1.Überarbeitung: 13.09.2023
Histaminintoleranz erzeugt ein großes Beschwerdespektrum. Viele dieser Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen, eine verlegte Nase, Asthma, Herzrhytmusstörungen, Durchfälle, weicher Stuhl oder niedriger Blutdruck werden meist ganz anderen Ursachen zugeschrieben. Auch Allergien oder Unverträglichkeiten auf bestimmte Medikamente sind in Wahrheit oft eine Histaminintoleranz.
Was ist eigentlich Histamin?
Histamin ist eine chemische Substanz, ein Naturstoff der im Körper von Mensch und Tier als Gewebshormon und Neurotransmitter wirkt. Es kommt auch in Pflanzen und Bakterien vor. Bei Säugetieren und beim Menschen spielt es eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen. Es ist ein wichtiger Mediator (Entzündungsstoff) bei allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma und Nesselausschlag.
Im Magen-Darm-Trakt spielt es eine wichtige Rolle bei der Magensäureproduktion und der Motilität.
Im zentralen Nervensystem ist es bei der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Kontrolle des Appetites ein wichtiger Regulator.
Biochemisch gesehen ist Histamin ein biogenes Amin. Damit gesellt es sich in eine Reihe mit anderen biogenen Aminen wie Serotonin, Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Aus der Aminosäure Histidin wird Kohlendioxid abgespalten und so entsteht Histamin. Gespeichert wird es in Mastzellen, Nervenzellen und basophilen Granulozyten. Hergestellt wird es in Mastzellen (Zellen der körpereigenen Abwehr), der Magenschleimhaut, in Nervenzellen und Zellen der Epidermis (Oberhaut).
Wie wirkt Histamin im Körper
Histamin besitzt im menschlichen Körper vielfältige Funktionen. Im Vordergrund stand bisher seine Beteiligung an körpereigenen Abwehrmechanismen. Aber neben seinen nicht unerheblichen Wirkungen im Magen-Darm-Trakt und dem Herz-Kreislaufsystem rückte in den letzten Jahren vor allem seine Wirkung im zentralen Nervensystem in den Fokus.
Histamin und die körpereigene Abwehr
Histamin wirkt mit bei der körpereigenen Abwehr von körperfremden, vom Immunsystem als gefährlich eingestuften Eiweißen. Das ist eine sinnvolle Einrichtung der Natur, die uns vor schädlichen Inhaltsstoffen in unserer Nahrung schützt. Histamin wird also vom Körper selbst produziert aber auch mit der Nahrung aufgenommen.
Doch gibt es ein großes Aber an dieser Stelle, denn manchmal irrt sich die körpereigene Abwehr und es entstehen Allergien und Asthma, weil das Immunsystem entweder auf Stoffe reagiert, die nicht gefährlich sind oder gar auf körpereigene Eiweiße losgeht, weil es diese irrtümlich für gefährliche Fremdeiweiße hält. Hier kommt die Histaminintoleranz ins Spiel.
Histamin ist auch eine wichtige Mediatorsubstanz bei Entzündungen und Verbrennungen und führt dabei zu Juckreiz, Brennen und dem Zusammenziehen der glatten Muskulatur, die wir beispielsweise in unseren Bronchien haben.
Außerdem erhöht es die Durchlässigkeit der Wände der kleinen Blutgefäße, was dann zur typischen Nesselsucht führen kann. Histamin ist an der Freisetzung von Adrenalin aus den Nebennieren beteiligt.
Wie wirkt Histamin im Magen-Darm-Trakt
Im Magen reguliert Histamin die Magensäureproduktion und wirkt anregend auf die Kontraktion der glatten Muskulatur, was eine Anregung der sogenannten Motilität bedeutet.
Wirkung von Histamin im Herz-Kreislaufsystem
Die Wirkung von Histamin auf die Blutgefäße scheint ebenfalls als Abwehrreaktion gegen Fremdeiweiße zu interpretieren zu sein. Histamin verengt die grossen Blutgefäße und erweitert die kleinen. Dabei kommt es dann zur bekannten Hautrötung. Außerdem steigert Histamin am Herzen die Schlagkraft und die Schlagfrequenz.
Histamin im zentralen Nervensystem
Im zentralen Nervensystem bewirkt Histamin:
- Auslösung des Erbrechens
- Regulation des Schlaf-Wachrhythmus
- wirkt stimmungsaufhellend und entkrampfend
- zügelt den Appetit
- reguliert die Körpertemperatur
- kontrolliert die Schmerzempfindung
- ist beteiligt an der zentralen Blutdruckkontrolle
- beeinflusst die Wirkung von Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und anderen biogenen Aminen
Schon gewusst ..
Im Moment laufen in Europa Studien zum Einsatz von Histamin als Arzneistoff. Man will sich hier die wachmachende Wirkung von Histamin zu Nutze machen. Ein solches Medikament könnte Menschen helfen, die an einem krankhaft veränderten Schlaf-Wach-Rhytmhmus leiden.
Wie entsteht nun eine Histaminintoleranz?
Histamin wird vom Körper selbst hergestellt und auch durch die Nahrung zugeführt und es wird vom Körper auch wieder abgebaut. Fällt aber aus unterschiedlichen Gründen mehr Histamin an, als abgebaut werden kann, reagiert der Körper mit verschiedenen Beschwerden. Damit ist eine Histaminunverträglichkeit ein Ungleichgewicht zwischen Aufnahme, eigener Herstellung und Abbau von Histamin.
Wie kommt es zu einem Histaminüberschuss?
Histamin wird im Darm von dem Enzym Diaminoxidase abgebaut. Bei Menschen mit Histaminunverträglichkeit ist nicht genügend von diesem Enzym vorhanden oder es funktioniert nicht richtig. Hierfür gibt es viele Gründe:
- genetische Veränderungen
- entzündliche Erkrankungen
- Hormone
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Unterversorgung mit Vitamin C und Vitamin B6
- Medikamente, die die Diaminoxidase in ihrer Funktion beeinträchtigen
Histaminintoleranz kann durch verschiedene Mechanismen hervorgerufen werden:
gesteigerte Verfügbarkeit von Histamin:
- verstärkte endogene Histaminproduktion durch Allergien, Mastozytose, Leukämie, Bakterieninfektion, …
- verstärkte (exogene) Zufuhr von Histamin durch die Aufnahme von sehr histaminhaltigen Lebensmitteln wie Wein, Essig, Erdbeeren, lange gereifter Käse
empfindlichere Histaminrezeptoren:
- genetisch bedingte erhöhte Empfindlichkeit der Histaminrezeptoren
- erworbene Änderung der Empfindlichkeit der Histaminrezeptoren durch Autoantikörper, Zytokine, Entzündungen, Infektionen, …
gestörter Histaminabbau durch Enzyme:
- genetisch bedingte Enzymstörung (zu geringe Produktion von Enzymen oder nicht funktionierende Enzyme werden hergestellt)
- erworbene Enzymstörung durch unterschiedlichste Ursachen
Diaminoxidase – das Enzym, das Histamin abbaut
Die Diaminoxidase (DAO) oder auch Histaminase ist ein Enzym, das unser Körper herstellt um Histamin und andere biogene Amine abzubauen. Histamin ist praktisch in jedem Lebensmittel vorhanden und es ist eine biologisch hochpotente Substanz, vor der sich unser Körper effektiv schützen muss.
Deshalb gibt es bereits in unserem Darm eine erste Barriere gegen Histamin. Die Zellen der Darmschleimhaut produzieren ein Enzym, das Histamin abbauen kann. Dieses Enzym ist die Diaminoxidase. Man findet sie hauptsächlich im Dünndarm, aber auch in der Leber, in den Nieren und in den weißen Blutkörperchen.
Bei Schwangeren wird die Diaminoxidase zusätzlich in der Placenta gebildet. Schwangere Frauen haben etwa 500 bis 1000 mal höhere Spiegel von DAO im Blut als Nicht-Schwangere.
Die DAO wird im Darm kontinuierlich produziert und ins Darminnere abgegeben. Bei Gesunden wird histaminreiche Nahrung somit bereits im Darm von Histamin befreit.
Verbleibende Reste von Histamin werden beim Durchtritt durch die Darmschleimhaut von der dort sitzenden DAO abgebaut. Bei dieser Tätigkeit hilft der DAO das Vitamin B6 als Co-Faktor und Vitamin C. Fehlen diese beiden Vitamine, so kann die Wirkung der DAO eingeschränkt sein.
Symptome bei Histaminintoleranz
Die Symptome einer Histaminintoleranz sind sehr breit gefächert und werden deshalb oft nicht sofort mit der Histaminose in Verbindung gebracht. Am schnellsten lässt sich eine Histaminintoleranz bei Symptomen auf der Haut erkennen. Aber es gibt auch Symptomatiken an vielen anderen Körperregionen.
Hautsymptome
Histamin aktiviert in der Haut sogenannte Mastzellen. Diese Zellen setzen daraufhin nun allergene Stoffe frei, die zu Hautsymptomen wie Nesselsucht und Juckreiz führen können.
- Nesselsucht (Urtikaria): Hierbei treten auf der Haut Quaddeln auf, das sind kleine flüchtige Schwellungen, die oft zusammenstehen wie in einem Beet. Diese Quaddeln können über den ganzen Körper verteilt auftreten. Die Quaddeln treten so lange auf, bis der Auslöser der Nesselsucht beseitigt ist. Wenn das der Fall ist, dann verschwinden sie in der Regel innerhalb von einem Tag.
- Juckreiz: Die Substanzen, die die Mastzellen in der Haut freisetzen, lösen neben der Nesselsucht auch massiven Juckreiz aus. Die Haut über den Quaddeln ist sehr gereizt und wird von den Betroffenen oft unbewusst gerieben und gedrückt.
- Histamin stellt die Blutgefäße in der Haut weit. Dadurch kann mehr Blut hindurchströmen und die betroffenen Hautareale sind gerötet und erwärmen sich. Wenn dieses Phänomen im Gesicht auftritt, wird es als Flush bezeichnet.
Symptome im zentralen Nervensystem
Auch die Blutgefäße im Gehirn können sich durch die Einwirkung von Histamin weiten. Geschieht dies nun bei den Arterien, die die Hirnhäute durchbluten, so können Kopfschmerzen die Folge sein. Dieser Mechanismus soll auch bei Migräne eine Rolle spielen.
Andere mögliche Symptome bei Histaminintoleranz die vom zentralen Nervensystem ausgehen sind Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Manchmal berichten Betroffene auch von einer verminderten Aufmerksamkeit oder von grosser Müdigkeit.
Symptome der Histaminintoleranz an Herz und Blutkreislauf
Wenn Histamin verändernd auf die Herzkranzgefäße wirkt, so hat das meist eine Erhöhung der Schlagzahl und der Schlagintensität des Herzens zur Folge. Es kommt dabei zu Herzrasen (Tachykardie) und Herzstolpern (Extrasystolen).
Manche Betroffene berichten auch von spürbarem Herzklopfen (Palpitationen). In den meisten Fällen sind solche Herzrhythmusstörungen harmlos aber für die Betroffenen oft beunruhigend.
Der Blutdruck kann sinken, wenn sich die Blutgefäße in den Armen und Beinen durch die Wirkung des Histamines weiten. Bei einer sehr hohen Histaminbelastung kann im Extremfall das Blut in den Beinen versacken. Dann wird nicht mehr genug Blut zum Herzen zurück transportiert. Dadurch sackt der Blutdruck stark ab und es können Schocksymptome auftreten. Dies geschieht aber nur sehr selten.
Symptome im Magen-Darm-Trakt
Histamin wirkt im Magen bei der Bildung von Magensäure mit. Bei einer Histaminintoleranz kann es also zu einer gesteigerten Magensäureproduktion kommen, die in Sodbrennen münden kann.
Die Muskelzellen der Wand von Magen und Darm (glatte Muskulatur) werden durch eine erhöhte Menge an Histamin stärker als gewöhnlich aktiviert. So kann es zum Auftreten von Krämpfen und Schmerzen, Durchfall aber auch Blähungen kommen. Solche Symptome treten vor allem beim Verzehr histaminreicher Lebensmittel und Getränke auf.
Histaminunverträglichkeit mit Symptomen in den Atemwegen
Bei Menschen mit Histaminunverträglichkeit kommt es beim oder sofort nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel oder dem Genuss von Alkohol zu Symptomen wie einer laufenden oder verlegten Nase aber auch zu einem Asthmaanfall mit starker Atemnot.
Bei Menschen mit Asthma wird außerdem durch ein Enzym oft weniger Histamin abgebaut als bei Gesunden. Das Histamin reichert sich bei ihnen auch ganz unabhängig von der Nahrungsaufnahme in den Bronchien an. So kann es hier verstärkt zu Beschwerden kommen.
Histaminintoleranz und Hormone
Im weiblichen Körper wird Histamin unter anderem auch in der Gebärmutter und den Eierstöcken produziert. Das geschieht, damit sich die Konzentration des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen erhöht. Östrogen sorgt dafür das sich die Gebärmutter während der Monatsblutung zusammenzieht und ihre Schleimhaut abstößt.
Ein erhöhter Histaminspiegel kann also unter Umständen mitverantwortlich sein für Regelschmerzen.
Inzwischen wird vermutet, das der beschriebene Mechanismus auch Auswirkungen auf den Verlauf der Wechseljahre bei Frauen hat. In diesem Artikel findet ihr Näheres dazu:
Medikamente und Histaminintoleranz
Es gibt Medikamente, die die Freisetzung von Histamin im Körper fördern und es gibt auch bestimmte Medikamente die den Abbau von Histamin beeinflussen. Außerdem gibt es Medikamente die die Funktion der Diaminoxidase hemmen.
Somit bestehen drei Wege, wie Medikamente zu einer Histaminunverträglichkeit führen können. Wenn die entsprechenden Medikamente wieder abgesetzt werden, kann sich auch die Histaminintoleranz wieder normalisieren.
Oft wird angenommen, man sei auf ein bestimmtes Medikament allergisch, wenn Symptome auftreten. Aber meist ist das Problem histaminbedingt. Gerade bei einer überschießenden Reaktion auf ein Medikament sollte man abklären lassen, ob eine Histaminintoleranz dahinter steckt, denn im schlimmsten Fall kann es zum allergischen Schock kommen!
DAO-Hemmer
Es gibt einige Medikamente, welche die Diaminoxidase (DAO) in ihrer Aktivität hemmen. Solche Nebenwirkungen eines Medikamentes sind schwer bis gar nicht zu erkennen und zu zuordnen, denn sie treten nicht sofort nach Einnahme der Medikamentes auf, sondern erst später, wenn dem Körper noch weiteres Histamin zugeführt wird.
Bei Menschen mit Histaminintoleranz kann es deshalb vorkommen, das Medikamente nicht wie gewünscht wirken oder die Symptome gegen die sie eingesetzt werden sogar noch verstärken. DAO-Blocker sind dabei besonders schwierig zu identifizieren, weil die allergieartigen Symptome meist zeitlich verzögert auftreten und nicht mit der Einnahme des Medikamentes in Zusammenhang gebracht werden.
bekannte DAO – Blocker im Überblick (Medikamentenwirkstoffe und Einsatzgebiet)
- Acemetacin, Antirheumatikum
- Acetylcystein, Schleimlöser
- Acriflavin, Desinfektion
- Alcuronium, muskelentspannendes Mittel
- Alprenolol, Betablocker
- Ambroxol, Hustenmittel
- Aminocyclin, Antibiotikum
- Aminophyllin, Antihistaminikum
- Amitritylin, trizyklisches Antidepressivum
- Carbocromen, gefäßerweiternd
- Cefotiam, Antibiotikum
- Chinidin, Herzmittel
- Chloroquin, Malariamittel, Antirheumatikum
- Cimetidin, H2-Antihistaminikum
- Clavulansäure, Antibiotikum
- D-Cycloserin, Antibiotikum
- Diazepam/Valium, Beruhigungsmittel
- Dihydralazin, gefäßerweiternd
- Framycetin, Antibiotikum
- Furosemid, entwässerndes Mittel, Schleifendiuretikum
- Haloperidol, Neuroleptikum
- Isonazid, Tuberculosebehandlung
- Metamizol,Dipyrone, Schmerzmittel, Entzündungshemmer
- Metoclopramid, Mittel gegen Übelkeit
- Neomycin, Antibiotikum
- Novaminsulfon, Schmerzmittel, Fiebermittel
- Orciprenalin, stimuliert das sympathische Nervensystem, erweitert die Bronchien, beschleunigt den Herzschlag
- Pancuronium, Muskel entspannendes Mittel
- Pentamidin, Antibiotikum
- Pirenzepin, Reduktion der Magensäure bei Magengeschwüren
- Prilocain, Lokales Betäubungsmittel
- Promethazin, Beruhigungsmittel, Antihistaminikum
- Propafenon, Mittel gegen Herzrhythmusstörungen
- Propanidid, Narkosemittel
- Tetroxoprim, Tetroxoprim
- Thiamin (Vit.B1) parenteral
- Thiopental, Beruhigungsmittel
- Verapamil, gefäßerweiternd, Antiarrhythmikum
Medikamente die Histamin freisetzen
Viele Wirkstoffe in Medikamenten sind sogenannte Histaminliberatoren, das heißt sie setzen als unerwünschte Nebenwirkung körpereigenes Histamin frei. Dabei kommt es meist zu Hautausschlägen und anderen allergiespezifischen Symptomen. Beim Auftreten von solchen Symptomen im Zusammenhang mit Medikamenteneinnahme denken die meisten Ärzte an eine echte Allergie.
Aber es kann sich auch um eine Medikamentenunverträglichkeit durch Histaminfreisetzung handeln. Viele Allergiker haben zusätzlich zur Allergie auch noch eine Histaminunverträglichkeit und umgekehrt.
Histaminliberatoren (Medikamentenwirkstoffe und Einsatzgebiet)
- ASS:Acetylsalicylsäure , Schmerzmittel oder niedirgdosiert Blutverdünner zur Infarktprofylaxe
- Beta-Blocker, blutdrucksenkend
- Amphetamin, Aufputschmittel
- Amphotericin B, Antibiotikum
- Atracurium, muskelentspannend
- Atropin, zur Pupillenerweiterung, Magenkrämpfe, Herzrhythmusstörungen, Antidot bei Vergiftungen
- Barbiturate, Schlaf-und Narkosemitttel
- Bupropion, gegen Depressionen und zur Raucherentwöhnung
- Carbamazepin, gegen Krämpfe
- Cefuroxim, Antibiotikum
- Chlorterazyklin, Antibiotikum
- Ciprofloxacin, Antibiotikum
- Codein, Hustenmittel und Beruhigungsmittel
- Decamethonium, muskelentspannendes Mittel
- Dextrane, Blutplasmaersatz
- Diclofenac, Voltaren, Entzündungshemmer
- Flurbiprofen, Schmerzmittel
- Gadoliniumchelat, Röntgenkontrastmittel
- Nitroglycerin, Herzmittel
- Heroin, Droge
- Hydralazin, gefäßerweiternd
- Indometacin, Antirheumatikum
- Ketoprofen, Entzündungshemmer
- Levofloxacin, Antibiotikum
- Meclofenaminsäure, entzündungshemmend, schmerzstillend, fiebersenkend
- Mivacurium, muskelentspannend
- Morphin, zentral wirkendes Schmerzmittel
- Naproxen, Entzündungshemmer
- Nefopam, Schmermittel
- Noscapin, Schmerzmittel
- Papaverin, krampflösend
- Pethidin, Meperidin, zentraldämpfendes Schmerzmittel
- Phenobarbital, Narkosemittel
- Pilocarpin, pupillenverengendes Mittel
- Polymyxin B, Antibiotikum
- Procain, lokales Betäubungsmittel
- Pyrazolon, Schmerzmittel, krampflösend
- Quinin, Malariamittel
- Reserpin, Blutdruckmittel
- Rifampicin, Antibiotikum
- Rifaximin, Antibiotikum
- Scopolamin, gegen Reisekrankheit und Übelkeit
- Suxamethonium, muskelentspannend
- Teicoplanin, Antibiotikum
- Tetracain, lokales Betäubungsmittel
- Thiopental, Beruhigungsmittel
- Tolazolin, gefäßerweiternd
- Topiramat, gegen Migräne und epileptische anfälle
- Tubocarin, muskelentspannend
- Vancomycin, Antibiotikum
Allergie auf Röntgenkontrastmittel oder Histaminintoleranz?
Oft handelt es sich bei einer Kontrastmittelallergie eigentlich um eine Histaminunverträglichkeit. Viele Betroffene halten dies aber für eine Allergie und weil die meisten Kontrastmittel Jod enthalten wird daraus meist eine Jodallergie.
Jod ist nun aber vielleicht gar nicht schuld an der Misere und wir brauchen es auch damit unsere Schilddrüse richtig funktioniert. Weil der Arzt das weiß, wird dem Patienten meist vor der Kontrastmittelgabe ein H1- und H2-Rezeptorblocker (Antihistaminikum) verabreicht. Dies unterdrückt dann weitgehend die Symptome.
Sinnvoll ist es außerdem 24 Stunden vor der Kontrastmittelgabe eine histaminfreie Diät einzuhalten.
Eine eventuelle Histaminintoleranz solltet ihr beim Allergologen abklären lassen. Im Falle einer Kontrastmittelgabe kann euch das einige Probleme ersparen.
unverträgliche Hilfsstoffe in Medikamenten
Medikamente enthalten neben ihren Wirkstoffen auch meist mehrere Hilfsstoffe. Das können Füllstoffe, Farbstoffe, Überzugsmittel, Lösungsmittel, Süssstoffe, Aromastoffe, Konservierungsmittel und Mittel zur Tablettierung sein. Diese Stoffe sind nur all zu oft auf dem Beipackzettel nicht oder nicht vollständig angegeben. Außerdem ist bislang nur wenig darüber bekannt, ob und welche dieser Stoffe zu Unverträglichkeiten führen können.
Künstliche Farbstoffe zum Beispiel können starke Histaminliberatoren sein.
Mittel die stationär über einen Venenzugang gegeben werden, enthalten oft Tenside um ihre Wirkstoffe in Lösung zu bringen. Auch diese Hilfsstoffe können die DAO hemmen. Erste Studien hierzu lassen vermuten, das solche Tenside auch zu Histaminunverträglichkeitsreaktionen führen können.
Der Kollaps beim Zahnarzt
Auch Zahnärzte sind Unternehmer und damit, darauf angewiesen, das ihre Patienten wieder kommen. Niemand geht gern zum Zahnarzt, nicht nur aus Zeitgründen, sondern weil eine zahnärztliche Behandlung oft mehr oder weniger wehtut. Will man das verhindern, so wird meist großzügig eine Schmerztherapie mit Lokalanästhetika angewandt, was auch nötig und sinnvoll ist.
Dabei kommt es gelegentlich vor, das Patienten nach der Injektion eines solchen Lokalanästhetikums einen Kreislaufkollaps erleiden. Auch hier wird dann eine allergische Reaktion auf das Lokalanästhetikum angenommen. Das ist zwar durchaus möglich aber sehr selten. Viel häufiger jedoch ist eine Histamin-Wirkung im Rahmen der Zahnbehandlung.
Früher hat der Patient beim Zahnarzt wie in einem normalen Stuhl gesessen. Der Kopf war oben und die Beine unten. Wenn nun durch Angst vermehrt Histamin freigesetzt wird und durch den Schmerz der Injektionen nun noch mehr Histamin ausgeschüttet wird, kann es bei Menschen mit Histaminintoleranz dazu kommen, das das Histamin nicht genügend abgebaut werden kann.
Das führt nun wiederum zu einer Gefäßerweiterung, die wiederum zu einem Blutdruckabfall führt und einen Kreislaufkollaps auslösen kann. Deshalb hat man diesem Umstand bei zeitgemäßen Zahnarztstühlen Rechnung getragen und man behandelt die Patienten meist liegend, teilweise befindet sich sogar der Kopf tiefer als die Beine. Mit einem solchen Behandlungsstuhl treten Kreislaufkollapse nun nur noch sehr selten oder gar nicht mehr auf.
Ihr solltet also euren Zahnarzt immer darüber informieren, dass ihr histaminintolerant seit! Außerdem ist es manchmal auch sinnvoll durch die vorherige Einnahme eines H1-Rezeptorenblockers selbst dafür zu sorgen, das die Wirkungen des erhöhten Histaminausstoßes blockiert werden. Auch solltet ihr 24 Stunden vor dem Zahnarztbesuch histaminarm essen.
Histaminintoleranz bei Frauen
Regelbeschwerden
Es gibt einige Frauen, die am ersten Tag der monatlichen Regel über starke und teils krampfartige Schmerzen klagen. Die Ärzte nennen dieses Phänomen Dysmenorrhoe. Diese Schmerzen lassen sich nur ungenügend oder gar nicht durch übliche Schmerzmedikamente unterdrücken.
Um die während des abgelaufenen fruchtbaren Monats entstandene Gebärmutterschleimhaut abzustoßen, zieht sich die Gebärmutter mehrmals krampfartig zusammen. Was aber, wenn diese krampfartige Bewegung durch Histamin ausgelöst wird? Es spricht einiges für diese Vermutung, denn die Gabe eines H1-Rezeptorblockers am ersten Tag der Regel kann diese Schmerzen sehr oft verhindern.
Schwangerschaft
Im Mutterkuchen wird während der Schwangerschaft ein enormes Übermaß an DAO produziert. Das wachsende Baby soll so vor einer Kontraktion der Gebärmutter geschützt werden, denn die Gebärmutter ist histaminsensibel. Schon das Essen von Emmentaler Käse könnte sonst dazu führen, das die Gebärmutter sich zusammenzieht und den Fötus abstößt. Also ist diese Überproduktion an DAO notwendig, damit Kinder auf die Welt kommen.
Sollte nun die werdende Mutter eine Allergie haben, so ist es höchst wahrscheinlich, das die DAO-Schwemme in ihrem Blut die allergischen Symptome während der gesamten Schwangerschaft zum Verschwinden bringt.
Mit Abgang der Placenta jedoch sinkt die DAO-Konzentration erheblich ab um bald darauf den Normalwert zu erreichen.
Achtung!
Schwangere, bei denen es Probleme mit der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft gibt, sollten also die Aufnahme von histaminhaltigen Nahrungsmitteln vermeiden und sich auf eine eventuelle Histaminintoleranz untersuchen lassen!
Medikamente, die gegen Histaminintoleranz eingesetzt werden
Es gibt immer wieder Situationen, in denen man dem Histamin in der Nahrung nicht aus dem Weg gehen kann. Dann ist es möglich und auch sinnvoll im Vorfeld Medikamente einzunehmen, um die Wirkungen des Histamins zu mildern. Hier sind es zu allererst die Antihistaminika, die verhindern können, das zu viel Histamin im Körper vorhanden ist, allerdings nur dann, wenn sie im Bezug auf Nahrungsmittel im Vorfeld eingenommen werden. Rückwirkend funktioniert dies nicht.
Am wichtigsten sind hier die H1-Antihistaminika (z.B. Cetirizin, Loratadin, Azelastin, Fexofenadin). Durch sie werden die meisten Symptome unterdrückt. Aber bei übermäßiger Magensäureproduktion mit Sodbrennen und saurem Aufstossen kann es sinnvoll sein auch ein H2-Antihistaminikum (z.B. Ranitidin, Cimetidin) zu nehmen.
Die zweite Möglichkeit ist die Einnahme von Diaminoxidase (DAO). Solche Präparate werden idealer Weise etwa 10 Minuten vor der Mahlzeit eingenommen, damit sich der Wirkstoff im Darm verteilen kann. Das einzige in Europa zugelassene Mittel, DAOSIN® ist patentrechtlich geschützt und entsprechend teuer. Aber auch hier gilt genau wie bei Antihistaminika das Mittel ist gegen bereits aufgenommenes Histamin im Körper wirkungslos.
Ebenso wirkungslos ist es gegen aus Mastzellen frei gesetztes Histamin durch Allergene, unverträgliche Medikamente oder Histamin, das durch Histaminliberatoren frei gesetzt wurde. Ähnliches gilt für DAO-Hemmer.
Bei Histaminunverträglichkeit kommen im Zusammenhang mit Allergien auch Mastzellstabilisatoren zum Einsatz. Sie wirken antiallergisch indem sie die Zellmembran von Mastzellen stabilisieren. Das wiederum hat zu Folge, das Histamin und andere entzündungsfördernde Stoffe durch die Zelle weniger stark ausgeschüttet werden können.
Diese Präparate sollen und müssen dauerhaft eingenommen werden um ihre volle Wirkung zu zeigen. Sie können nicht überdosiert werden. Es handelt sich um Substanzen aus der chemischen Gruppe der Chromogene, die Chromoglicinsäure und Nedocromilnatrium.
histaminarme Ernährung
Wer eine Histaminintoleranz hat, der wird sich histaminarm ernähren müssen. Es gibt viele Nahrungsmittel die größere Mengen Histamin enthalten, besonders solche, die durch Mikroorganismen erzeugt werden, das heißt es geht hierbei um Lebensmittel die durch Gärprozesse und Bakterieneinsatz entstehen wie etwa Sauerkraut.
Außerdem gibt es auch andere biogene Amine außer Histamin, die in der Kette von Abbauprodukten durch die Diaminoxidase sozusagen bevorzugt behandelt, sprich abgebaut werden. Verzehrt man also größere Mengen von Nahrungsmitteln die solche Amine enthalten, kommt es ebenfalls zu Symptomen.
Ein weiteres Problem ist der stark schwankende Gehalt von biologischen Aminen in Lebensmitteln. Außerdem ist Histamin hitzestabil und kann weder durch Kochen, Braten, Backen oder Mikrowellen und auch nicht durch Tiefkühlen zerstört werden.
Hier muss jeder Betroffene seine eigene Toleranzschwelle finden, denn eine gänzlich histaminfreie Ernährung ist auf Dauer nicht durchzuhalten und wahrscheinlich auch gesundheitsschädlich.
Die häufigsten Auslöser von Beschwerden sind:
- Alkoholische Getränke (vor allem Rotwein und Sekt)
- Schokolade
- lange gereifter Käse wie Hartkäse oder Emmentaler, Camembert, Roquefort
- Salami und Rohwürste
- Tomaten
- Erdbeeren
- Zitrusfrüchte
- Nüsse
- Spinat
- Sauerkraut
- Fisch
- Roher Schinken
- Avocado
- Auberginen
- Kakao
- Bananen
- Ananas
- Kiwi
- Papaya
- Himbeeren
- Birnen
- Hülsenfrüchte
- Weizenkeime
Sind Nahrungsergänzungsmittel hilfreich gegen Histaminintoleranz?
Immer wieder wird bei Histaminunverträglichkeit die Gabe von Vitamin C empfohlen. Bei einer normalen ausgewogenen Ernährung aber scheint dies eher mit Nebenwirkungen wie Durchfall und weichem Stuhl einher zu gehen, als das es wirklich hilfreich ist. Nicht jeder Magen wird so viel Saures klaglos hinnehmen.
Auch Vitamin B6, Zink, Calcium, Kupfer , Magnesium und Mangan sollen hilfreich sein. Wir empfehlen aber hier Vorsicht walten zu lassen und die Versorgung des Körpers mit diesen Nährstoffen vom Arzt zunächst überprüfen zu lassen.
Im Falle von Vitamin B6 scheint ein regelrechter Streit in Fachkreisen ausgebrochen zu sein. Das immer wieder mit einer Histaminunverträglichkeit in Zusammenhang gebrachte sogenannte China-Restaurant-Syndrom, wo zur Haltbarmachung von Gemüsen große Mengen Glutamat verwendet werden, scheint gut auf die Gabe von Vitamin B6 anzusprechen und es wird auch von Erfolgen beim prämenstruellen Syndrom berichtet. Andere Mediziner aber glauben, das Vitamin B6 die Bildung des histaminproduzierenden Enzyms Histidindecarboxylase fördert.
Fazit zu Histaminintoleranz/Histaminose
Histaminunverträglichkeit ist ein durchaus ernst zu nehmendes Krankheitsbild. Der Leidensdruck der Betroffenen kann enorm sein. Deshalb sollte es adäquat behandelt werden. Eine genaue Selbstbeobachtung und das Führen eines Ernährungs-und Symptomtagebuches kann hier entscheidend an der Diagnosefindung mitwirken.
Für die Betroffenen ist aber vor allem eines wichtig: die Ursachenforschung.
So manche Histaminunverträglichkeit würde wieder verschwinden, wenn sich nur jemand die Mühe machen würde, den Ursachen auf den Grund zu gehen und diese wo möglich zu beseitigen. Hier ist Hartnäckigkeit bei Arzt und Patient gefragt.
http://utopia.de/ratgeber/histaminarme-lebensmittel-eine-liste/
Quellen
- O. Comas-Basté et. al: Histamine Intolerance: The Current State of the Art, Biomolecules 2020, 10, 1181; doi:10.3390/biom10081181
- L. Maintz u a.: Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz. Konsequenzen für die Praxis. In: Deutsches Ärzteblatt, 103.2006, A-3477, B-3027, C-2903.
- Conny Becker: Wenn Käse und Wein kein Genuss sind. In: pharmazeutische-zeitung.de. 24. Februar 2006, abgerufen am 5. März 2020.
- Helmut Greiling, A. M. Gressner: Lehrbuch der klinischen Chemie und Pathobiochemie. Schattauer Verlagsgesellschaft, 1987, ISBN 3-7945-0949-8.
- Axel Vogelreuter: Nahrungsmittelunverträglichkeiten. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2349-8, S. 99–121.
- Reinhart Jarisch: Histaminintoleranz Histamin und Seekrankheit. 2. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart / New York 2004, ISBN 3-13-105382-8, S. 151.