Wenn Haushalts-Zucker Probleme macht
Die Unverträglichkeit von Haushaltszucker wird als Saccharoseintoleranz bezeichnet. Da hierbei das Fehlen zweier Enzyme eine Rolle spielt, wird sie manchmal auch Sucrase-Isomaltase-Mangel genannt. Es gibt zwei Formen der Saccharoseintoleranz, die primäre Form, die ein genetischer Enzymdefekt ist und die sekundäre Form, die Folge einer Darmentzündung oder einer anderen Erkrankung des Dünndarmes (z.B. Zöliakie) ist. Saccharoseintoleranz wird bei beiden Formen durch einen Enzymmangel im Dünndarm hervorgerufen.
Was ist Saccharose?
Saccharose oder auch Sucrose wird umgangssprachlich auch Haushaltszucker oder Kristallzucker oder einfach Zucker genannt. Andere Bezeichnungen sind Rohrzucker, Rübenzucker oder Raffinadezucker. Gewonnen wird dieser Zucker hauptsächlich aus Zuckerrüben, Zuckerrohr und Zuckerpalmen. Es handelt sich um einen Zweifachzucker der je zu einem Teil aus Glucose und Fruktose besteht. Unter den Begriff Saccharoseintoleranz fällt auch die Unverträglichkeit von Maltose oder Malzzucker. Der Malzzucker ist ein Abbauprodukt von Stärke. Maltose entsteht beim Keimen von Getreide, dem sogenannten Mälzen. Maltose steckt in Bier, Cerealien, Getreidekörnern, Kartoffeln und auch in Nudeln.
Was passiert bei Saccharoseintoleranz?
Bei beiden Formen der Saccharoseintoleranz funktioniert der Abbau von Saccharose im Dünndarm nicht richtig. Es fehlen die Enzyme Sucrase und Isomaltase im Dünndarm oder sie werden nicht in ausreichender Menge produziert. So kann der Zucker nicht verstoffwechselt werden und gelangt unaufgeschlossen in den Dickdarm. Dort dann gibt es Probleme, denn es entsteht durch die im Dickdarm vorhandenen Bakterien, die ihn nun verstoffwechseln, Kohlendioxid und Wasser. Das wiederum führt zu unangenehmen Symptomen wie Bauchschmerzen und Durchfall.
Symptome einer Saccharoseintoleranz
An einer Saccharoseintoleranz leiden in Europa etwa einer von 5000 Menschen. Weiter verbreitet ist die Erkrankung bei den Inuit im arktischen Zentral- und Nordostkanada und auf Grönland. Dort sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung von dieser Stoffwechselstörung betroffen.
Die Symptome einer Saccharoseintoleranz sind schwer zu zuordnen und können auch von anderen Unverträglicheiten (Zöliakie) oder Darmerkrankungen ausgelöst werden.
- Durchfall
- Übelkeit
- Erbrechen
- Blähungen
- Bauchkrämpfe
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- allgemeines Unwohlsein
- Erkrankungen der oberen Atemwege
- Wachstumsstörungen bei Kindern
- Nierensteine
Oft treten die Beschwerden bereits eine halbe Stunde nach dem Essen auf, aber manchmal auch erst zeitlich verzögert. Diese Beschwerden können den ganzen Tag anhalten, klingen in der Regel jedoch nachts ab.
Untersuchungen und Diagnose
Die Unverträglichkeit von Haushaltszucker ist oft sehr schwer zu diagnostizieren. Die Symptome sind zu allgemein, um konkrete Schlussfolgerungen ziehen zu können. Das aber bedeutet, das der Arzt, meist der Gastroenterologe, zunächst verschiedene Erkrankungen des Magen-Darmtraktes ausschließen muss und auch ein sogenanntes Reizdarmsyndrom muss ausgeschlossen werden.
So wird in aller Regel eine:
- Magenspiegelung
- Darmspiegelung
- Stuhluntersuchung
durchgeführt. Wenn es hierbei nicht zur Diagnose einer Krankheit kommt, dann kann der Arzt konkrete Tests auf Saccharoseintoleranz anordnen:
- Dünndarmbiopsie
Dies ist die einzige Methode eine Saccharoseintoleranz sicher nachzuweisen. Hierbei wird die Aktivität von Sucrase und Isomaltase im Gewebe der Dünndarmschleimhaut bestimmt. - H²-Atemtest und Stuhlprobe
Ein positiver H²-Atemtest (Laktoseintoleranz) und ein Stuhl-pH-Wert unter 6,0 ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf Saccharoseintoleranz. - Therapeutischer Test
Das Weglassen von Haushaltszucker und auch Maltose über zwei Wochen hinweg sollte zum Verschwinden der Symptome führen. Dann wird bewusst wieder Haushaltszucker aufgenommen. Sollten nun die Symptome erneut auftreten, ist auch dies ein starker Hinweis auf eine Saccharoseunverträglichkeit. - Genanalyse
Hierbei wird zum Nachweis der primären Form der Saccharoseintoleranz eine genetische Untersuchung durchgeführt, die die Mutation des SI-Gens nachweist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stoffwechselerkrankung vererbt wird liegt bei 25%.
Behandlung von Saccharoseintoleranz
Die Stoffwechselstörung lässt sich nur durch eine entsprechende Eliminationsdiät behandeln. Eine Umstellung der Ernährung ist also einziges Mittel um die Beschwerden loszuwerden. Sollte es sich um eine sekundäre Form der Saccharoseintoleranz handeln, so kann eine gute Behandlung der zu Grunde liegenden Erkrankung oder Darmentzündung manchmal langfristig Besserung bringen. Haushaltszucker muss also strikt gemieden werden. Die Betroffenen müssen lernen die einzelnen Zuckerarten genau auseinander zuhalten. Hier ist eine kompetente Ernährungsberatung angezeigt. Den Haushaltszucker können Betroffene weitgehend durch Glucose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) oder Lactose (Milchzucker) ersetzen. Es bleibt aber nötig zu lernen, welcher Zucker in welchem Lebensmittel enthalten ist.
Tipps zur Ernährung bei Saccharoseintoleranz
Weglassen solltet ihr:
- Süßigkeiten
- Fertigprodukte mit Zuckerzusatz
- Wurst
- Limonaden
- Datteln, Ananas, Bananen, Mango, Trauben, Mandarinen, Karotten, Rote Beete
Zu den unverträglichen Zuckerarten gehören:
- brauner Zucker
- Kandiszucker
- Puderzucker
- Zuckerrübenzucker
- Rohrzucker
Bei folgenden Zutaten ist Vorsicht geboten:
- Ahornsirup
- Akaziensirup
- Glucosesirup
- Invertsirup
- Invertzucker
- Isomalt
- Agavensirup
- Maltodextrin
- Zuckerstoffe
- Melasse
- Malzzucker
Malzprodukte:
- Kartoffeln
- Nudeln
- Getreide
- Bier
Im Falle der sehr seltenen primären Sacharoseintoleranz kann eine Enzymersatztherapie mit Sacrosidase gemacht werden. Das Mittel ersetzt die fehlenden Enzyme und wird zusammen mit zuckerhaltigen Speisen eingenommen.
Fazit
Eine diagnostizierte Saccharoseintoleranz ist ein Fall für eine Ernährungsberatung. Wer auf eigene Faust dauerhaft bestimmte Lebensmittel meidet, kann sich unbewusst einen Nährstoffmangel einhandeln. Auch der Arzt sollte einen Blick auf den Ernährungsplan werfen. Nach mehreren Wochen Verzichtes auf alle zuckerhaltigen Speisen, gilt es nun die individuelle Toleranzgrenze zu finden. Auch eine Selbsthilfegruppe in der man mit anderen Betroffenen Austausch findet, kann sehr hilfreich sein.
Lebensmittellisten mit Saccharosegehalten findet ihr zum Beispiel hier:
http://eucell.de/ernaehrung/ernaehrungslexikon/kohlenhydrate/lebensmittel/saccharose.html
Quellen
- Burkhard Rodeck, Klaus-Peter Zimmer: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (11.08.2008), abgerufen am 13.10.2018
- J. Keller, A. Franke, M. Storr, F. Wiedbrauck, J. Schirra: Klinisch relevante Atemtests in der gastroenterologischen Diagnostik – Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität sowie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (2005), abgerufen am 13.10.2018
- Clinical Aspects and Treatment of Congenital Sucrase- Isomaltase Deficiency
- Direct Starch Digestion by Sucrase-Isomaltase and Maltase-Glucoamylase