Einleitung
Eine Verstopfung kann die Betroffenen stark beeinträchtigen. Man fühlt sich unwohl und aufgebläht und der Gang zur Toilette wird zur Qual. Das Absetzen von Stuhl ist schwierig und schmerzhaft. Der Kot ist hart und wird nur durch starkes Pressen und in kleinen Portionen ausgeschieden. Meist ist die Ursache für eine Verstopfung harmlos.
Die Schichtarbeit oder der Stress, die ungewohnte Umgebung am Urlaubsort machen den Gang zur Toilette zum Problem. Aber es können auch Erkrankungen dahinter stecken.
Verstopfung ist ein Symptom dafür, das mit unserer Verdauung etwas nicht stimmt, aber keine eigenständige Krankheit.
Was genau versteht man unter Verstopfung?
Bei einer Verstopfung haben Erwachsene nur bis zu zweimal in der Woche Stuhlgang. Meist ist der Stuhl hart und lässt sich nur durch starkes Pressen absetzen. Oft ist das Absetzen von Stuhl auch schmerzhaft. Der Stuhl ist dabei durch den zu langen Aufenthalt im Darm hart und klumpig.
Unter Verstopfung leiden 30 bis 60 Prozent der Deutschen. Man unterscheidet die Gelegenheitsverstopfung im Urlaub, bei Schichtarbeit oder Stress von der chronischen Verstopfung. Sie entsteht meist durch zu wenig Bewegung, zu wenig trinken, zu wenig Ballaststoffe und häufig unterdrückten Stuhldrang.
Aber auch Medikamente, Hormonstörungen, Darmerkrankungen, Elektrolytstörungen oder eine Schwangerschaft können eine Verstopfung hervorrufen.
Bei Verstopfung treten auch begleitende Symptome auf:
Oft berichten Betroffene von Völlegefühl und Unwohlsein, Blähungen, Bauchschmerzen, Druckgefühlen im Bauch, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Müdigkeit sowie Appetitlosigkeit.
9 Tipps gegen Verstopfung
- Esst ballaststoffreich >> Gemüse, Obst und Vollkornprodukte
- Esst in Ruhe, nicht nebenbei!
- Kaut jeden einzelnen Bissen gut!
- Trinkt ausreichend! Zwei Liter am Tag sollten es schon sein! Am besten trinkt Wasser oder Tee.
- Wenn irgend möglich unterdrückt den Stuhlgang nicht!
- Bewegt euch ausreichend! Auch die eine oder andere Treppe solltet ihr zu Fuß nehmen.
- Nehmt euch genügend Zeit für den Toilettengang. Zeitdruck ist beim Erledigen des großen Geschäfts nicht angebracht!
- Gewöhnt euren Darm an Regelmäßigkeit. Zum Beispiel geht jeden Morgen nach dem Frühstück zur Toilette und bleibt einige Zeit dort sitzen. Auch wenn zunächst nichts passiert, oft gewöhnt sich euer Körper an diese Abläufe und nutzt die Zeit dann zum regelmäßigen Absetzen von Kot.
- Nehmt euch regelmäßig Zeit für etwas Entspannung. Stress in jeder Form reduziert die Darmtätigkeit und fördert Verstopfungen.
Hausmittel gegen Verstopfung
ein kleiner Hocker wirkt manchmal Wunder
Platziert einen kleinen Hocker direkt vor dem WC und stellt die Beine darauf. So das ihr in einer leichten Hockhaltung sitzt. Das streckt den Enddarm und das Absetzen von Stuhl wird so erleichtert.
In normaler Sitzhaltung wird der letzte Teil des Enddarmes quasi abgeklemmt, das wirkt sich bei hartem Stuhl natürlich erschwerend aus.
In weiten Teilen Asiens erleichtert man sich in dieser Hockhaltung und benutzt dazu Stehtoiletten. Was in der westlichen Welt als veraltet gilt, wird in Asien von vielen Menschen geschätzt, weil es die Stuhlentleerung erleichtert.
Wärme hilft gegen Verstopfung
Eine Wärmflasche oder ein Heizkissen, wahlweise auch ein warmes Kirschkernkissen schafft bei Verstopfung oft Linderung und die verkrampfte Darmmuskulatur entspannt sich.
Auch ein warmes Bad kann helfen. Wer mag, kann ätherische Öle der Melisse oder des Lavendels ins Badewasser geben. Das verstärkt die entspannende Wirkung der Wärme noch.
Tees bei Verstopfung
Kamillenblütentee wird entkrampfende und beruhigende Wirkung auf die Verdauung zu geschrieben. Außerdem kann auch Kümmel und Anis als Teemischung hilfreich sein.
Der in Asien beliebte Fenchelsamen kann als Tee gereicht, die Verdauung unterstützen. Besonders beim Verzehr von Hülsenfrüchten schwören Asiaten auf die hilfreiche Wirkung von Kümmel-Fenchel-Mischungen.
Nicht wirklich zu empfehlen, aber wirkungsvoll ist das Trinken einer Tasse Kaffee auf nüchternen Magen. Allerdings nur bei Menschen, die nicht gewohnheitsmäßig Kaffee trinken. Bei ihnen bleibt die gewünschte Wirkung meist aus.
Ballaststoffe beugen vor
Flohsamen, Chiasamen oder Leinsamen sind hier die Klassiker. Alle drei enthalten sehr viele Ballaststoffe und quellen bei ausreichender Wasserzufuhr im Darm auf. Auch Vollkornprodukte und frisches Ost und Gemüse helfen den Stuhl feucht und geschmeidig zu halten.
Solltet ihr eure Ernährung auf ballaststoffreich um stellen wollen, erhöht die Menge an Lebensmitteln mit vielen Ballaststoffen allmählich! Sonst kann es zu Blähungen und Krämpfen kommen.
Auch der Verzehr von Trockenobst, kann eine Verstopfung beseitigen. Pflaumen Feigen und auch Aprikosen in getrockneter Form sind hilfreich.
Ihr könnt die getrockneten Pflaumen über Nacht in Wasser einweichen und sie dann morgens essen, oder ins Müsli tun. Die Pflaumen wirken am besten am Morgen auf nüchternen Magen, oder abends vor dem zu Bett gehen.
Mit Feigen und Aprikosen kann man ähnlich verfahren.
Gemüsesäfte gegen Verstopfung
Tomatensaft, Rote Beetesaft und Sauerkrautsaft haben eine abführende Wirkung. Sie aktivieren den Darm und beugen so einer Verstopfung vor. Wer den Geschmack pur nicht mag, der kann sie miteinander mischen oder auch mit Apfelsaft vermengen.
Öle gegen Verstopfung
Olivenöl, Leinöl und Rizinusöl könnt ihr am Morgen pur einnehmen. Sie haben alle drei einen stimulierenden Effekt auf den Darm und die Stuhlausscheidung. Verwendet möglichst nur kaltgepresste und naturbelassene Öle.
Rhizinusöl wird eine abführende Wirkung nachgesagt. Der Darm verarbeitet Rizinusöl zu Ricinolsäure und die hemmt den Entzug von Wasser im Darm. Deshalb bleibt der Stuhl feuchter und weicher. Der Geschmack ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Deshalb gibt es Rizinusöl auch in Kapselform. Dauerhaft solltet ihr es aber nicht verwenden.
Verdauungshilfe durch Fermentation
Kimchi nennt man in Korea die traditionelle Verarbeitung verschiedener Gemüsesorten durch Fermentation. Dabei wird Gemüse durch Milchsäuregärung haltbar oder aber einfach leichter verdaulich gemacht. Milchsäurebakterien kommen auch in unserem Verdauungstrakt vor und verstoffwechseln dort die Nahrung. Unter anderem sind sie auch für die Abwehr schädlicher Keime zuständig.
Die Aufnahme von nützlichen Bakterien wie den Milchsäurebakterien unterstützt ein gesundes Darmbiom und lindert damit auch Beschwerden durch Verstopfung.
In unseren Breitengraden ist es das gute alte Sauerkraut, das durch Milchsäuregärung haltbar gemacht wird und auch leichter verdaulich.
Damit zählen Kimchi, Sauerkraut aber auch Miso, saure Gurken, viele Milchprodukte und Kombucha zu den sogenannten probiotischen Lebensmitteln, weil sie durch den Einsatz von Bakterien zu besseren Verdauung vor behandelt worden sind.
welche Milchprodukte im Kampf gegen Verstopfung?
Unter den Milchprodukten sind es die probiotischen , die helfen eine gesunde Darmflora auf zu bauen und so nützliche Bakterien im Darm an zu siedeln. So wird die Darmflora wieder ins Gleichgewicht gebraucht und einer Verstopfung vor gebeugt.
Probiotische Lebensmittel enthalten lebensfähige Mikroorganismen, in unserem Fall Bakterien wie Lactobacillus oder Bifidus -Bakterien. Lange war umstritten ob diese Lebensmittel mit den lebenden Bakterienkulturen in der Lage sind, die Salzsäure in unseren Mägen zu überleben, um dann in den Darm zu gelangen, wo sie erst ihre Wirkung erzielen können.
Inzwischen aber konnte durch Studien nachgewiesen werden, dass das funktioniert und die meisten Gastroenterologen und Hausärzte empfehlen auch die Einnahme. Selbst beim Reizdarmsyndrom werden Bifidus-Bakterien inzwischen verstärkt eingesetzt.
Milchzucker führt ab
Milchzucker, auch als Lactose bekannt, regt die Darmtätigkeit an und führt ab.
wenn man mehr als üblich Milchzucker zu sich nimmt, dann ist im Körper nicht genug von dem Enzym Laktase vorhanden um ihn zu spalten und zu zerlegen. Der nicht zu verdauende Milchzucker zieht Wasser aus dem Körper in den Darm. Das macht den Stuhl weicher und voluminöser.
Beginnt mit einem Esslöffel pro Tag und erhöht die Dosis wenn nötig langsam auf bis zu 4 Esslöffel täglich. Mehr sollte nicht verwendet werden und ihr könnt ihn in Saft, Joghurt, Müsli oder Tee einrühren.
Achtung!
Bei Laktoseintoleranz solltet ihr ein anderes der erläuterten Hausmittel verwenden!
Glaubersalz zum Abführen
Natriumsulfat, auch als Glaubersalz bekannt, ist ein sehr effektives Abführmittel. Es verhindert, das dem Verdauungsbrei im Darm vom Körper das Wasser entzogen wird. Das führt dann zu einer schnellen Entleerung.
Allerddings ist die Stuhlentleerung Durchfall-ähnlich und heftig und der Geschmack ist ziemlich übel. Es muss bei Anwendung von Glaubersalz sehr viel getrunken werden, weil mehr Wasser ausgeschieden wird als normaler Weise.
Das Glaubersalz wird einmalig eingenommen. Es werden 2 bis max. 4 Teelöffel in 250 ml Wasser eingerührt und anschließend getrunken. Danach trinkt bitte noch mindestens ein weiteres Glas Wasser. Nach ca.30 bis 90 Minuten setzt die Wirkung ein und kann mehrere Stunden andauern. Plant die Einnahme gut voraus, denn in den nächsten Stunden solltet ihr immer eine Toilette in der Nähe haben.
Glaubersalz sollte immer eine Notlösung sein und niemals über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Der gute alte Einlauf gegen Verstopfung
Um bei einer akuten Verstopfung Abhilfe zu schaffen ist der Einlauf noch immer ein bewährtes Mittel. Der Darm bekommt Flüssigkeit zu geführt und die Darmmotorik wird angeregt. Besitzt ihr also ein Einlaufgerät, so ist die Durchführung eines Einlaufes die Methode eine hartnäckige Verstopfung zu lösen!
Bauchmassagen und Akkupressur
Besonders bei längerer Bettlägrigkeit solltet ihr den Bauch zur Anregung der Verdauung massieren.
So wird’s gemacht: Massiert mit leichtem Druck den gesamten Unterbauch kreisörmig im Uhrzeigersinn von rechts nach links.
Eine weitere Maßnahme ist die Akupressur. Dabei übt ihr mit Zeige- und Mittelfinger leichten Druck auf den Damm (Perineum) aus und haltet den Druck über mehrere Sekunden. Dann kurz locker lassen und das Ganze wiederholen. Bereits nach mehreren Übungsintervallen können sich erste Ergebnisse zeigen.
Vorsicht während der Schwangerschaft!
Leidet ihr unter einer hartnäckigen Verstopfung haltet Rücksprache mit dem Frauenarzt, ob das bei euch ratsam ist!
Diagnose >> chronische Verstopfung
Eine vorübergehende Verstopfung ist nicht selten und die meisten Menschen haben hin und wieder einen trägen Darm, etwa weil am Urlaubsort andere klimatische Verhältnisse herrschen und das Essen ungewohnt ist.
Mit etwas Geduld sind solche Verstopfungen meist schnell überwunden.
Die chronische Verstopfung lässt sich meist schwerer beheben. Auch wenn die Angst „zu platzen“ subjektiv vorhanden ist, so ist sie doch objektiv meist unbegründet. Dennoch besteht für die Betroffenen ein hoher Leidensdruck.
Von einer chronischen Verstopfung spricht man, wenn seit mindestens drei Monaten eine unbefriedigende Stuhlentleerung stattfindet und der Stuhlgang mindestens von zweien der folgenden Leitsymptome begleitet wird:
- weniger als drei Stuhlgänge pro Woche
- klumpiger und harter Stuhlgang
- subjektives Gefühl sich nicht vollständig entleert zu haben
- starkes Pressen
- Gefühl von Verschluss oder Blockierung im Enddarm
Medikamente gegen Verstopfung
Abführmittel (Laxanzien) solltet ihr erst dann einnehmen, wenn Hausmittel binnen eines Monats keine Wirkung gezeigt haben. Es gibt verschiedene Arten von Abführmitteln, die zum Teil frei verkäuflich zum Teil aber auch rezeptpflichtig sind.
- Mittel, die im Darm Wasser binden. Dadurch bleibt der Stuhl im Darm leitfähig. Dazu gehören Bittersalz, Laktulose, Macrogol und Sorbit.
- Stuhlaufweichende Mittel vermischen sich mit dem Stuhl im Darm und wirken als Gleitmitttel (Paraffinöl).
- Prokinetika erhöhen die Darmbewegung und so wird der Stuhl schneller in Richtung des Darmausganges geleitet (Prucaloprid).
- Gasbildende Abführmittel setzen im Darm Gase frei (Kohlendioxid). Dadurch nimmt der Druck auf die Darmwand zu und der Transport des Stuhls wird beschleunigt aber auch der Stuhlreflex wird angeregt.
- Wassertreibende Mittel ziehen Wasser in den Darm (Bisacodyl).
Lasst euch vom Apotheker beraten, welches Abführmittel für euch geeignet ist und wendet es genau so an wie es in der Packungsbeilage steht. Keinesfalls dürfen die Mittel ohne Rücksprache mit dem Arzt über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Bei zu hoher Dosis oder zu langer Einnahme können ernste Nebenwirkungen eintreten. Es kann zu einem Flüssigkeitsverlust oder Salzverlust kommen.
https://smarticular.net/hausmittel-verdauungsprobleme-kinder/
Quellen
- Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2012
- Classen M. et al.: Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 5. Auflage, 2004
- Grünwald, J.; Jänicke, C.: Grüne Apotheke, Gräfe und Unzer Verlag, Berlin 2004
- Riemann, J.F. et al.: Gastroenterologie, Georg Thieme Verlag, 2007
- Stein, J. & Jauch, K.-W.: Praxishandbuch klinische Ernährung und Infusionstherapie, Springer-Verlag, 2013
- Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, Haug Verlag, 4. Auflage, 2014
- Bachmann, S.; Längler, A.: Hausmittel in der modernen Medizin, Urban und Fischer, München 2005
- Bachmann, S.; Längler, A.: Hausmittel in der modernen Medizin, Urban und Fischer, München 2005
- Arzneipflanzenlexikon – Register: www.pharmakobotanik.de
- Schwandner, O.: Proktologische Diagnostik, Springer Verlag, 2016