorexie. Damals gab es noch kein Wort dafür.

Nach und nach schaffte ich es dann doch, von den PPI loszukommen, auch dank der Erkenntnis das ein Rebound-Effekt nicht das gleiche ist, wie eine Gastritis und das daraus folgende Sodbrennen.
Aber irgendwie glaubte ich immer noch, das Sodbrennen sei hauptsächlich ein Ernährungsproblem und merkte gar nicht, dass ich längst das Eiweißproblem aus den Augen verloren hatte. Was ich nun aß, war wieder viel zu Kohlenhydrat-lastig.

Ich dachte, ich hätte nun alles getan, um meine Verdauung zu befrieden, doch eines blieb, das verdammte nächtliche Sodbrennen.
Jemand gab mir den Tipp, mein Bett auf der Kopfseite höher zu stellen. Das funktionierte auch mal ja mal nein.

Dann hatte ich einen schweren Verkehrsunfall, der mir nicht nur 8 Wochen Krankenhaus sondern auch mehrere OP einbrachte. Es trat auch eine Infektion ein und es gab reichlich Antibiotika.

Aber vor allem verließ ich es mit einem total in Aufruhr befindlichen Magen-Darm-Trakt und einem Dauerrezept für Pantoprazol.

Der Reflux war zurück um zu bleiben.
Und dieses Brennen auf der Zunge und im Hals machte mich verrückt. Außerdem schlief ich daheim auch immer noch mit erhöhtem Kopfteil.
Mittlerweile war ich nicht mehr in der Lage zwei Sätze zu sprechen ohne mich zu räuspern.

Ging ich mit meinen Problemen zum Arzt hörte ich stets, ich solle doch nun endlich mal meine Ernährung umstellen. Doch das hatte ich längst.
Egal was ich sagte, es war immer die selbe Leier. Ab und an gab es dann einen neuen PPI, der aber auch nichts ausrichtete.

Da ich ja noch nicht arbeitsfähig war, beschloss ich, mich nun noch einmal einzulesen und die Sache mit dem Sodbrennen selbst in die Hand zu nehmen, denn nach irgend einer Hilfe aus der Medizin sah es nicht aus.
Ich wollte nicht so ohne weiteres akzeptieren, dass ich jetzt den Rest meiner Tage PPI's nehmen sollte und hoffen, dass ich davon nicht noch kränker werden würde.

Ich hörte zum ersten Mal von Stillem Reflux. Das war einer der größten Aha-Momente. Ich las einfach immer weiter in der medizinischen Fachliteratur und fand nach und nach immer mehr Hinweise, dass es ihn nicht nur gab sondern auch das es Ärzte außerhalb Europas gab, die ihn mehr oder weniger erfolgreich behandelten.

Was ich nun aß, war zwar etwas weniger gesund aber sehr viel refluxfreundlicher. Es ging mir besser als seit langem. Der Magen fühlte sich wieder leicht und locker an und der Stein darin schien verschwunden.

Aber ich las noch immer weiter in allen mir irgend zugänglichen Veröffentlichungen zu diesem Thema, denn eines war geblieben.
Der Stille Reflux und manchmal auch der klassische Reflux in den frühen Morgenstunden nervten mich noch immer. Tagsüber hatte ich jedoch keine Probleme mehr damit.

Dann begann ich Hüftprobleme zu bekommen. Der Arzt verschrieb mir Physiotherapie, doch keine von der üblichen Sorte. 

Es waren Bewegungsübungen zur Lockerung des Zwerchfells, Dehnung und Kräftigung des Psoas-Muskels des Quadratus-Muskels. Und diese Übungen beseitigten nicht nur meine Schmerzen in der linken Hüfte sondern auch mein Sodbrennen. Nicht ein mal mehr auf der schiefen Ebene musste ich schlafen.

Ich ging sofort zu meiner Physiotherapeutin und befragte sie dazu und dann begann ich wieder neu zu recherchieren und fand erstaunliche Zusammenhänge. Und ich begriff, wie vielen Menschen mit chronischem Sodbrennen es genauso gehen musste!

Heute habe ich in meiner Heimatstadt eine Selbsthilfegruppe gegründet und veranstalte Kurse, in denen ich Menschen beibringe, wie auch sie ihr Sodbrennen und/oder ihren Stillen Reflux dauerhaft loswerden können. 

Und inzwischen hat Magenkompass einen kleinen Bruder bekommen, Magenkompass-Members. Das ist ein Selbstlern-Kurs für Menschen, die sich so wie ich, nicht damit abfinden wollen, ein Leben lang mit Reflux-Problemen herum zu laufen.

Reflux ist nachhaltig therapierbar!

Andrea Kuhl