Das Magensäure-Dilemma
Die medikamentöse Reduktion von Magensäure zur Behandlung von Sodbrennen und anderen Refluxbeschwerden steht schon länger in der Kritik, weil es eine Behandlung der Symptome einer Erkrankung ist, von der man nicht wirklich wissen will, welche es ist und was sie auslöst.
Sodbrennen kann rund 29 verschiedene Ursachen haben und die viel zitierte >ungesunde Ernährung< ist genau wie zu viel Stress im Alltag nur eine davon. Antazida, H2-Blocker oder PPI’s behandeln Symptome, aber die Heilung einer bestehenden Erkrankung können sie nur beschleunigen, wenn die Ursache gefunden und beseitigt wird. Was aber, wenn wir das Sodbrennen nicht durch zu viel, sondern durch zu wenig Magensäure mit uns herumtragen?
Ist immer die Magensäure das Problem?
Bei Problemen mit saurem Aufstoßen und Sodbrennen wird nur all zu schnell von einem Überschuss an Magensäure gesprochen. Fast jeder glaubt, das eben nur ein zu viel an Magensäure solcher Art Probleme auslösen könne. Das kann ein fataler Fehler sein, der unsere Schwierigkeiten mit der Verdauung noch verschlimmert oder sie gar chronisch werden lässt.
Die Behandlung sogenannter Säure bedingter Beschwerden wie Sodbrennen und saures Aufstoßen bedeutet fast immer die Magensäure schleunigst zu neutralisieren.
Das fatale Credo lautet nun: >>ohne Säure kein Ulcus!<<.
Oft erfolgt die Behandlung probatorisch mit PPI’s. Das geschieht auch aus Kostengründen und weil Untersuchungen wie eine pH-Metrie der Speiseröhre oder gar eine 24-Stunden pH-Metrie unangenehm für den Patienten sind.
Statt dessen schießt man mit Kanonen auf Spatzen, indem man dem Hilfesuchenden hochwirksame Magensäureblocker (Protonenpumpenhemmer) verschreibt. Die soll er eine Zeit lang einnehmen, dann werde sich das Ganze sicher beruhigen. Und das tut es zunächst auch. Egal ob zu wenig oder zu viel Magensäure in unseren Mägen produziert wird und auch egal warum das so ist, weniger Magensäure, geblockt durch Säurehemmer, bedeutet zunächst weniger Sodbrennen.
Doch auch die Schilddrüse oder genauer eine Unterfunktion der Schilddrüse kann Sodbrennen hervorrufen, weil nicht genug Gastrin gebildet werden kann. Das führt dann zu einem Mangel an Magensäure.
Näheres dazu erfährst du in unserem Artikel: Schilddrüse und Sodbrennen
Paradoxon Magensäureüberschuss
Die meisten von uns mit Problemen wie Sodbrennen sind jenseits der 50. Bei so manchen anderen Zipperlein und auch ernsthaften Erkrankungen bekommen wir in diesem Alter unter die Nase gerieben: „Ja, sie sind eben nicht mehr die oder der Jüngste. Mit dem Alter lässt eben alles nach. So ist das Leben!“
Ja, tatsächlich lässt so einiges bei uns allen nach, was unser Körper vor ein paar Jahren noch ganz mühelos in ausreichendem Maße produzierte. Allerdings stellt sich dann hier die Frage: Wenn sämtliche Körperfunktionen mit zunehmendem Alter nachlassen, wie so ist unser Magen dann die Ausnahme? Wieso produziert er jetzt, da wir älter werden, denn plötzlich zuviel Magensäure, statt zu wenig?
Logisch ist das nicht gerade! Und da ist noch so eine ketzerische Frage: Wenn zu viel Magensäure die Probleme hervorruft, die wir haben, wieso leiden dann meist ältere Menschen an Sodbrennen und nicht Kinder und junge Erwachsene? Gerade sie sollten doch in ihren jungen Jahren mehr Magensäure als wir Älteren produzieren?
Tatsächlich ist längst schon nachgewiesen, dass wir mit zunehmendem Alter weniger Magensäure produzieren. Und wenn wir uns einmal erinnern, so nahmen unsere älteren Verwandten doch in unserer Kindheit eher Mittel um die Verdauung, und damit die Magensäureproduktion anzuregen!
zu wenig Magensäure bleibt oft unerkannt
Wenn also die Magensäureproduktion mit zunehmendem Alter rückläufig ist, weshalb verschreiben uns dann Ärzte Mittel, die die Bildung von Magensäure noch zusätzlich hemmen oder sie neutralisieren?
Ein Mangel an Magensäure äußert sich in ganz ähnlichen Symptomen wie ein zu viel an Säure. Auch das viel zitierte Sodbrennen ist eines davon.
Aber wie kann etwas schaden, dass nicht ausreichend vorhanden ist? Sodbrennen bedeutet, das Magensaft, also eine Mischung aus Salzsäure und Pepsin, einem Verdauungsenzym, in die Speiseröhre gedrückt wird. Die entscheidende Frage ist hier warum und nicht wie viel.
Hier kommen auch jene Fälle, wenn die GERD eine NERD ist hinzu. Denn auch hier stellt sich die Frage, ob die makroskopisch ausbleibende Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut, nicht dem zu geringen Säuregehalt des Mageninhaltes, der aufsteigt, zugerechnet werden muss.
Die empfindlichen Schleimhäute der Speiseröhre kommen mit Magensaft in Kontakt. Dabei ist es völlig nebensächlich, ob es viel oder wenig Magensäure ist, die hier ihr zerstörerisches Werk tut. Auch die Entdeckung der gastralen Säuretasche scheint hier nicht ganz nebensächlich.
Interessanter für die Lösung des Problems aber ist die Frage nach dem Warum!
Warum führt zu wenig Magensäure zu Sodbrennen?
Bildet unser Magen nicht genügend Säure um die aufgenommene Nahrung zu verdauen, muss er sich sehr viel mehr bemühen, die zu knapp bemessene Säuremenge mit der Nahrung zu vermengen. Er muss also kräftige Kontraktionsbewegungen ausführen und die Nahrung bleibt auch länger als im Normalfall im Magen. Hierdurch entstehen nun wiederum Vergärungsprozesse im Magen, die ebenfalls Säuren produzieren.
Die Speiseröhre besitzt einen Sphinkter oder auch unteren Speiseröhrenschließmuskel der den Mageninhalt daran hindert, zurück in die Speiseröhre zu fließen. Durch den Mangel an Säure kommt es nun zu heftigen Vermischungsbewegungen der Magenmuskulatur, die dazu führen können, das so viel Druck auf den Verschlussmechanismus von Magen und Speiseröhre ausgeübt wird, das er dem nicht standhalten kann und so Magensaft in die Speiseröhre gelangt, der dort zu Sodbrennen führt.
Ist unser Speiseröhrenschließmuskel zusätzlich noch durch andere Einflüsse geschwächt, wird die Sache mit dem Sodbrennen ein Dauerzustand.
Was passiert, wenn wir PPI’s einnehmen?
Die Aufgaben der Magensäure
Was für eine Frage, werden einige von euch nun denken. Es ist ganz einfach: das Problem mit der Magensäure löst sich in Wohlgefallen auf!
Doch leider ist es nicht so einfach. Denn Magensäure ist weder überflüssig noch etwas, auf das wir gut und gerne verzichten können.
Ohne Magensäure gibt es keine vollständige Verdauung! Sie ist keine überflüssige Brühe, mit deren Aufstieg in die Speiseröhre uns unser Körper bestraft, weil wir die Finger nicht vom 2. Tütchen Mayo auf den Pommes lassen konnten.
Die Magensäure übernimmt im Verdauungsprozess eine ganze Reihe lebenswichtiger Aufgaben. Wenn wir Nährstoffe wie Peptidketten und Aminosäuren aus Eiweißen verdauen wollen, benötigen wir ausreichende Mengen von Magensäure.
Wollen wir Mineralstoffe wie Eisen, Zink, Kupfer und Calcium resorbieren, so funktioniert das ebenfalls nur mit Magensäure. Die Magensäure stellt sicher, das wir vom Nährstoffgehalt unserer Nahrung in dem Ausmaß profitieren, wie es die Natur für uns vorgesehen hat. Aber sie hat auch keimtötende Eigenschaften, die verhindern, das mit der Nahrung aufgenommene Bakterien und Pilze in unseren Verdauungstrakt gelangen.
Der Zweck der Verdauung kann nicht erfüllt werden bei zu wenig Magensäure
Zweck der Verdauung ist es, unsere Nahrung in ihre Bestandteile aufzuspalten, so dass es möglich ist, diese ohne Schwierigkeiten in die Blutbahn aufzunehmen. Unser Magen steht am Anfang dieses Prozesses und das ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung.
Viele lebenswichtige Nährstoffe können nur in einem optimalen und sehr schmalen pH-Bereich ausreichend aufgeschlossen werden. Ist zu wenig Magensäure vorhanden, egal ob unser Körper zu wenig davon herstellt oder wir diesen Mangel künstlich durch Einnahme von Medikamenten zur Reduktion der Magensäure erzeugen, läuft die Vorbereitung der Nährstoffe für die Aufnahme in den Körper nicht optimal ab. Hält dieser Missstand nun längere Zeit an, entsteht ein Zustand teilweiser Mangelernährung.
Die Folgen dieser Mangelernährung, die einem Verhungern vor vollen Töpfen nicht unähnlich sind, reichen weit über den offensichtlichen Einflussbereich der Verdauungsorgane hinaus.
zu wenig Magensäure durch Antazida und PPI’s?
Die Wirkung von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder auch Säureblockern unterscheidet sich grundsätzlich von der von sogenannten Antazida. Antazida, sind Medikamente, die die Magensäure neutralisieren, das heißt also sie wirken sofort nach der Einnahme für 2 bis 3 Stunden.
Anders verhält es sich bei PPI’s. Sie passieren nach Einnahme zunächst den Magen und werden erst im Dünndarm aktiv. Dort wird das Medikament aufgeschlossen und gelangt in die Blutbahn. PPI’s hemmen die Magensäureproduktion, indem sie die Protonen-Pumpe in den Belegzellen des Magens unumkehrbar blocken.
Am effektivsten ist diese Blockung, wenn die Dichte der Protonen-Pumpen in den Belegzellen am höchsten ist. Das ist nach einer längeren Periode des Fastens der Fall. Aus diesem Grund sollten die Medikamente stets etwa 30- 60 Minuten vor dem Frühstück eingenommen werden. Es kann nur eine aktive Protonen-Pumpe geblockt werden.
Nimmt man also ohne nähere Untersuchung der Ursache eines Sodbrennens in einer sogenannten empirischen Therapie einen Säureblocker in Standarddosis ein, so kann es durchaus geschehen, dass durch diese nicht reversible Blockung des Austretens von Magensäure aus den Belegzellen tatsächlich ein künstlich erzeugter Magensäuremangel entsteht, weil die Standarddosis in diesem Fall zu hoch ist und/oder zu wenig Magensäure vorhanden ist.
Das Sodbrennen ist möglicherweise weg, aber es treten nun viele andere Probleme mit der Verdauung auf. Und schlimmer noch: bald kommt das Sodbrennen zurück und ist noch heftiger als zuvor.
Welche Folgen hat ein dauerhaft zu niedriger Magensäurespiegel
Nehmen wir einmal an, das uns das nahrhafteste Essen zur Verfügung steht das es gibt. Es enthält die optimalen Mengen an Vitaminen, Ballaststoffen, Mineralstoffen Vitaminen und Eiweißen.
Wir leiden aber an einem Magensäuremangel und/oder wir nehmen Säureblocker (PPI) ein.
Also haben wir eine Erkrankung namens atrophischer Magenschleimhautentzündung. Das ist ein Magensäuremangel durch den Untergang von Belegzellen in der Magenschleimhaut, die Salzsäure in den Magen abgeben, wenn das Hormon Gastrin sie dazu anregt und ihre Protonen-Pumpen noch funktionieren.
Der Verlust Säure produzierender Zellen nimmt mit dem Alter zu. Bereits 30% der über Sechzigjährigen leiden daran. Der Prozess der Verdauung hängt vom reibungslosen Zusammenspiel zahlreicher Enzyme, Hormone, Schleimstoffe, Säuren und anderer Verdauungssäfte ab.
Je höher nun der pH-Wert im Magen ansteigt, desdo mehr wird dieser vielschichtige und sehr exakt abgestimmte Prozess der Resorption von Nährstoffen aus dem Gleichgewicht gebracht. Und so verlassen viele lebenswichtige Aminosäuren, Mineralstoffe, Vitamine und andere Nährstoffe unseren Körper ungenutzt und bereichern die Ernährung der Bakterienflora des örtlichen Klärwerks.
Wie also werden Vitamine, Mineralstoffe und andere Nährstoffe in unseren Mägen aufbereitet um sie für den Körper nutzbar zu machen und was geschieht, wenn der pH-Wert in unseren Mägen steigt?
Nährstoffmangel durch zu wenig Magensäure
Durch zu wenig Magensäure, egal ob auf Grund einer atophischen Magenschleimhautentzündung oder durch Antazidaeinnahme, H2-Rezeptorblocker oder Protonenpumpeninhibitoren hervorgerufen kann es zu einer ganzen Reihe von Mangelzuständen kommen.
Mineralstoffmangel durch zu wenig Magensäure
Eisenmangel: Anämie, Blutarmut
Calciummangel: Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Nierensteine, Antriebslosigkeit, Depression
Zinkmangel: Libidoprobleme, häufige Infekte, Lippenherpes, trockene, schuppende Haut, Akne, Ekzeme, Hautpilze, Wundheilungsprobleme, Sehstörungen, Geruchsstörungen, Geschmacksstörungen, brüchige Nägel oder Rillenbildung, Haarausfall, vorzeitiges Ergrauen, brüchiges Haar
Vitaminmangel resultiert aus zu wenig Magensäure
Folsäuremangel:
- auffallende Blässe,
- gerötete und entzündete Zunge (Glossitis),
- Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme,
- Herzrhythmusstörungen, Atemnot,
- Schleimhautblutungen,
- vermehrte Blutergüsse,
- punktförmige Einblutungen der Haut,
- Appetitmangel und Gewichtsverlust, Abwehrschwäche
Vitamin B12-Mangel:
- Blutarmut (perniziöse Anämie)
- brennende Zunge
- Kribbeln in Armen und Beinen
- Muskelschwäche
- Gangunsicherheit, erhöhte Sturzneigung
- Müdigkeit, Konzentrationsschwäche
- Kopfschmerzen
- Depression
- Verwirrtheit
- Haarausfall
Proteinmangel, ein weiteres Ergebnis von zu wenig Magensäure
Proteine werden in unseren Mägen verdaut, in dem sie hydrolysiert werden. Das bedeutet, sie werden mit Hilfe des Enzyms Pepsin zu Aminosäuren und Peptiden(verbundene Aminosäuren) abgebaut. Damit dieser Vorgang optimal abläuft, braucht es im Magen einen pH-Wert zwischen 1 und 2.
Liegt der pH-Wert aber höher, ist das Milieu in unserem Magen basischer, nimmt die Hydrolysegeschwindigkeit ab. Die Eiweiße bleiben länger in unseren Mägen und werden nur noch zu 25% abgebaut, wenn der pH-Wert über 5 liegt.
Durch die Einnahme von PPI’s steigt der Wert mühelos über 5. Und nun kommt vielleicht noch ein nicht diagnostizierter Magensäuremangel hinzu und so kommt die Proteinverdauung fast zum Erliegen und alles gärt halb unverdaut in unserem Magen. Eine normale Proteinverdauung führt zur Freisetzung von essentiellen Aminosäuren wie Phenylalanin, Tryptophan, Valin und Leucin.
Aber es werden auch nichtessentielle Aminosäuren wie Arginin und Tyrosin gebildet. Wenn also die Bildung all dieser Eiweiße nur eingeschränkt oder gar nicht erfolgt, kann das schwerwiegende Konsequenzen haben.
Symptome von Proteinmangel:
- trockene Haut, brüchige Nägel, Haarausfall
- Müdigkeit, Leistungsabfall, Muskelschwäche
- Schlafstörungen
- Heißhunger oder ständiger Hunger
- Konzentrationsprobleme, Depressionen, schlechte Stimmung
- Infektanfälligkeit
- schlechte Wundheilung
- Fettleber
- Herzmuskelschwäche
Wogegen sollte man einen Säureblocker einnehmen
Zur Behandlung welcher Beschwerden und Erkrankungen sind Protonenpumpeninhibitoren (PPI’s) eigentlich zugelassen? Im Falle des meistverwendeten PPI’s Omeprazol 40mg sind das:
- Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, wodurch Schmerzen, Entzündung und Sodbrennen entstehen (Refluxösophagitis und gastroösophageale Refluxkrankheit)
- Geschwüre im oberen Teil des Darmes (Zwölffingerdarmgeschwür) oder im Magen (Magengeschwür)
- bei Dauereinnahme von NSAR (nichtsteroidale Entzündungshemmer: z.B. Aspirin, Diclofenac, Ibuprofen, …) verhindert Omeprazol die Bildung eines Geschwürs oder heilt ein bereits vorhandenes Geschwür
- Heilung von Geschwüren, die durch eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori entstanden sind
- übermäßige Bildung von Magensäure, die durch das Zollinger-Ellison-Syndrom hervor gerufen wurde (Zollinger-Ellison-Syndrom: entsteht durch einen Tumor im Zwölffingerdarm oder in der Bauchspeicheldrüse, der eine Steigerung der Gastrinproduktion bewirkt, welche wiederum die Ausschüttung von Magensäure durch die Belegzellen steigert, ein sogenanntes Gastrinom)
Gefahren der probatorischen Therapie bei zu wenig Magensäure
Wie wir also feststellen, ist Omeprazol 40mg zur Behandlung bestimmter Krankheitsbilder zugelassen. Bei der Refluxösophagitis, auch gastroösophageale Refluxkrankheit genannt, handelt es sich um das ernste Gesicht des Sodbrennens.
Auch Magengeschwüre und Zwölffingerdarmgeschwüre sind ernst zunehmende und durchaus behandlungsbedürftige Krankheitsbilder ebenso wie solche Geschwüre, die durch eine übermäßige Besiedlung des Magens mit Helicobacter pylori hervorgerufen werden und natürlich auch ein Gastrinom.
Eine solche Diagnose kann nur nach einer Endoskopie gestellt werden! Statt dessen aber wird in den letzten Jahren zunehmend eine Behandlung ohne vorhergehende Endoskopie durchgeführt. Es handelt sich also um eine sogenannte probatorische Therapie.
Nur wenn wir mit Alarmsymptomen wie Schluckstörungen, Gewichtsverlust, Blutungen im Magen-Darmtrakt, Nachtschweiß oder Blutarmut erscheinen, wird sofort eine Endoskopie angeordnet.
Das kann aber fatale Folgen haben, wenn die Ursache für unsere Beschwerden zu wenig Magensäure ist.
Meist sollen wir in so einem Fall etwa 2 Monate Omeprazol oder ein anderes PPI einnehmen. Das heißt, das Medikament hat 2 Monate Zeit in unserem Magen und Darm viele Regelkreise und Mechanismen, die unserer Verdauung zu Grunde liegen zu stören und uns immer neue Verdauungsbeschwerden zu verschaffen.
So wird aus dem ursprünglichen lästigen Sodbrennen in der Nacht dann schnell eine ganze Palette von Verdauungsstörungen wie Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Magenschmerzen.
Das können sowohl Verdauungsstörungen durch die nun weiter reduzierte Magensäuremenge und die daraus folgende mangelhafte Verdauung sein als auch schlicht die Nebenwirkungen der Einnahme des Medikaments.
Was sagt die Stiftung Warentest
Die Stiftung Warentest nimmt am 10.08.2018 unter der Überschrift >>Säureblocker nicht all zu sorglos schlucken<< zu diesem Thema Stellung. Auch hier ist man der Meinung, das Säureblocker in den letzten Jahren auffällig oft verordnet werden – auch bei Beschwerden wie Reizmagen, ohne belegten Nutzen.
Auch die fast vollständige Unterdrückung der Säurebildung im Magen durch PPI wird hier durchaus kritisch gesehen. Und nicht zuletzt der Einsatz solcher Mittel bei Magenproblemen ohne klare Diagnose. Auch das erhöhte Risiko für Speiseröhrenkrebs bei Langzeitanwendern wird erwähnt. Ebenso wie die Studie an knapp 800.000 Langzeitanwendern aus Schweden. Man beachte:
Die erhöhte Rate an Patienten mit Refluxkrankheit, die später an Speiseröhrenkrebs erkrankten, wurde bisher immer auf die Erkrankung, nicht aber auf die PPI-Einnahme bezogen. Die schwedische Studie hat aber mit Patienten gearbeitet, die die PPI’s aus anderen Gründen einnahmen! Ebenso wird auf viele weitere Risiken bei Langzeiteinnahme verwiesen.
Fazit
Ein niedriger Magensäurespiegel ist ein behandlungswürdiger Zustand und er kann durchaus zu einem Problem werden. Wenn etwa 30% der Menschen in unserem Land, die über 60 Jahre sind, nach Ansicht einer sich mehrenden Zahl von Medizinern darunter leiden und man ihnen dann auch noch „probatorisch“ Säureblocker verschreibt, die das Problem noch verschlimmern, sieht jeder vernünftig rechnende Mensch hier dringenden Handlungsbedarf.
Säureblocker haben zur Behandlung von Erkrankungen wie einer Speiseröhrenentzündung oder einem Magen-oder Zwölffingerdarmgeschwür ihre Berechtigung und sollen hier keineswegs verteufelt werden.
Ihr gezielter Einsatz in kurzzeitiger Behandlung kann den Heilungsprozess bei solchen Erkrankungen beschleunigen. Aber wir sprechen hier von Behandlungsdauern zwischen 10 und 20 Tagen. Danach sollte zu allererst über eine Ernährungsumstellung nachgedacht werden und nicht sofort über die sogenannte Erhaltungstherapie mit halber Dosis.
Ob aber die neuerdings propagierte probatorische Therapie hier wirklich hilfreich ist, bleibt aus unserer Sicht fraglich und alles andere als unbedenklich. Das oft ins Feld geführte günstige Nebenwirkungsprofil von PPI’s ist ebenso kurz gedacht wie schlicht unwahr. PPI’s können, insbesondere bei Langzeiteinnahme, gravierende Nebenwirkungen haben. Und sie machen in gewisser Weise abhängig.
Quellen
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- Johnston N, Dettmar PW, Bishwokarma B, Lively MO, Koufman JA. Activity/Stability of Human Pepsin: Implications for Reflux Attributed Laryngeal Disease. The Laryngoscope. 2007;117(6):1036-1039. doi:10.1097/MLG.0b013e31804154c3
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