Magenpolypen/ gutartige Magentumoren

Magenpolypen

überarbeitet: 26.04.2025

Einführung

Keiner von uns ist erfreut, wenn ihm der Arzt einen Tumor diagnostiziert. Im Falle von Magenpolypen aber, handelt es sich nicht um bösartige Neubildungen. Gutartige Magentumoren werden auch oft einfach Polypen genannt. Sie sind ebenso wie ihre bösartigen Verwandten Gewebsneubildungen und  treten etwa 20 mal seltener auf als Magenkrebs.

Meist entstehen diese Polypen aus der Schleimhaut. In fast allen Fällen dieser gutartigen Vorwölbungen der Magenschleimhaut sind es sogenannte Adenome. Das sind Geschwulste, die aus den Drüsen der Magenschleimhaut entstehen. Sie treten einzeln oder in Häufungen auf.

Oft bilden sie kleine Kugeln, die mit einem Stiel an der Magenwand sitzen. Manchmal sitzen sie auch breitflächig auf der Magenwand und aus ihnen ragen mehrere stielförmige Wölbungen, ähnlich wie bei einer Bürste.
 Prinzipiell können alle Arten von Polypen mit der Zeit bösartig werden, aber sie müssen es nicht tun. Dennoch sollten sie immer engmaschig kontrolliert werden.

Achtung:
Magenpolypen sind eine häufige Nebenwirkung der Langzeiteinnahme von Pantoprazol! Dies trifft mindestens jeden 10 Patienten, der das Medikament einnimmt! Pantoprazol wird meist zur Behandlung von Symptomen (Sodbrennen, saures Aufstoßen, Schmerzen beim Schlucken) in Verbindung mit der gastroösophagealen Refluxkrankheit und zur Vermeidung von Rückfällen dieser Erkrankung, sowie zur Vorbeugung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren bei dauerhafter Einnahme von NSAR (Ibuprofen, Diclofenac u.a.) verordnet.

Entstehung von Magenpolypen

Magenpolypen entstehen häufig bei Menschen um die 60. Oft, aber nicht immer, ist auch eine Vorbelastung in der Familie zu finden. Menschen mit einer verminderten Magensaftproduktion oder einer Anämie (Blutarmut) tragen ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Magentumoren. Fast immer ist die eigentliche konkrete Ursache für die Polypenbildung aber eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis).

Durch die Entzündung ist es meist zu einem Gewebeschwund gekommen, den der Körper durch die Polypenbildung versucht auszugleichen. Auch bei Langzeiteinnahme von Pantoprazol sind Polypen eine häufige Nebenwirkung.

Die verminderte Magensaftproduktion, die zum Beispiel bei einer atophischen Gastritis eine Rolle spielt, scheint auch im Bezug auf die Bildung von Magenpolypen eine Rolle zu spielen. Rauchen und Alkoholkonsum, so wie auch eine fettreiche und ballststoffarme Ernährung begünstigen die Bildung von Polypen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Magenpolypen wird mit verschiedenen Faktoren in Verbindung gebracht:

  • Helicobacter pylori-Infektion: Eine der Hauptursachen für hyperplastische Polypen
  • Chronische atrophische Gastritis: Langanhaltende Magenschleimhautentzündung
  • Medikamente: Protonenpumpenhemmer (PPI) können das Risiko für Fundusdrüsenpolypen erhöhen
  • Genetische Faktoren: Bestimmte Syndrome wie die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) oder das Peutz-Jeghers-Syndrom sind mit einem erhöhten Risiko verbunden

Definition und Arten

Magenpolypen sind überschießende Wucherungen des Magengewebes, die verschiedene histologische Formen annehmen können:

  1. Hyperplastische Polypen: Die häufigste Form (etwa 75% aller Magenpolypen), entstehen meist als Reaktion auf chronische Entzündungen
  2. Drüsenkörperzysten: Gutartige zystische Veränderungen
  3. Fundusdrüsenpolypen: Häufig bei Patienten, die Protonenpumpenhemmer einnehmen
  4. Adenomatöse Polypen: Seltener, bergen jedoch ein höheres Entartungsrisiko

Liegen Magenpolypen in der Familie?

In vielen Fällen liegt tatsächlich eine familiäre Vorbelastung vor, so dass in vielen Familien Magenpolypen gehäuft auftreten.
Ausserdem gibt es das erbliche Polyposis-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Erbkrankheit und es bilden sich im ganzen Magen-Darm-Trakt tausende von Polypen. Hier muss engmaschig überwacht werden, denn diese Polypen zeigen eine deutliche Tendenz dazu, später bösartig zu werden.

Die meisten Magenpolypen treten jedoch sporadisch auf und sind nicht erblich. Es gibt jedoch einige hereditäre Syndrome, bei denen Magenpolypen gehäuft auftreten können:

  • Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP): Autosomal-dominante Erkrankung mit Mutation im APC-Gen
  • Peutz-Jeghers-Syndrom: Seltene autosomal-dominante Erkrankung
  • Lynch-Syndrom: Hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom (HNPCC)

Bei Patienten mit diesen familiären Syndromen ist eine regelmäßige endoskopische Überwachung besonders wichtig.

Symptome

Erste Symptome treten auf, wenn der oder die Polypen eine Größe von etwa 1 cm erreicht haben. Meist kommt es dann zu einem unangenehmen Völlegefühl und Druck im Oberbauch. Vereinzelt setzen auch Blutungen ein, die zur Entstehung schwarzen Stuhls führen. Auch Appetitlosigkeit ist ein häufiges Symptom bei Polypen. Meist haben Menschen mit Polypen im Magen auch eine Magenschleimhautentzündung, die mit Übelkeit einhergehen kann.

Die meisten Magenpolypen verursachen keine spezifischen Symptome. Wenn Symptome auftreten, können diese umfassen:

  • Oberbauchschmerzen
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Blutungen (selten) mit Symptomen wie Anämie oder Teerstuhl
  • Sättigung bereits nach kleinen Mahlzeiten (bei größeren Polypen)

Diagnose von Magenpolypen

Der Arzt muss seine Verdachtsdiagnose durch eine Magenspiegelung bestätigen. Dabei werden meist auch Gewebeproben entnommen, die dann mikroskopisch untersucht werden.

Die Diagnose von Magenpolypen erfolgt hauptsächlich durch:

  1. Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD): Die Magenspiegelung ist das wichtigste diagnostische Verfahren und ermöglicht die direkte Visualisierung der Polypen.
  2. Biopsie: Während der Endoskopie werden Gewebeproben entnommen, um die Art des Polypen histologisch zu bestimmen.
  3. Bildgebende Verfahren: CT oder MRT können bei größeren Läsionen zusätzliche Informationen liefern, ersetzen aber nicht die Endoskopie.
  4. Helicobacter-pylori-Testung: Da H. pylori eine wichtige Rolle bei der Entstehung bestimmter Polypenarten spielt.

Wie wird behandelt?

Die meisten Magenpolypen werden bei einer Endoskopie problemlos entfernt. Die kleine Wunde, die dabei entsteht, wird mittels Hitze sofort verschorft. Nur jene großflächig aufsitzenden Polypen müssen operativ entfernt werden, dabei wird ein kleiner Teil der Magenwand entfernt.

Die Behandlungsstrategie richtet sich nach Art, Größe und histologischen Merkmalen der Polypen:

  1. Endoskopische Entfernung:
    • Polypektomie mittels Schlinge oder Biopsiezange
    • Endoskopische Mukosaresektion (EMR) bei größeren Polypen
    • Endoskopische Submukosadissektion (ESD) bei flachen oder großen Läsionen
  2. Eradikationstherapie bei H. pylori-Infektion: Kann zur Regression hyperplastischer Polypen führen
  3. Überwachung: Regelmäßige endoskopische Kontrollen bei Patienten mit erhöhtem Risiko
  4. Chirurgische Intervention: Nur bei sehr großen Polypen oder Verdacht auf Malignität notwendig

Prognose und Nachsorge

Die Prognose ist für die meisten Patienten mit Magenpolypen gut. Das Entartungsrisiko variiert je nach Polypentyp:

  • Fundusdrüsenpolypen: Sehr geringes Malignitätsrisiko
  • Hyperplastische Polypen: Geringes Malignitätsrisiko
  • Adenomatöse Polypen: Erhöhtes Risiko für maligne Entartung

Magenpolypen die einer regelmäßigen Kontrolle unterliegen, also durch regelmäßige Magenspiegelungen und der dabei erfolgenden Entfernung eventuell neu gewachsener Polypen, sind ungefährlich und die Gefahr des Krebsrisikos ist gebannt.
Wenn Magenpolypen nicht behandelt werden, entsteht aus ihnen in 20% der Fälle Krebs. Also immer kontrollieren lassen und auch auf familiäre Vorbelastungen beim Gastroenterologen hinweisen!

Quellen

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  • Baenkler, H.-W. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
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  • Shaib YH, Rugge M, Graham DY, Genta RM. Management of gastric polyps: an endoscopy-based approach. Clin Gastroenterol Hepatol. 2013;11(11):1374-1384.

Hallo, ich bin Andy

Ich arbeite als Medizinjournalistin und Autorin.  

Nach Abschluss eines naturwissenschaftlichen Studiums mit Diplom begann ich mich für Medizinjournalismus zu interessieren und machte ihn zu meinem Beruf.

Als Betroffene von Magen-Darm-Erkrankungen weiß ich, worüber ich schreibe.



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