Einführung
Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein Hohlorgan, das die Funktion hat, unsere Nahrung vom Mund in den Magen zu transportieren und ist aus 4 Schichten aufgebaut. Sie ist etwa 25 cm lang und hat einen Durchmesser von etwa 2 cm und bewegt unsere Nahrung und Flüssigkeiten mittels aktiver Bewegungen in den Magen.
Sie ist ein Muskelschlauch, der von innen durch eine Schleimhaut ausgekleidet ist. Das bildet einen mechanischen Schutz vor Verletzungen und erleichtert den Nahrungstransport. Die Schleimhaut der Speiseröhre wird durch lockeres Bindegewebe mit der sie umgebenden Muskelschicht verbunden. Die Muskelschicht besteht aus Ring- und Längsmuskeln.
Sie erzeugt die wellenförmigen Bewegungen, welche die Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen befördern. Die Speiseröhre verläuft parallel zur Luftröhre. Der Kehldeckel verschließt bei jedem Schluckakt die Luftröhrenöffnung, damit der Speisebrei in die Speiseröhre und nicht in die Atemwege gelangt.
Die Folge wären schwere Lungenentzündungen. Die Steuerung unseres Organismus ist übrigens so exakt, das man nicht gleichzeitig atmen und schlucken kann. Beim Schlucken hört die Atmung automatisch auf. Nur wenn durch atypische Reaktionen (Sprechen beim Essen, Hustenanfall etc.) diese Steuerung unterbrochen ist, kann es zum „Verschlucken“ kommen. Durch den sofort entstehenden Hustenreiz werden die fälschlich in die Luftröhre gelangten kleinen Krümel von Nahrung schnell wieder beseitigt.
Verschlussmechanismen
Die Speiseröhre besitzt jeweils an ihrem oberen und unteren Ende einen Verschlussmechanismus. Mediziner nennen das den oberen und unteren Ösophagussphinkter.
Beim Schluckakt kommt es zum Verschluss der unteren Atemwege, danach zur Öffnung des oberen Speiseröhrenschließmuskels und zur Anregung der Speiseröhrenperistaltik. Hierunter versteht man Kontraktionswellen der Speiseröhrenmuskulatur in Richtung unterer Speiseröhrenschließmuskel. Damit die Nahrung nun in den Magen befördert werden kann, muss der untere Schließmuskel erschlaffen. Nach Eintritt des Speisebreis in den Magenmund (Kardia) schließt sich der untere Schließmuskel wieder.
Engstellen der Speiseröhre
Auf seinem Weg zum Magen muss der Speisebrei drei Engen passieren. Die erste ist der Kehlkopf (Enge des Ringknorpels) und diese Enge ist am wenigsten dehnfähig. Als nächstes wird die Speiseröhre durch die Aorta verengt (Aortenbogenenge). Dann folgt als letzte Enge der Durchtritt durch das Zwerchfell mit der Hiatusschlinge, die Teil des Zwerchfells ist.
Beim Zwerchfell kann es aus unterschiedlichen Gründen zu Brüchen, sogenannten Hiatushernien kommen, die zu Problemen mit Sodbrennen führen können aber nicht müssen. An diesen drei Engen kann sich die Speiseröhre nicht ausdehnen und bleibt konstant bei 2 cm Durchmesser. Durch die besonderen Belastungen dieser Engen entsteht dort aber ein erhöhtes Risiko für Entzündungen und Tumore.
Außerdem kann es auch durch die unsachgemäße Einnahme von bestimmten Medikamenten zur Speiseröhrenentzündung kommen, die oft an diesen Engen auftreten. Bei zu wenig Flüssigkeitszufuhr bei Medikamenteneinnahme oder bei Medikamenteneinnahme im Liegen kommt es zu längerem Kontakt zwischen Medikament und Schleimhaut.
Die Arzneimittel können mehrere Stunden in der Speiseröhre verweilen, besonders im Bereich der physiologischen Engen. Solche Schleimhautschäden können zu Geschwüren und Vernarbungen der Speiseröhre führen. Zumindest aber können schmerzhafte Entzündungen und andere Erkrankungen der Speiseröhre entstehen.
Wandaufbau
Die Wand der Speiseröhre besteht aus vier Schichten.
Die äußere Schicht besteht aus lockerem Bindegewebe. Sie stellt eine verschiebbare Verbindung zum umgebenden Gewebe dar. Darauf folgt eine Muskelschicht. Im oberen Teil der Speiseröhre besteht sie aus quergestreifter Muskulatur.
Diese lässt sich willentlich steuern und zieht sich beim Schlucken willkürlich zusammen. Im unteren Teil der Speiseröhre und dem gesamten Rest des Verdauungstraktes findet sich hingegen glatte Muskulatur. Diese Muskulatur zieht sich unwillkürlich zusammen. Die glatte Muskulatur wird durch das vegetative (autonome) Nervensystem gesteuert und unser Bewusstsein hat keinen Einfluss darauf.
Auf die Muskelschicht folgt als dritte Schicht eine dünne Bindegewebsschicht als Trennschicht zwischen Muskelschicht und Schleimhaut. Die Schleimhaut überzieht nun die gesamte innere Wand der Speiseröhre. Auch in dieser Schleimhaut befindet sich eine fein ausgebildete Muskelschicht, die eine noch intensivere Berührung mit der Nahrung ermöglicht, denn sie führt zu Eigenbewegungen der Schleimhaut.
Die Schleimhaut der Speiseröhre ist gut durchblutet und ihre Oberfläche ist stets feucht, um gleitfähig zu sein. Schleim und Flüssigkeit können direkt von den Zellen der Schleimhaut abgegeben werden. Wenig bekannt ist, das auch weiße Blutkörperchen durch die Schleimhaut hindurch wandern können.
An die eigentliche Schleimhaut schließt sich die Wandung an. In dieser unterschiedlich dicken Wandung sind ebenfalls Muskelzellen vorhanden, die sich bei Reizung der Nerven zusammen ziehen. Durch ihre Anordnung in Schleifen schieben sie den Speisebrei wie eine Pumpe voran. An die Muskelschicht schließt sich Bindegewebe an.
Hier spätestes sollte dann auch jedem klar sein, dass all das Gerede über langsames Essen und gutes Kauen nicht so ganz von der Hand zu weisen ist.
Die Speiseröhre – ein sensorisches Organ
Die Speiseröhre ist mit Nerven ausgestattet. Das Gehirn erhält durch diese Nerven wesentlich mehr Informationen als umgekehrt. Der Nervus Vagus, unser 10.Hirnnerv, lagert sich der Speiseröhre direkt an und begleitet sie durch das Zwerchfell in die Bauchhöhle. Dieser Nerv ist an der Steuerung von unwillkürlichen Bewegungen der Speiseröhre ebenso beteiligt, wie er auch beruhigend auf Herz und Lunge wirken kann.
Er aktiviert auch die Muskulatur des Rachens und des Kehlkopfes womit er das Sprechen und auch den Schluckvorgang ermöglicht. Und er steuert die Bewegungen und die Hormonausschüttung des Magens und die Bewegung des Dünn-und Dickdarmes fast vollständig.
Wichtig zu wissen:
Nervenbahnen, die Informationen von der Speiseröhre zum Gehirn senden überlappen sich mit anderen Nervenbahnen die Informationen vom Herzen zum Gehirn senden!
So können Erkrankungen der Speiseröhre zu Beschwerden führen, die denen eines Herzinfarktes sehr ähneln!
Zusätzlich führen Erkrankungen wie Reflux oder Krämpfe der Speiseröhre durch die engen Nervenverbindungen zum Herzen manchmal zu Krämpfen der Herzkranzgefäße. Die Krämpfe stellen, wenn sie nicht von der Speiseröhre ausgehen, eine Sonderform der Angina Pectoris dar: die Prinzmetal-Angia.
Nahrungstransport
Der Nahrungsbrei wird mit Hilfe der Muskelschichten in Richtung Magen bewegt. Es kommt zu wellenförmigen Kontraktionen in Richtung Magen ,welche den Speisebrei innerhalb von 6 bis 8 Sekunden in den Magen befördern. Die Muskulatur hinter dem Speisebrei zieht sich zusammen und drückt ihn nach unten, gleichzeitig erschlafft die davor gelegene Muskulatur.
Und so geht es abwechselnd beim Nahrungstransport weiter, bis der Magen erreicht ist. Es handelt sich also um einen aktiven Prozess. Wir alle kennen das Experiment unseres Biologielehrers, der sich einen Schüler suchte, der problemlos einen Kopfstand oder Handstand an der Wand zu Wege brachte und ihn dann bei Ausführung der Übung mit den ziemlich trockenen Happen eines Brötchens fütterte. Das sollte uns zeigen, das es sich beim Transport der Nahrung in den Magen um einen aktiven Prozess handelt.
https://keks.org Patienten- und Selbsthilfeorganisation für Kinder & Erwachsene mit kranker Speiseröhre
Quellen
- Lippert, H.: Lehrbuch Anatomie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 8. Auflage, 2011
- Erwin-Josef Speckmann, Jürgen Hescheler, Rüdiger Köhling: Physiologie. 6. Auflage. Urban&Fischer, München 2013, ISBN 978-3-437-41319-3.
- Michael Schünke u. a.: Prometheus Lernatlas der Anatomie. Innere Organe. 3. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-139533-7,
- Gerd Herold und Mitarbeiter: Innere Medizin 2013. Eigenverlag, Köln 2013, ISBN 978-3-9814660-2-7,
- Werner Böcker et al.: Pathologie. 5. Auflage. Urban & Fischer, München 2012, ISBN 978-3-437-42384-0,
- Doris Henne-Bruns: Duale Reihe Chirurgie. 4. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-125294-4,