Einführung
Fructoseintoleranz auch Fructoseunverträglichkeit oder Fructosemalabsorption genannt wird oft schwer erkannt. Die auftretenden Beschwerden sind anfangs eher allgemeine Magen-Darm-Symptome. Durch das verzögerte Auftreten von Beschwerden wird oft erst spät ein Zusammenhang mit dem Verzehr von Fruchtzucker hergestellt. Häufig kommt es auch zu Fehldiagnosen. Die Fructoseintoleranz kann große Wirkungen auf Körper und Psyche haben.
Was ist Fructose?
Fructose ist der Zucker in Früchten und Gemüsen, auch Fruchtzucker genannt. Fructose gehört in die Gruppe der Einfachzucker (Monosacharide). Diese Zucker bestehen aus vielen einzelnen Zuckermolekülen. Unser Haushaltszucker besteht je zur Hälfte aus Fructose und Glucose (Traubenzucker, Dextrose). Somit ist Haushaltszucker (Saccharose) also ein Zweifachzucker. Glucose ist der wichtigste Lieferant für die vom Körper benötigte Energie. Alle Zellen unseres Körpers bevorzugen Glucose zur Energiegewinnung. So gelangt der Traubenzucker sehr viel schneller ins Blut als der Fruchtzucker, welcher erst über Umwege zur Energieerzeugung verstoffwechselt wird.
Wo ist das Problem bei Fructose?
Reine Fructose ist nun aber etwa doppelt so süß wie reine Glucose. Und hier kommen all die Fertigprodukte ins Spiel. Bei ihrer Herstellung setzt die Lebensmittelindustrie die Fructose gern und großzügig ein.
Die Natur nutzt die Süße der Fructose in den Früchten dazu, Tiere anzulocken, die beim Verzehr der reifen Früchte die Samen der Pflanzen weit verteilen. Deshalb ist Fructose in nahezu allen Obst- und Gemüsesorten in unterschiedlicher Menge enthalten.
Die Früchte wilder Obst- und Gemüsesorten enthalten meist deutlich weniger Fructose als die Züchtungen dieser Sorten.
Besonders schwierig wird es bei den Fruchtsäften. Sie enthalten noch mehr Fruchtzucker im prozentualen Anteil gerechnet als die Früchte, denn ihnen sind die Balaststoffe entzogen worden.
Was macht Fructose für die Lebensmittelindustrie so attraktiv?
Fructose besitzt die höchste Süßkraft von allen Zuckern. Der in Fertigprodukten meist verwendete Fructose-Sirup bietet gegenüber Haushaltszucker im Verarbeitungsprozess einige technologische Vorteile.
Fructose-Sirup intensiviert den Geschmack von fruchtigen aber auch würzigen Speisen.
Das Volumen von Gebäck wird durch Süßen mit Fructose-Sirup erhöht und die Bräunung des Gebäckes wird intensiver. Bei Tiefkühlkost verhindert er die Eiskristallbildung, er ist hervorragend löslich und bildet keine Kristalle.
Fructose-Sirup ist sehr günstig herzustellen und relativ sparsam im Verbrauch durch seine hohe Süßkraft.
Durch diese nicht unerheblichen Vorteile der Verwendung von Fructose-Sirup für die Lebensmittelindustrie finden wir Fructose nun in den unterschiedlichsten Lebensmitteln von Mixed Pickles und Essiggurken über Schokoriegel und Marmorkuchen bis zu Dressings und natürlich den beliebten Erfrischungsgetränken.
Fructose in verarbeiteten Lebensmitteln überlastet oft den Dünndarm
Für den normalen Abbau von Fructosemengen, wie sie in Früchten und Gemüsen enthalten sind, ist ein gesunder Darm bestens gerüstet. Gelangen jedoch große Mengen an Fructose aus Getränken oder Süßwaren in den Darm, kann es zu Problemen kommen. Unser Körper besitzt nur eine gewisse Zahl von sogenannten Glut-5-Transportern, jenen Transportproteinen, die die Fructose in die Zellen der Dünndarmwand befördern.
Solche Transportproteine sind jedoch keine fixen Konstanten im Dünndarm, denn ihre Produktion ist abhängig davon, wie viele benötigt werden, der Tageszeit und dem Alter.
Wird der Dünndarm nun mit übermäßig viel Fructose aus verarbeiteten Lebensmitteln überlastet, so kann er die Fructose nicht mehr in ausreichendem Maße durch die Zellwände ins Blut schleusen. Die Fructose gelangt so mit dem übrigen Nahrungsbrei in den Dickdarm und wird dort zu einem Festschmaus für bestimmte Bakterien, deren Stoffwechselprodukte dann oft zu Beschwerden führen.
Beschwerden bei Fructoseintoleranz
Bei der Fructoseintoleranz kann dieser Zucker nicht über den Dünndarm aufgenommen werden und bleibt im Darm. Er wird in den Dickdarm weiter transportiert und dort von verschiedenen Bakterien verstoffwechselt. Dabei entsteht Wasserstoff, Kohlendioxid und kurzkettige Fettsäuren. Wasserstoff macht keine Symptome, das Kohlendioxid führt zu Blähungen und Bauchschmerzen.
Die kurzkettigen Fettsäuren erzeugen ein Ungleichgewicht im lokalen Wasserhaushalt, das zum Eindringen von Wasser ins Darminnere führt. Das wiederum führt zu wässrigem Durchfall.
Aber es gibt auch Bakterien, die Methan als Stoffwechselprodukt herstellen. Dieses Methan verlangsamt die Darmbewegung erheblich und es kann zu Verstopfung kommen.
Die mit Abstand am häufigsten auftretenden Symptome von Fructoseintoleranz sind:
- Bauchschmerzen / Magenkrämpfe
- Durchfall oder Verstopfung
- Übelkeit
- Blähungen
- Erbrechen
- Sodbrennen
- laute Darmgräusche
Auch außerhalb des Verdauungstraktes treten oft Symptome bei Fructoseintoleranz auf:
- Kopfschmerzen (Migräne)
- Müdigkeit
- depressive Verstimmungen
- Schwindel
- Mundgeruch
- rissige Nägel
- Akne
- Infektanfälligkeit
- Gelenkschmerzen
- erniedrigte Eisenwerte
- Panikattacken
- Heißhungerattacken oder permanenter Appetit auf Süßes
Problem: zeitlich verzögertes Auftreten von Symptomen bei Fructoseintoleranz
Die Symptome treten niemals sofort nach dem Verzehr von Fructose auf, sondern frühestens nachdem die Fructose den Darm erreicht hat. Hier sind es zumindest etwa 20 Minuten bei Verzehr auf nüchternen Magen. Aber viele Betroffene berichten über Symptome die erst 24 Stunden bis 48 Stunden nach dem Verzehr auftreten.
Die Schwierigkeit liegt hier bei der richtigen Zuordnung der Symptome. Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Unverträglichkeit, weil sie ihre Symptome nicht mit dem Konsum von Fruchtzucker in Verbindung bringen und sie nicht wissen, in wie vielen verarbeiteten Lebensmitteln Fructose enthalten ist.
GLUT Transporter
Um Fruchtzucker aus der Nahrung aufzunehmen braucht der menschliche Organismus Transportproteine. Sie transportieren bestimmte Stoffe durch Zellwände. GLUT ist die Abkürzung des sogenannten GLUcose-Transporters. Die Wirkmechanismen solcher Transportproteine sind noch nicht abschließend geklärt. Der GLUT-5-Transporter nimmt die Fructose aus dem Nahrungsbrei auf und bringt sie in die Dünndarmzelle hinein.
Der SGLT-1-Transporter bringt gemeinsam mit einem Natrium-Ion die Glucose in die Dünndarmzelle. Vom Zellinneren gelangt die Fructose nun durch den GLUT-2-Transporter in die Blutbahn. Die vom Körper produzierte Menge an Transportproteinen hängt von der Menge an Fructose ab, die in unseren Darm gelangt. Nun stellt sich natürlich die Frage, welcher dieser Mechanismen bei Fructoseintoleranz gestört ist und warum. Funktionieren die GLUT-Transporter nicht oder nur eingeschränkt?
Werden zu wenige von ihnen hergestellt? Vielleicht funktioniert auch einfach die Signalübertragung im Körper an dieser Stelle nicht richtig? Oder überfrachten wir unseren Körper mit zu viel Fructose?
Die Antwort hierauf lautet schlicht: Wir kennen den Grund noch nicht!
Tatsächlich ist alles Genannte als Ursache möglich oder ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren.
Außerdem scheint es eine Rolle zu spielen, wann wir Fructose zu uns nehmen und in welchem Alter wir das tun.
Blockiert Sorbit (E420) tatsächlich GLUT-5-Transporter?
Oft liest man, das Sorbit die GLUT-5-Transporter blockiert. Sorbit ist ein Zuckeralkohol, der in einigen Lebensmitteln natürlich vorkommt. Aber er ist in der Lage viel Wasser zu ziehen und wird deshalb in vielen industriell gefertigten Backwaren eingesetzt um sie länger feucht zu halten.
Außerdem wird er auch oft als Zuckeraustauschstoff bei Kaugummi und Süßigkeiten verwendet, denn er schont die Zähne und hat kaum Kalorien.
Erfahrungsgemäß verschlechtert sich eine Fructoseintoleranz bei gleichzeitiger Aufnahme von Sorbit.
Aber es gibt bisher keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis dafür, das Sorbit einen negativen Einfluss hat.
Der Traubenzuckertrick
Glucose (Traubenzucker) gleichzeitig mit Fructose aufgenommen, hilft beim Transport der Fructose ins Blut. Dafür sind folgende Mechanismen verantwortlich:
- Auch Glucose wird durch die GLUT-2-Transporter in die Blutbahn aufgenommen. Das heißt, je mehr Glucose sich im Darm befindet, je mehr solcher Transporter werden bereitgestellt. Diese Glut-2-Transporter schleusen aber auch Fructose aus den Zellen der Darmwand in die Blutbahn und so kann bei Anwesenheit von viel Glucose mehr Fructose aufgenommen werden ohne das dies zu Beschwerden führt.
- Glucose, also Traubenzucker hat einen positiven Effekt auf die Bildung von GLUT-5-Transportern. Damit kann mehr Fructose ins Blut geschleust werden, wenn auch Traubenzucker vorhanden ist.
Fructoseintoleranz – die Diagnose
Meist wird zunächst ohne eine Diät zu halten, ein Ernährungstagebuch geführt in dem auch alle auftretenden Symptome mit Datum und Uhrzeit vermerkt werden. Der Arzt wertet dieses Tagebuch aus und wenn sich sein Verdacht auf Fructoseintoleranz erhärtet, wird er einen H²-Atemtest anordnen. Dabei trinkt man eine Lösung mit Fructose und es wird der Gehalt der Atemluft an H² registriert.
Testvorbereitung
- Ihr dürft 12 Stunden vor dem Test nichts essen und nur Leitungswasser trinken.
- Esst binnen eines Tages vor dem Test nur leichte Kost und vermeidet es Kohl und Lauch zu essen.
- Betreibt unmittelbar vor dem Test und auch während der Testphase keinen Sport oder irgendwelche körperlichen Anstrengungen.
- 2 Stunden vor dem Test dürft ihr nicht rauchen, denn Raucher atmen Kohlenmonoxid aus, dass den Sensor des Testgerätes aktivieren kann und so die Ergebnisse verfälschen.
- Am Tag des Testes dürft ihr keine Mundspülung oder Haftmittel für Prothesen verwenden.
Achtung:
Solltet ihr in den letzten 4 Wochen Antibiotika eingenommen haben oder eine Darmspiegelung gehabt haben, ist kein aussagekräftiges Testergebnis möglich.
Ablauf des Testes
Genau wie beim H²-Atemtest bei Laktoseintoleranz wird zunächst ein Nüchternwert ermittelt und dann bekommt ihr eine Testlösung mit 25g Fructose zu trinken. Danach wird alle 15 bis 30 Minuten erneut gemessen. Oft zieht sich die Untersuchung bis zu 4 Stunden hin. Meist treten nach 90 bis 180 Minuten Symptome auf. Bei positivem Befund tritt nach etwa 4 Stunden oft Durchfall auf. Genaueres zu dem Test lest ihr am besten hier: ⇒Laktoseintoleranz
Euer Arzt sollte möglichst noch einige Blutuntersuchungen anordnen. Bei Fructoseintoleranz sollten vor allem die Werte für Folsäure, Vitamin B12, Serumamylase, Lipase, Zink und Eisen bestimmt werden.
Behandlung der Fructoseintoleranz
Wissenschaftler und Ärzte sind sich nicht einig darüber, ob eine Fructoseunverträglichkeit eine Krankheit ist, oder ob es sich dabei um einen normalen Vorgang handelt, der einfach von der zugeführten Fructosemenge abhängt. Schätzungen zur Folge hat jeder Zweite Blähungen und Durchfall, wenn er oder sie 25 Gramm Fruchtzucker oder mehr auf einmal zu sich nimmt.
Achtung: ⇒ Hereditäre Fructoseintoleranz
Es gibt eine erbliche Fructoseintoleranz. Sie kommt nur sehr selten vor und ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung. Bei dieser Erkrankung fehlt dem Körper ein Enzym – die Fructose-1-Phosphat-Aldolase -, deshalb kann er Fructose nicht wie gewöhnlich abbauen. So reichert sich die Fructose in der Wand des Dünndarmes, in der Leber und in den Nieren an. Wird diese Stoffwechselerkrankung nicht behandelt, so kann sie zu schweren Funktionsstörungen der Leber und der Nieren führen.
Die Erkrankung tritt bereits im Säuglingsalter in Erscheinung. Es kommt bei betroffenen Kindern zu Erbrechen, Durchfall und zu Unterzuckerungen mit Schwitzen, Schwindel und Krämpfen.
Solche Kinder müssen in den ersten Lebensjahren auf Fruchtzucker, Sorbit und Haushaltszucker verzichten. Erst später wird Fruchtzucker in sehr geringen Mengen und unter ärztlicher Aufsicht gegeben.
Ernährunsumstellung
Wenn es bei euch nahe liegend ist, das ihr Fructose schlecht vertragt rät der Arzt zu einer Ernährungsumstellung.
Zu Beginn der Umstellungsphase müsst ihr 2 bis 4 Wochen radikal auf Fruchtzucker verzichten um dem Darm genügend Zeit zu geben, sich zu erholen. In einem Ernährungs- und Symptomtagebuch notiert ihr, was ihr gegessen habt und welche Beschwerden aufgetreten sind. Die Beschwerden sollten ohne Aufnahme von Fruchtzucker deutlich nach lassen.
Hierauf folgt nun die Testphase. Ihr nehmt langsam wieder fructosehaltige Lebensmittel zu euch. Zunächst solche die nur wenig Fruchtzucker enthalten wie etwa Himbeeren, Kiwi oder Aprikosen und Zitrusfrüchte. Dabei führt ihr weiter das Ernährungs- und Symptomtagebuch. Dann esst ihr nach und nach immer mehr und immer fruchtzuckerhaltigere Nahrungsmittel, bis ihr merkt, das der Darm erneut rebelliert. So findet ihr eure individuelle Maximalmenge an Fruchtzucker, die ihr eben noch vertragt.
Wichtig zu wissen:
Bei Fructoseintoleranz ist es mit dem Fruchtzucker nicht wie bei anderen Intoleranzen wie der Laktoseintoleranz. Hier muss Lactose gemieden werden. Bei der Fructoseintoleranz aber ist das Gegenteil der Fall! Ihr müsst immer wieder bis an eure Grenzen im Fruchtzuckerverzehr gehen! Das ist wichtig, denn die Funktionsfähigkeit der Transporteiweiße lässt nach, wenn ihr Fruchtzucker zu radikal meidet.
Das heißt, die ohnehin schon eingeschränkte Aufnahme von Fruchtzucker im Dünndarm würde sich noch weiter verschlechtern, wenn ihr Fruchtzucker meidet! Es ist sehr wichtig, die Absorption von Fruchtzucker immer wieder bis an die Grenzen der Beschwerdefreiheit auszureizen! Andernfalls würde der Körper quasi verlernen, Fruchtzucker aufzunehmen.
Ernährungstipps bei Fructoseintoleranz
- Einige Obstsorten gelten als relativ gut verträglich, weil sie Fruchtzucker und Traubenzucker in einem sehr günstigen Verhältnis beinhalten. Da Glucose wie oben beschrieben die Aufnahme von Fructose im Darm fördert werden unter anderen besonders Bananen, Aprikosen und auch die meisten Beeren sehr gut vertragen. Ihr könnt auch etwas Traubenzucker unter das Obst mischen!
- Esst Obst nicht auf nüchternen Magen und am besten zu einer Mahlzeit (Nachtisch). Auch der gemeinsame Verzehr von Milchprodukten und Obst soll sich förderlich auf die Fruchtzuckeraufnahme auswirken, denn Fett verlangsamt die Darmpassage und so bleibt im Darm mehr Zeit, die Fructose aufzunehmen.
- Problem: Zuckeraustauschstoffe
Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit, Mannit und Isomalt behindern die Aufnahme von Fruchtzucker im Darm. Das macht die Beschwerden schlimmer. Da heißt es aufpassen mit Kaugummis, Speiseeis, Fertigprodukten und zuckerfreien Bonbons. Sorbitol findet sich auch in natürlichem Obst. Besonders Birnen und Pflaumen enthalten viel davon.
Medikamente bei Fructoseintoleranz?
Es ist verführerisch Mittel einzunehmen, die das Enzym Xylose Isomerase enthalten einzunehmen und damit ein ganz normales Leben ohne jede Diät zu führen. Es finden sich im Netz auch jede Menge positive Erfahrungsberichte. Kapseln die Xylose Isomerase enthalten könnt ihr in der Apotheke kaufen. Sie sind rezeptfrei erhältlich. Aber halten diese Produkte auch was sie versprechen?
Kapseln mit Xylose isomerase
Solche Kapseln gibt es in Deutschland in der Apotheke ohne Rezept. Sie sollten immer kurz vor einer fructosehaltigen Mahlzeit eingenommen werden. Es handelt sich um FRUCTAID-Kapseln und FRUCTOSIN-Kapseln. Fructaid-Kapseln kosten 0,43€, Fructosin-Kapseln 0,66€.
Was für ein Enzym ist Xylose Isomerase?
Dieses Enzym ist seit vielen Jahren bekannt. Man gewinnt es aus Bakterien. Xylose Isomerase nennt man auch Glucose Isomerase. Dieses Enzym hilft dabei, Fructose in Glucose umzuwandeln, damit der Dünndarm sie besser aufnehmen kann und sie nicht im Dickdarm landet, wo es dann zu den besprochenen Problemen kommt. Das Enzym wird heute oft in der Lebensmittelindustrie verwendet.
Studien zur Wirksamkeit von Xylose Isomerse
Studien zur Wirksamkeit dieser Medizinprodukte sind allerdings dünn gesät. Es gibt nur eine einzige Studie mit einer sehr kleinen Studienkohorte mit 65 Testpersonen mit Fructoseintoleranz. Die Teilnehmer nahmen 3 Kapseln Xylose Isomerase ein bevor ihnen 25g Fructose verabreicht wurde. Im Vergleich zur Placebogruppe führte dies zu reduzierten Werten beim H²-Atemtest.
Die Teilnehmer der Studie die Xylose Isomerase erhalten hatten, klagten auch weniger über Bauchschmerzen und Übelkeit. Allerdings hatten sie genauso viele Blähungen, wie die Teilnehmer aus der Placebogruppe.
Aber es wurde nur einmalig getestet. Über eine längerfristige Wirkung der Medizinprodukte gibt es keine Erkenntnisse. Es fehlen auch Untersuchungen dazu, ob die Mittel bei normaler Nahrungsaufnahme funktionieren und wie die Langzeitwirkung ist. Außerdem hat niemand die Nebenwirkungen der beiden Xylose Isomerase-Produkte dokumentiert.
Da es sich bei beiden Produkten um sogenannte Medizinprodukte, nicht aber um Arzneimittel handelt gelten nicht so strenge Kriterien zum Wirksamkeitsnachweis aber auch der Sicherheit der Mittel.
Achtung:
Besondere Vorsicht ist bei Diabetikern angebracht! Das Enzym wandelt Fructose in Glucose um, das heißt, plötzlich wird viel mehr Glucose aufgenommen als vorher! Das wirkt sich auf den Blutzuckerspiegel negativ aus! Ebenfalls nur nach Rücksprache mit dem Arzt sollten Kinder, Schwangere und Stillende diese Kapseln einnehmen.
Begleiterkrankungen einer unentdeckten Fructoseintoleranz
Durch die bei Fructoseintoleranz veränderte Darmflora kann es zu einem Mangel an Folsäure, dem Mineral Zink oder der Aminosäure Tryptophan kommen.
Folsäure wird im Körper unter anderem zur Blutbildung benötigt. ein Mangel an Folsäure kann dazu führen, das rote Blutkörperchen nicht richtig gebildet werden, was wiederum zu einer Blutarmut (Anämie) führen kann. Besonders in der Schwangerschaft kann ein Folsäuremangel gefährlich werden.
Hier besteht die Möglichkeit, das sich das Baby nicht richtig entwickeln kann. Es kann zu einem sogenannten Neuralrohrdefekt kommen. Hierunter sind Fehlbildungen des Gehirns verschiedener Art zu verstehen.
Ein Mangel an Zink, hervorgerufen durch eine Fructoseunverträglichkeit kann zu Immmunabwehrproblemen führen.
Die Aminosäure Tryptophan wird sowohl für die Synthese von Vitamin B3 benötigt als auch für die Bildung von Serotonin, einem wichtigen Neurotransmitter. Ein Mangel an Serotonin kann weitreichende Auswirkungen auf das Seelenleben Betroffener haben.
Reizdarmsyndrom als Folge von Fructoseintoleranz?
Wenn Fructoseintoleranz lange Zeit unentdeckt bleibt, kann es zu einer erheblichen Schädigung der Darmschleimhaut kommen. Und hier entsteht dann ein Teufelskreis. Ist die Darmschleimhaut kaputt, werden wichtige Enzyme wie Lactase oder Diaminoxidase nicht mehr ausreichend gebildet und damit erhöht sich das Risiko, an anderen Intoleranzen zu erkranken.
Es kann zur Ausbildung einer Lactoseintoleranz kommen.
Bei einem Mangel an Diaminoxidase(DAO) der durch die Zerstörung der Dünndarmschleimhaut bei Fructoseintoleranz entstehen kann, entwickelt sich möglicherweise nun auch eine Histaminintoleranz.
Das Darmbiom kann durch eine Fructoseintoleranz nachhaltig gestört werden. Es entsteht im Darm eine sogenannte Dysbiose. Dadurch entsteht eine Fehlbesiedelung des Dünndarmes. Dabei wandern Bakterien die sich normalerweise im Dickdarm befinden in den Dünndarm ein und lösen dort Gärungsprozesse aus. So kommt es dann zu einem starken Völlegefühl, Blähungen, Durchfällen, Koliken und meist entsteht auch ein Gewichtsverlust.
All diese Symptome gehören in den Bereich des Reizdarmsyndroms.
Was hilft, wenn man zu viel Fructose gegessen hat?
Wenn euch nach Verzehr von zu viel Fructose die üblichen Symptome plagen hilft folgendes:
- Wärmflasche oder Heizkissen auf den unteren Bauch legen
- entblähende Tees wie Fenchel-, Kümmel- oder Schafgarbentee trinken
- bei Sodbrennen ein Antazidum einnehmen
- gegen Übelkeit hilft Ingwertee
- bei Durchfall erleichtert euch Wundsalbe an der richtigen Stelle das Leben erheblich
Wem das nicht ausreichend hilft, sollte sich vom Arzt entsprechende Medikamente für solche Fälle verschreiben lassen!
Bekommt man eine Fettleber durch Fructoseintoleranz?
Diese Frage wird im Moment heftig und auch ziemlich hitzig diskutiert. Die sogenannte nicht alkoholische Fettleber wird in den letzen Jahren immer häufiger diagnostiziert. Es gibt einige Studien die einen Zusammenhang für wahrscheinlich halten. Nachgewiesen hat man den Zusammenhang von Fettleber und Fructoseüberfütterung bereits an Ratten sowie in einer Studie zur Verfettung von Organen bei zu dicken Menschen und deren Zusammenhang mit erhöhtem Verzehr von Fructose- und Haushaltszucker.
Ein Zusammenhang zwischen Fructoseintoleranz und nicht alkoholischer Fettleber kann im Moment nicht eindeutig bestätigt werden, gilt aber als wahrscheinlich.
Fazit
Fructoseintoleranz unterscheidet sich von anderen Nahrungsmittelintoleranzen, denn hier ist der moderate und in Individuellen Grenzen ermittelte Verzehr von fructosehaltigen Nahrungsmitteln sehr wichtig, um die Fähigkeit zum Verdauen von Fructose nicht gänzlich zu verlieren und die Beschwerden zu verschlimmern.
Fructosintoleranz ist nicht einfach zu erkennen und das Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuchs ist sehr wichtig für die Diagnosestellung.
Die moderne Lebensmittelverarbeitung führt durch übermäßige Verwendung von Fructose in verarbeiteten Lebensmitteln zu einer Verstärkung des Problems.
Durch die Veränderung des Darmbioms bei Fructoseintoleranz kann eine unbehandelte derartige Erkrankung die Entstehung anderer Intoleranzen wie zum Beispiel Laktoseintoleranz und Histaminintoleranz begünstigen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Intestinale_Fruktoseintoleranz
Quellen
- Komericki P, Akkilic-Materna M, Strimitzer T, Weyermair K, Hammer HF, Aberer W. Oral xylose isomerase decreases breath hydrogen excretion and improves gastrointestinal symptoms in fructose malabsorption – a double-blind, placebo-controlled study. Aliment Pharmacol Ther.2012;36(10):980-987.
- Gibson PR, Newnham E, Barrett JS, Shepherd SJ, Muir JG. Review article: fructose malabsorption and the bigger picture. Aliment Pharmacol Ther.2007;25(4):349-363
- Ledochowski M, Widner B, Sperner-Unterweger B, Propst T, Vogel W, Fuchs D. Carbohydrate malabsorption syndromes and early signs of mental depression in females. Dig Dis Sci.2000;45(7):1255-1259.
- Nucera G et al., „Abnormal breath tests to lactose, fructose and sorbitol in irritable bowel syndrome may be explained by small intestinal bacterial overgrowth.“ Aliment Pharmacol Ther. 2005 Jun 1;21(11):1391-5.