Schmerzen beim Schlucken

erstellt am:        20/08/2019     
aktualisiert am: 11/04/2021

 

Überblick

Schmerzen beim Schlucken können vielfältige Ursachen haben. Hier soll es um Schmerzen beim Schlucken durch Probleme in der Speiseröhre gehen. Hierbei handelt es sich um anhaltende, teils auch krampfartige Schmerzen beim Schlucken. Die Medizin spricht hier von einer Odynophagie.

Meist treten auch Beschwerden hinter dem Brustbein auf und oft kommen Schluckstörungen hinzu. Die Schmerzen können in den Rücken, Hals und Unterkiefer ausstrahlen. Das macht eine Abgrenzung zu Angina-Pectoris-Beschwerden nicht ganz einfach. Aber was genau steckt dahinter?


Natürlich treten auch Schmerzen und Schwierigkeiten beim Schlucken bei Infekten der verschiedenen Arten von Erkältungskrankheiten auf. Die beziehen aber meist nur Rachen, Hals und Mandeln in das Krankheitsgeschehen mit ein. Oft bildet auch eine Mandelentzündung die Ursache von Schluckschmerzen. Zu den weiteren Ursachen von Schluckschmerzen gehören auch die Entzündung des Kehldeckels, die Diphtherie, das Pfeifffersche Drüsenfieber und eine Schilddrüsenentzündung. 

Hier sollen aber unserem Themenbereich entsprechend nur Erkrankungen der Speiseröhre mit diesem Symptom besprochen werden.

Welche Erkrankungen können zu Grunde liegen?

Folgende Erkrankungen können zu Grunde liegen:

Wann zum Arzt?

Treten Schmerzen beim Schlucken über mehrere Tage auf und es ist keine Besserung zu verzeichnen, solltet ihr damit zum Arzt gehen! Der Hausarzt wird die Situation einschätzen, die Probleme selbst behandeln oder euch gegebenen Falles zum Gastroenterologen schicken!

Diagnose von Schmerzen beim Schlucken

Schmerzen beim Schlucken können viele Ursachen haben. Die passende Anlaufstelle ist zunächst meist der Allgemeinmediziner. Für Krankheiten die die Speiseröhre betreffen, ist der Internist oder der Gastroenterologe zuständig.

Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Befragung durchführen. Er wird Vorerkrankungen erfragen und weitere, begleitende Beschwerden und natürlich die sogenannte B-Symptomatik. Dabei handelt es um Fragen nach Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust.

Diese Symptome deuten eventuell auf eine Krebserkrankung hin, können aber auch bei einer schweren chronischen Infektion auftreten. Danach wird der Mediziner dann eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei wird er die Mundhöhle, den Rachen und den Kehlkopf betrachten und nach Schwellungen, Rötungen, Eiter oder Bläschen suchen. Dies wären Zeichen einer Entzündung durch Viren oder Bakterien.

Wird er dabei fündig, wird wahrscheinlich ein Abstrich entnommen um die Erreger genau zu identifizieren. Außerdem kann durch eine einfache Tastuntersuchung am Hals nach geschwollenen Lymphknoten und einer vergrößerten Schilddrüse gesucht werden. Der Arzt kann auch eine Blutuntersuchung anordnen. Diese dient zum Nachweis einer Entzündung.

Diagnose von Schmerzen beim Schlucken durch Erkrankungen der Speiseröhre

Wenn die Speiseröhre der Erkrankungsort für die Schmerzen beim Schlucken ist, wird der Arzt eine Endoskopie anordnen. Dabei betrachtet der Untersucher die Speiseröhre mit einem Endoskop von innen und sucht nach Entzündungszeichen wie Rötungen oder anderen Veränderungen.

Sollte der Arzt annehmen, das der Rückfluß von Mageninhalt in die Speiseröhre dort eine Entzündung hervor gerufen hat, kann er auch eine 24-Stunden-ph-Metrie anordnen. Dabei handelt es um eine Messung des vermuteten Säurerückflusses vom Magen in die Speiseröhre über 24 Stunden.

Behandlung von Erkrankungen der Speiseröhre, die Schmerzen beim Schlucken verursachen

Die bei weitem häufigste Ursache für entzündungsbedingte Schmerzen beim Schlucken ist die Refluxkrankheit. Dabei gelangt häufig Mageninhalt in die Speiseröhre. Dieser kann bis hinauf in den Hals  und Kehlkopfbereich aufsteigen und sogar Schäden an den Zähnen verursachen, wenn er bis in den Mund gelangt.

Die Magensäure greift die Speiseröhrenschleimhaut an, es kommt zu Entzündungen und Schwellungen und bei Nahrungs- oder Flüssigkeitspassage schmerzt der entsprechende Bereich. Die Refluxkrankheit wird meist mit Säureblockern behandelt. Diese Medikamente sind hoch wirksam und reduzieren die Säureproduktion im Magen effizient. So kann sich die entzündete Speiseröhrenschleimhaut regenerieren.

Infektionen der Speiseröhre werden nach Erregernachweis (Abstrich) je nach Ursache behandelt. Handelt es sich um eine Infektion mit Pilzen so werden diese durch ein Antimykotikum entweder direkt oder durch Einnahme von Kapseln behandelt. Liegt eine bakterielle Infektion vor, so wird der Arzt mit Antibiotika behandeln. Sollte es sich um eine Infektion mit Viren handeln, so können Virostatika gegeben werden.

Entzündungen der Speiseröhre entstehen auch durch unsachgemäße Einnahme von Medikamenten. Nehmen Patienten Medikamente im liegen und/oder mit zu wenig Flüssigkeit ein, so verbleiben die Tabletten oder Kapseln oft zu lange in der Speiseröhre und setzen dort ihre Wirkstoffe frei, die dann zu teils schweren Entzündungen führen können. Auch die Bildung von Geschwüren in der Speiseröhre ist möglich

Sonderfall: Nußknackerspeiseröhre

Bei der Nußknackerspeiseröhre ist die Bewegung der Speiseröhrenmuskulatur gestört. Das kann Schmerzen beim Schlucken auslösen. Die Speiseröhre zieht sich am unteren Ende zu stark und zu lange zusammen. Dadurch bleiben Nahrungsbrocken leicht stecken und es kommt zu einem schmerzhaften Bolusgefühl.

Der Arzt behandelt bei diesem Krankheitsbild meist zunächst mit krampflösenden Medikamenten. Manchmal wird auch Botulinumtoxin in die Speiseröhrenmuskulatur eingespritzt. Leider führt das aber meist nicht zu dauerhaftem Verschwinden der Beschwerden.

Der Speiseröhrenkrampf

Hierbei handelt es sich um eine meist chronische Erkrankung. Dabei kontrahiert die Muskulatur der Speiseröhre zu stark und zu oft und meist auch unkoordiniert. Das kann sehr starke Schmerzen beim Schlucken verursachen.

Im Normalbetrieb arbeitet unsere Speiseröhrenmuskulatur beim Schlucken koordiniert, dabei wird der Speisebrei recht schnell in den Magen transportiert. Bleibt die Nahrung aber auf dem Weg in den Magen stecken, so ist das auf unkoordinierte oder zu starke Kontraktionen der Speiseröhrenmuskulatur zurückzuführen und es kommt zum Speiseröhrenkrampf.

Durch diese Bewegungsstörungen der Speiseröhre ist der Nahrungstransport gestört. Es kommt zu Brustschmerzen, Schmerzen beim Schlucken und manchmal auch zum Hervorwürgen von Nahrung. Es gibt zwei Formen solcher Krämpfe. Bei der einen handelt es sich um die oben besprochene Nussknackerspeiseröhre. Bei der anderen liegen diffuse und unregelmäßig auftretende Speiseröhrenkrämpfe vor. 

Manche Betroffene berichten darüber, dass die Beschwerden nach dem Verzehr von bestimmten Lebensmitteln auftreten. Solche Lebensmittel sollten nun vermieden werden. Auch Kalziumantagonisten und Nitroglyzerin sowie die Behandlung der eventuellen Auslöser kann Linderung bringen. Manchmal kommen auch trizyklische Antidepressiva zum Einsatz.

Morbus Crohn in der Speiseröhre?

Bei etwa 5% aller Morbus Crohn – Patienten tritt auch eine Entzündung der Speiseröhre auf. Die chronisch – entzündliche Darmerkrankung befällt manchmal auch andere Organe des Verdauungstraktes außer dem Dickdarm, Dünndarm und Zwölffingerdarm. Auch hier kann es zu Entzündungen und Schwellungen der Speiseröhrenschleimhaut kommen, welche wiederum dann zu Schmerzen beim Schlucken führen können.

Tumoren der Zunge, des Mundbodens, des Rachens und der Speiseröhre

Tumoren gut- oder bösartiger Natur sind auch immer raumfordernd. Das heißt, sie nehmen Platz weg, der sonst von anderen Geweben beansprucht wird. Die Speiseröhre hat einen mittleren Durchmesser von etwa 2 cm. So ist es nicht verwunderlich, das bei Tumorwachstum recht schnell eine Störung der Passage der Nahrung durch die Speiseröhre auftreten kann. Bei Druck auf benachbarte Gewebestrukturen können auch hier Schmerzen beim Schlucken der Nahrung entstehen.

Schmerzen beim Schlucken durch Nackenverspannungen?

Das klingt weit hergeholt? Ist es aber gar nicht! 
Chronische Halsbeschwerden wie Engegefühl, Schmerzen beim Schlucken, Überempfindlichkeit (dass die Betroffenen z.B. Ketten, Halstücher oder Hemdkragen nicht mehr ertragen können) haben oft ihren Auslöser in einer Nervenreizung durch Myogelosen, fasziale Verklebungen und der Verspannung von Bindegewebe im Halsbereich. Auch so kann es zu Schmerzen beim Schlucken kommen!

Auslöser für solche Verspannungen sind oft banale Dinge wie eine falsch angepasste Brille, Stress, Fehlhaltungen (Geierhals bei Bildschirmarbeitern) oder Infekte können zu einer Verspannung und Verhärtung der Nackenmuskeln führen. Solche Verspannungen führen zu Dauerkontraktionen der Muskulatur und damit zu einer Übersäuerung. Diese löst dann die Bildung von kleinen Triggerpunkten aus, die manchmal auch zu Schmerzen beim Schlucken führen.

Quellen

  • B. Erovic, P. Lercher, C. Braunstein: „Geschmeidige Kost. Essen ohne Barriere“, MANZ Verlag, Wien 2018
  • Acute neck pain in the ED: Consider longus colli calcific tendinitis vs meningitis
  • Hartmut Köppen: Gastroenterologie in der Praxis, 1.Auflage,2010 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
  • Rohof WOA, Bredenoord AJ. Chicago Classification of Esophageal Motility Disorders: Lessons Learned. Curr Gastroenterol Rep 2017; 19(8): 37. PMID: 28730503 PubMed
  • Schlottmann F1, Patti MG. Primary Esophageal Motility Disorders: Beyond Achalasia. Int J Mol Sci 2017; 18(7). pii: E1399. PMID: 28665309 PubMed
  • Keller J, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Das aktuelle Thema. Medikamentöse Therapie bei Motilitätsstörungen von Ösophagus und Magen. Arzneiverordnung in der Praxis 2016; 43(1): 4-14. www.akdae.de
  • Coss-Adame E, Erdogan A, Rao SSC. Treatment of Esophageal (Non-cardiac) Chest Pain: Review. Clin Gastroenterol Hepatol 2014; 12(8): 1224–1245. PMID: 23994670 PubMed
  • Spencer HL, Smith L, Riley SA. A questionnaire study to assess long-term outcome in patients with abnormal esophageal manometry. Dysphagia 2006; 21: 149. PubMed
  • Müller M, Gockel I, Motilitätsstörungen des Ösophagus. Internist 2015; 56: 615–624. PMID: 25940142 www.springermedizin.de

 

Hallo, ich bin Andy

Ich arbeite als Medizinjournalistin und Autorin.  

Nach Abschluss eines naturwissenschaftlichen Studiums mit Diplom begann ich mich für Medizinjournalismus zu interessieren und machte ihn zu meinem Beruf.

Als Betroffene von Magen-Darm-Erkrankungen weiß ich, worüber ich schreibe.



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