Wenn Lightprodukte die Verdauung stressen
Eine Sorbitintoleranz auch Sorbitunverträglichkeit oder Sorbitmalabsorption genannt bedeutet, das die Betroffenen den Zuckeralkohol Sorbit (Sorbitol) im Dünndarm nicht oder nur in geringen Mengen verstoffwechseln können. So gelangt er unverdaut in den Dickdarm, wo die dort siedelnden Bakterien ihn dann verstoffwechseln. Dabei entstehen Abfallprodukte, die zu Verdauungsbe-schwerden führen.
Was ist eigentlich Sorbit?
Sorbit ist ein Kohlenhydrat, das süß schmeckt. Es kommt natürlicherweise in Früchten wie Aprikosen, Pflaumen, Äpfeln, Birnen und anderen Obstsorten vor. Besonders konzentriert findet man es in Trockenfrüchten und Dörrobst.
Aber Sorbit wird auch industriell hergestellt und es ist zulässig, das Sorbit Lebensmitteln in beliebiger Menge zugesetzt wird. Da Sorbit einen viel geringeren Kaloriengehalt als Zucker aufweist und auch als Feuchthaltemittel eingesetzt werden kann findet man es in Produkten wie Mayonaise, Ketchup, Senf, Dressings, Kuchen, Müsli, Muffins, Bonbons, Kaugummis,Toastbrot und Pralinenfüllungen.
Besonders sogenannte >zuckerfreie< Lightprodukte enthalten oft Sorbit.
Aber auch Diabetikerprodukte enthalten oft Sorbit, denn der Körper kann Sorbit im Gegensatz zu Zucker, auch ohne Insulin verwerten.
Da Sorbit sich im Gegensatz zu Zucker nicht negativ auf die Zähne auswirkt und keine Karies verursacht und außerdem auf der Zunge einen leicht kühlenden Effekt hervorruft, wird es auch oft in Zahncremes und Zahnpflegekaugummis eingesetzt.
Auch bei der Herstellung von Brausetabletten in der Pharmaindustrie sowie in der Kosmetikindustrie kommt Sorbit zum Einsatz.
Sorbitintoleranz kommt oft im Zusammenhang mit einer Fructoseintoleranz oder einer Laktoseintoleranz vor. Dabei ist zu beachten, das Betroffene einer Fructoseintoleranz meist auch Probleme mit Sorbit haben, weil Sorbit die Aufnahme von Fruchtzucker hemmt und im Körper in Fruchtzucker umgewandelt wird.
Welche Symptome treten bei Sorbitintoleranz auf?
Bei Aufnahme von 20 bis 50g Sorbit am Tag ist es für jeden Menschen in gewisser Weise unverträglich, denn die Aufnahmemenge die der Dünndarm bewältigen kann ist dann überschritten. Das heißt, jeder der mehr als diese Menge aufnimmt bekommt Durchfall.
Menschen mit Sorbitunverräglichkeit aber bekommen schon bei Einnahme weitaus geringerer Mengen Bähungen, Aufstoßen und Bauchschmerzen. Ab wann genau die Symptome auftreten ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Einige reagieren schon bei 5g Sorbit andere vertragen bis zu 15g davon. Außerdem treten bei vielen Betroffenen auch Übelkeit, Müdigkeit und Völlegefühl auf.
Diagnose
Zunächst solltet ihr folgendes versuchen: Meidet für einige Tage konsequent alle Nahrungsmittel in denen Sorbit enthalten ist. Wenn es euch dann besser geht, liegt erst einmal ein begründeter Verdacht auf Sorbitintoleranz vor.
Um die Stoffwechselstörung sicher zu diagnostizieren kann aber auch ein sogenannter H²-Atemtest gemacht werden. Dabei wird der Gehalt an Wasserstoff in der Luft, die ihr ausatmet gemessen.
Dieser ist erhöht, wenn Sorbit nicht vom Dünndarm aufgenommen wird und in den Dickdarm gelangt, denn dort verstoffwechseln Bakterien das Sorbit und deren Stoffwechselabfallprodukte machen die Beschwerden. Dabei wird auch Wasserstoff gebildet, der vom Körper durch die Lunge abgebaut wird.
Therapie bei Sorbitintoleranz
Es gibt keine Therapie der Sorbitintoleranz. Betroffenen bleibt also nur, ihre Ernährung umzustellen.
Zunächst solltet ihr etwa 4 Wochen alle Produkte meiden, die Sorbit enthalten. Wenn sich euer Darm etwas erholt hat, könnt ihr langsam, etwa alle drei Tage ein sorbithaltiges Lebensmittel in euren Ernährungsplan aufnehmen und so behutsam austesten was und welche Mengen davon ihr vertragt.
Sollten die Beschwerden zurückkommen, setzt diese Lebensmittel wieder ab. So könnt ihr nach und nach lernen, was ihr vertragt.
Tipps zur Diät
- Sorbit ist ein viel genutzter Lebensmittelzusatzstoff und kann in vielen Nahrungsmitteln und Fertigprodukten enthalten sein, in denen man es gar nicht vermutet.
- Sorbit muss in allen abgepackten Lebensmitteln als Zusatzstoff E 420 deklariert sein.
- Jedes Lebensmittel, das mehr als 10% Sorbit enthält, muss somit also den Wortlaut: „…kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken.” enthalten.
- Bei einer Intoleranz gegen Sorbit (E 420) solltet ihr auch auf andere Zuckeralkohole verzichten: Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Lactit (E 966) und Xylit (E 967).
- Sorbit ist in fast allen Fertigprodukten und auch in den meisten Halbfertigprodukten. Hier gilt: Immer die Zutatenliste lesen!
- Achtung auch bei Kaugummi und Lutschpastillen! Unbedingt auf die Zutatenliste schauen!
- Sorbit kommt natürlich auch in Früchten wie einheimischem Kernobst vor.
- Besonders bei Trockenfrüchten ist die Sorbitkonzentration auf Grund des Wasserentzuges besonders hoch!
- Sorbitreiche Obstsorten sind: Äpfel, Apricosen, Marillen, Pfirsiche, Birnen, Kirschen, Trauben und Pflaumen.
- Tipp: Beeren werden meist gut vertragen!
- Sorbit ist oft auch in Fertiggerichten und abgepackten Broterzeugnissen enthalten.
- Auch Wein, Fruchtsäfte, Bier, Schokoladenbrotaufstriche und selbst Artischocken und Pilze enthalten Sorbit.
- Sorbit ist auch in Medikamenten enthalten! Also den Apotheker fragen!
Hinter diesen E-Nummern verbirgt sich Sorbit:
E 420, E432,E433, E434, E435, E436
Achtung:
Je nach Einsatzart muss Sorbit nicht immer in der Zutatenliste aufgeführt werden, nämlich beispielsweise dann, wenn es in den verwendeten Zutaten enthalten ist. Hier hilft nur, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen.
Fazit
Eine Sorbitintoleranz ist nur durch die Vermeidung des unverträglichen Stoffes in den Griff zu bekommen. Wie bei den meisten anderen Lebensmittelunverträglichkeiten ist auch hier eine Ernährungsberatung angezeigt.
Das Beschäftigen mit der Problematik und die Einhaltung einer sorbitarmen Diät kann aber zu annähernder Beschwerdefreiheit führen und den Betroffenen ein normales Leben ermöglichen.
Nach heutigem Stand der Wissenschaft ist die Sorbitintoleranz nicht heilbar. Auch kann es hilfreich sein, sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen oder eine Ernährungsberatung aufzusuchen.
Lebensmitteltabelle zu Fructose- und Sorbitgehalten:
http://nahrungsmittel-intoleranz.com/tabelle-fructosegehalte/
Quellen
- Ledochowski, M. (2009). Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen: wie Sie Ihre Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Georg Thieme Verlag.
- Perets, T.T., Hamouda, D., Layfer, O., Ashorov, O., Boltin, D., Levy, S., Niv, Y. and Dickman, R., 2017. Small Intestinal Bacterial Overgrowth May Increase the Likelihood of Lactose and Sorbitol but not Fructose Intolerance False Positive Diagnosis. Annals of Clinical & Laboratory Science, 47(4), pp.447-451.
- Rabast, U. (2008). Gibt es noch sinnvolle diätetische Maßnahmen in der Gastroenterologie?. Ernährungsumschau, 9, 540-546.