Magen-Darm-Grippe / Gastroenteritis

Gastroenteritis- Infektion des Magen-Darmtraktes

Was verursacht eine Magen-Darm-Grippe


Viren sind die häufigste Ursache von Magen-Darm-infekten. Rotaviren, Noroviren, Astroviren und Adenoviren spielen die Hauptrollen. Das Norovirus infiziert Menschen aller Altersgruppen, ebenso wie das Astrovirus. Rotaviren und Adenoviren infizieren meist kleinere Kinder bis zu einem Alter von etwa 10 Jahren.


Weniger häufig treten bakterielle Magen-Darm-Infekte auf. Am häufigsten sind Infektionen mit Salmonellen, Campylobacter, Shigella, Escheria coli und Clostridium diffizile.
Aber auch durch Aufnahme von Giftstoffen oder durch Medikamente kann es zu einer Gastroenteritis kommen. Dabei kommt es durch die Aufnahme von Pflanzen oder Pilzen oder exotischen Meerestieren zu solchen Krankheitsfällen. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine Infektion.


Wenn Menschen Wasser oder Nahrungsmittel aufnehmen, die mit Arsen, Blei, Quecksilber oder Cadmium verunreinigt sind, führt das oft auch zu einer Gastroenteritis.
Außerdem bekommen manche Menschen nach der Aufnahme sehr großer Mengen von sauren Lebensmitteln wie etwa Zitrusfrüchte oder Tomaten eine nicht infektiöse Gastroenteritis.


Weiter kann auch der Verzehr ungewaschener Früchte und ungewaschenen Gemüses zu einer Magen-Darm-Entzündung führen weil diese mit organischen Insektiziden besprüht wurden. 

Welche Ursachen gibt es noch


Alle nicht durch Viren, Bakterien oder Einzeller hervorgerufenen Magen-Darm-Entzündungen fallen in den Bereich der Lebensmittelvergiftung oder Vergiftung durch Chemikalien.


Auch Parasiten, die sich in der Darmschleimhaut festsetzen oder in sie eindringen können ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen. So führt eine Infektion mit Giardien zur Giardiose. Ein weiterer Darmparasit ist Crytosporidium parvum und er erzeugt das Krankheitsbild Kryptosporidiose. Auch der Einzeller Entamoeba histolytica führt zur Amöbenruhr (Amöbiasis).

Medikamente, die eine Gastroenteritis verursachen können


Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind häufig Nebenwirkung von Medikamenten. Auch hier liegt eine Gastroenteritis vor.
Medikamente die häufig zu den Auslösern zählen sind:

  • Antibiotika
  • Antazida mit Magnesium als Hauptbestandteil
  • Medikamente zur Entfernung von inneren Parasiten
  • Abführmittel
  • Chemotherapeutika
  • Strahlentherapie
  • Colchizin (bei Gicht)
  • Digoxin (bei Herzschwäche oder bestimmten Herzrhythmusstörungen)

Neben einem durch Antibiotika ausgelösten Durchfall können Antibiotika auch Clostridium difficile-induzierten Durchfall auslösen, in dem sie das Darmbiom teilweise zerstören, so das ein bakterielles Ungleichgewicht entsteht, das das übermäßige Wachstum dieser Erreger fördert.

Symptome und Anzeichen


Art und Schwere der Symptome hängen von der Art und der Menge des aufgenommenen Mikroorganismus oder des Giftstoffes ab. Je nach persönlicher Verfassung des eigenen Immunsystems sind die Symptome verschieden und verschieden stark ausgeprägt.


Oft beginnt es plötzlich – mit AppetitlosigkeitÜbelkeit oder Erbrechen. Doch es sind auch regelrecht dramatische Verläufe bekannt, die schlagartig einsetzen. Bauchkrämpfe und Darmgrummeln können auftreten. Durchfall und Erbrechen sind die dominierenden Symptome. Oft sind Blut oder Schleim dem Durchfall  beigemengt.


Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, ErschöpfungMuskelschmerzen treten häufig auf. Einzelne Darmschlingen können durch Gasbildung schmerzhaft angeschwollen (gedehnt) sein. Sie sind dann oft auch tastbar.

Krankheitsverlauf einer Magen-Darm-Grippe


Das Rotavirus kann bei Kleinkindern und Säuglingen 5 bis 7 Tage lang anhalten. Viele der Kinder erbrechen, einige haben Fieber.
Das Adenovirus verursacht für ein bis zwei Tage leichtes Erbrechen, dann setzt für gewöhnlich der Durchfall ein. Er kann ein bis zwei Wochen anhalten.


Das Norovirus verursacht meist mehr Erbrechen als Durchfall. Es sind nur Beschwerden von einem oder zwei Tagen zu erwarten.
Das Astrovirus zeigt die Symptome einer ganz leichten Rotavireninfektion.
Bakterien verursachen sehr wahrscheinlich Fieber und eventuell blutigen Durchfall.


Parasiten verursachen typischer Weise Durchfall, der oft länger anhält, oder auch kommen und gehen kann. Aber der Durchfall ist in der Regel nicht mit Blut vermengt. Infizierte verlieren oft an Gewicht und klagen über Müdigkeit.

Komplikationen


Die gefürchtetste Komplikation bei einer Gastroenteritis ist der Flüssigkeitsmangel. Er entsteht, weil starkes Erbrechen und Durchfall dem Körper sehr viel Flüssigkeit entziehen. Zu den Symptomen von Flüssigkeitsmangel zählen SchwächeMundtrockenheitselteneres Wasser lösen und bei Kleinkindern das Fehlen von Tränenflüssigkeit beim Weinen. Es sinkt hierbei der Kaliumgehalt des Blutes (Hypokaliämie). Dadurch kommt es zu niedrigem Blutdruck und schneller Herzfrequenz. Wenn die Betroffenen die verloren gegangene Flüssigkeit durch Wasser oder Tees ersetzen, welche kein Salz enthalten, kann es zu einem Absinken des Natriumgehaltes im Blut kommen (Hyponatriämie). Auch hier kann es durch das Ungleichgewicht im Wasser- und Elektrolythaushalt vor allem bei sehr jungen, alten oder chronisch kranken Menschen zu ernsten Folgen kommen. In schweren Fällen kommt es zum Schock und zu Nierenversagen.

Campylobacter jejuni
Escheria coli Bacterien
Norovirus Aufnahme mit Elektronenmikrokop

Wann zum Arzt?

Wenn auch nur eines der im Folgenden aufgeführten Symptome zutrifft, solltet ihr auf jeden Fall zum Arzt:

  • Kreislaufprobleme und/oder Schwindel
  • hohes Fieber
  • starke Schmerzen
  • länger als 48 Stunden andauernde heftige Magen-Darm-Beschwerden
  • Blut im Stuhl (als sichtbare Blutbeimengung oder schwarzer Stuhl)
  • größere Mengen schleimiger Auflagerungen auf dem Stuhl
  • generell bei Erkrankten sehr hohen Alters und Säuglingen unter drei Monate

Beim Arzt ist die Diagnose nach Schilderung der Symptome schnell gestellt.
Bei behandlungsbedürftigen schweren Krankheitsverläufen wird der Arzt vielleicht einen Erregernachweis veranlassen. Dies ist wichtig zur effektiven Behandlung der Erkrankung.

Neben einem schweren Verlauf sind auch bedeutsame Begleiterkrankungen, ein geschwächtes Immunsystem, Durchfall der länger als 4 Wochen anhält, eine Antibiotikabehandlung innerhalb der letzten drei Monate, mehrere ähnliche Krankheitsfälle in der Umgebung oder wenn der Betroffene in Gemeinschaftseinrichtungen arbeitet oder beruflich Lebensmittel verarbeitet ein Grund für einen Nachweis des Erregers. Der Arzt wird dann Stuhlproben und vielleicht auch Blutproben untersuchen lassen. Auch bildgebende Verfahren können zum Einsatz kommen, ein Ultraschall bei kleinen Kindern und in Einzelfällen auch eine Endoskopie.

Therapie

Die wichtigste Maßnahme bei einer Magen-Darm-Grippe ist immer viel Trinken!
Bei mittelschweren bis leichten Verläufen genügt es, die verloren gegangene Flüssigkeit mit Mineralwasser oder ungesüßtem Tee zu ersetzen.


Bei schwereren Fällen, sehr jungen oder sehr alten Patienten ist es sinnvoll im Handel erhältliche Elektrolyt-Zucker-Lösungen, sogenannte Rehydrationslösungen zu verabreichen.
Wenn das Erbrechen nachlässt, kann leichte Kost (Zwieback, Kekse, Salzstangen, klare Suppen) zu sich genommen werden.
Bei gestillten Kleinkindern sollte weiter gestillt werden.
Bei Babys, die mit Säuglingsmilch gefüttert werden, kann die Milch mit Tee versetzt werden, erst im Verhältnis 1:1, später im Verhältnis 1:2.

Antibiotika
 sollten nur gegen bakterielle Infektionen nach Erregernachweis eingenommen werden.
Patienten, die vom Arzt ein Antibiotikum verschrieben bekommen haben, ohne eine Blutprobe oder Stuhlproben abgegeben zu haben, dürfen die Einnahme ruhig kritisch hinterfragen. Entscheiden sie sich dafür, ist es wichtig, die Medikamente so lange einzunehmen, wie verordnet. Selbst dann, wenn die Symptome schon längst abgeklungen sind, sonst kann es zur Bildung von Resistenzen kommen.

Antiemetika, das sind Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen, sie hemmen den Brechreiz und fördern die Entleerung des Magens, sollten ebenfalls nur in schweren Fällen eingesetzt werden. Typische Vertreter sind Domperidon und Metoclopramid.
Gegen starke Bauchkrämpfe kommt gelegentlich Scopolaminbutylbromid zum Einsatz, aber auch hier gilt: Zuerst solltet ihr es mit Pfefferminztee oder Kamillentee versuchen.

Schließlich auch nicht ganz unwichtig:
 Zur Pflege des gereizten und überbeanspruchten Darmausgangs empfiehlt sich: eine Salbe mit Ringelblumenextrakt  oder Zinkoxid.

Sogenannte Peristaltikhemmer sollten nur in Ausnahmefällen und Notsituationen eingenommen werden, denn sie hindern den Körper daran, sich der Giftstoffe zu entledigen. Ein typischer Vertreter dieser Medikamentengruppe ist Loperamid.
Aktivkohle sollte, wenn überhaupt nur zurückhaltend angewendet werden. Während Antibiotika eingenommen werden, ist eine Einnahme von Aktivkohle nicht möglich, den sie würde auch das Antibiotikum aus dem Verkehr ziehen.

Sekretionshemmer wie Racecadotril sind für Säuglinge ab 3 Monaten zugelassen.
Brechreizhemmende Mittel (Antiemetika) können bei heftigem Erbrechen eingesetzt werden. Bei Kleinkindern dürfen sie nicht angewendet werden.

Rotavirenimpfung: Die ständige Impfkommission empfiehlt seit Juli 2013 für alle Säuglinge ab einem Alter von 6 Wochen die Schluckimpfung gegen Rotaviren. Sie sollte möglichst bis zu einem Alter von 12 Wochen begonnen werden. Je nachdem welcher Impfstoff verwendet wird sind 2 oder 3 Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von 4 Wochen notwendig. Die Impfserie sollte spätestens bis zu einem Alter von 32 Wochen abgeschlossen sein.

Der Einsatz von Probiotika bei Gastroenteritis ist umstritten. Einige Studien belegen einen Nutzen, andere nicht. 
Das Gleiche gilt für Hefe. Lebende Hefezellen oder gefriergetrocknete Hefe (Hefelyophilisate) konnten bestimmten Bakterien in Studien der Garaus machen. Ihr Nutzen bei der Therapie von Durchfall ist aber noch unklar.

Zur Vorbeugung der Reisediarrhoe existieren Impfungen gegen Salmonellen, Typhus und Cholera. Also bitte vor dem Urlaub informieren und eventuell impfen lassen, sonst ist es Essig mit den schönsten Wochen des Jahres!

Prognose einer Magen-Darm-Grippe

In der Regel heilt ein akuter Durchfall innerhalb von 3 bis maximal 7 Tagen ab. In seltenen Fällen verläuft die Erkrankung über bis zu 2 Wochen. Erbrechen sollte nach 2 Tagen aufhören, spätestens nach 3 Tagen. Dauern die Beschwerden länger an, ist ein Arztbesuch erforderlich! In aller Regel heilen Magen-Darm-Infektionen folgenlos ab.

Das könnt ihr selbst tun!

Hygiene spielt eine wichtige Rolle: Händewaschen nach dem Toilettengang, vor dem Kochen und Essen, nach dem Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln ist absulut unverzichtbar!
Eine gründliche Reinigung von Toilette, Händen und Türklinken nach dem Erbrechen ist ebenso wichtig wie das benutzen von Papiertüchern statt Stoffhandtüchern während der Erkrankung. Im Krankheitsfall bleibt bitte zu Hause und vermeidet den Kontakt mit anderen Menschen um eine Ansteckung zu verhindern.

Hausmittel

So eine Magen-Darm-Grippe kann einen ganz schön außer Gefecht setzen.
Diese 8 Hausmittel helfen den Magen-Darm-Trakt wieder zu regenerieren:

  • Schonung und Erholung, also ab aufs Sofa oder ins Bett
  • mindestens 2 Liter zimmerwarmes Wasser oder Tee trinken
  • Kamillentee und/oder Pfefferminztee trinken, das beruhigt den Magen und hilft auch gegen Übelkeit
  • Wärmflasche oder Heizkissen auf den Bauch, das hilft gegen Krämpfe
  • Elektrolythaushalt ausgleichen:
     Elektrolytdrink selber herstellen>> Vermenge einen Teelöffel Salz mit zwei Teelöffeln Zucker und verrühre die Mischung mit einem Liter Wasser>> langsam und Schluckweise trinken
  • Gemüsebrühe, wenn noch keine feste Nahrung geht
  • schonende Kost langsam essen, wenn das wieder möglich ist:
    Kartoffeln, Zwieback und gestampfte Banane sind besonders gut verträglich, auch gekochter Reis, leicht gesalzen oder Porridge wären eine Alternative. Dafür einfach Haferflocken mit Wasser erhitzen bis Brei entsteht. Keine säurehaltigen Früchte, Milch, Kaffee, fettige Nahrung und Getränke mit Kohlensäure
    >>Finger weg von Salzstangen und Cola!<<
  • Mit Flohsamen den Magen-Darm-Trakt regenerieren: Indische Flohsamen sind das perfekte Hausmittel gegen Durchfall, denn sie quellen im Darm auf und helfen den Durchfall zu stoppen:
    >> morgens einen Teelöffel in ein Glas Wasser einrühren, trinken und noch ein weiteres Glas hinter her trinken, besser zwei.<<

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Quellen

  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Salmonellen: Was ist das? – Verbreitung & Bedeutung; unter: www.internisten-im-netz.de (Abruf: 25.03.2020)
  • Herold, G. et al: Innere Medizin, Herold 2019
  • MSD Manual – Ausgabe für Patienten: Übersicht zur Gastroenteritis; unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 25.03.2020)
  • S2k-Leitlinie „Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) et. a. (Stand: 3/2015)
  • S2k-Leitlinie „Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter“ der Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung et al. (Stand: 3/2019)
  • Fachverlag Gesundheit und Medizin, www.magen-darm-ratgeber.de (Abruf 17.09.2020)