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falsch-positive Tests auf Lebensmittel-Unverträglichkeiten

falsch positive Tests auf Lebensmittel-Unverträglichkeiten

Was, wenn die Tests falsch positiv sind?

Lebensmittelunverträglichkeiten sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das viele Menschen betrifft. Die Diagnose solcher Unverträglichkeiten erfolgt häufig durch verschiedene Tests, doch diese können unter bestimmten Bedingungen falschpositive Ergebnisse liefern. Ein bedeutender Einflussfaktor hierbei ist die Dünndarmfehlbesiedelung, besser bekannt als SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth).

Die meisten Betroffenen glauben, sie hätten nun diese Unverträglichkeiten und müssten ein Leben lang mit starken Einschränkungen in der Lebensmittelauswahl leben, denn man lässt sie in dem Glauben, das so etwas nicht reversibel sei.

Doch das stimmt oft gar nicht.
Nämlich dann, wenn solche Testergebnisse nicht sachgerecht interpretiert werden und schlimmer noch, dabei die Abläufe der Verdauung mechanistisch in kleine Häppchen aufgeteilt und dann einzeln kuriert werden sollen.

Hintergrundinformationen

SIBO, die Abkürzung für Small Intestinal Bacterial Overgrowth, bezeichnet eine übermäßige Besiedlung des Dünndarms mit Bakterien, die normalerweise im Dickdarm vorkommen. Diese Fehlbesiedlung kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Müdigkeit.

 SIBO wird oft mit anderen gastrointestinalen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom (IBS) in Verbindung gebracht und kann auch die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen.SIBO beschreibt eine abnorme Vermehrung von Bakterien im Dünndarm. Diese Fehlbesiedelung kann die Ergebnisse von Atemtests verfälschen, die zur Diagnose von Kohlenhydratunverträglichkeiten wie Laktose-, Fruktose- oder Sorbitintoleranz eingesetzt werden.

 Der H2-Atemtest ist der am häufigsten verwendete Test in diesem Zusammenhang.Hier findet ihr weiterreichende Informationen zu den einzelnen Lebensmittel-Unverträglichkeiten:

https://magenkompass.de/sorbitintoleranz/

https://magenkompass.de/saccharoseintoleranz/

https://magenkompass.de/fructoseintoleranz/

https://magenkompass.de/laktoseintoleranz/

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Mehr Informationen

Der H2-Atemtest und seine Limitationen

Der H2-Atemtest misst den Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft, nachdem eine spezifische Zuckerlösung getrunken wurde. Normalerweise wird Wasserstoff nur produziert, wenn der Zucker unverdaut in den Dickdarm gelangt und dort von Bakterien fermentiert wird. Bei einer SIBO jedoch findet diese Fermentation bereits im Dünndarm statt, was zu einem falschpositiven Ergebnis führen kann.

Untersuchungen bei Verdacht auf bakterielle Überbesiedelung des Dünndarms 

  • Glukose-Atemtest

  • 14C-Xylose-Atemtest

  • 14C-Glycocholat-Atemtest

  • Dünndarmaspiration und Kultur

Die Goldstandarduntersuchung bei Verdacht auf bakterielle Überwucherung des Dünndarms ist die Dünndarmaspiration. Der Test ist invasiv und hat eine signifikante falsch-negative Rate.

Dünndarm Aspiration

Die Dünndarmaspiration wird zweckmäßigerweise durchgeführt, wenn eine Biopsie zum Ausschluss anderer Ursachen der Malabsorption vorgenommen wird; mit einer vorsterilisierten, ummantelten Kanüle müssen die 2‑ml-Proben schnell ins Labor zur aeroben und anaeroben Kultur transportiert werden.

14C-Xylose-Atemtest

Der 14C-Xylose-Atemtest ist ein hochspezifischer und empfindlicher Test auf bakterielle Überwucherung im Dünndarm. Er beruht auf der Fähigkeit anaerober Bakterien, 14C-Xylose unter Bildung von 14CO2 zu verstoffwechseln, das aus dem Darm absorbiert und mit der Ausatemluft ausgeschieden wird.

Nach einer nüchternen Nacht wird 1 g unmarkierte D‑Xylose zusammen mit 2 mGy 14C-Xylose in 250 ml Wasser oral eingenommen. Die Menge an 14CO2 in der Ausatmungsluft wird gemessen.

Der Test ist positiv, wenn die innerhalb von 30 Minuten gesammelte Menge an 14CO2 mehr als 0,00013 % der verabreichten Dosis beträgt. Bei Patienten mit verzögerter Magenentleerung kann ein längerer Zeitraum für die Sammlung erforderlich sein.

14-C-Glycocholat-Test

4C-markiertes Glycocholat wird oral verabreicht. Bei einer bakteriellen Überwucherung im Dünndarm kommt es zu einer umfangreichen Dekonjugation von 14C-Glycin. Das markierte Glycin wird rasch absorbiert und zu 14C-Kohlendioxid metabolisiert, das in der Atemluft nachgewiesen wird.

Eine Dekonjugation kann auch stattfinden, wenn das 14C-Glycocholat den Dickdarm erreicht. Gallensalze werden in der Regel im terminalen Ileum rückresorbiert, und solche “falsch” positiven Ergebnisse können bei Patienten mit einer gestörten Ileumfunktion, z. B. bei Morbus Crohn, auftreten.

Glukose-Atemtest

Der Glukose-Atemtest kann zur Untersuchung der bakteriellen Überwucherung im Dünndarm verwendet werden. Nach einer oralen Dosis von 50 g Glukose in 180 ml Wasser wird der Wasserstoffgehalt der Atemluft 2–3 Stunden lang in Abständen von 15–30 Minuten gemessen. Eine Kontamination wird durch einen Anstieg des Wasserstoffs beim Eintritt der Glukose in den Dünndarm angezeigt, der oft bis zu 100 ppm beträgt. Der Test hat eine Sensitivität von über 90 % und eine Spezifität von etwa 80 %.

Glukose kann durch Laktulose ersetzt werden.

In diesen beiden Artikeln beleuchte ich die thematik SIBO genauer:

https://magenkompass.de/duenndarmfehlbesiedlung-sibo/

https://magenkompass.de/stiller-reflux-und-sibo/

Ursachen für falschpositive Ergebnisse durch SIBO

  • Vorhandensein von Bakterien im Dünndarm: Normalerweise ist der Dünndarm relativ keimarm. Bei SIBO jedoch können sich Bakterien hier ansiedeln und Zucker fermentieren, bevor er den Dickdarm erreicht.

  • Veränderte Darmmotilität: Eine verlangsamte Darmbewegung kann dazu führen, dass Bakterien im Dünndarm verbleiben und dort fermentieren.Oder Betroffene haben eine beschleunigte Darmpassage, bei der Nahrung schneller als normal durch den Dünndarm transportiert wird. Dies kann dazu führen, dass unverdaute Kohlenhydrate früher als erwartet in den Dickdarm gelangen und dort fermentiert werden, was zu einem Anstieg des Wasserstoffgehalts führt. Dieser Anstieg kann fälschlicherweise als positiv für eine Lebensmittelunverträglichkeit gewertet werden.

  • Mangelhafte Verdauung: Erkrankungen, die die Verdauung beeinträchtigen, können ebenfalls zu einer Fehlbesiedelung beitragen.

  • Einnahme von Antibiotika

  • Verwendung von Mundwasser

  • bestimmte Nahrungsmittel, die Tag vor der Testung konsumiert wurden

falsch-positive Ergebnisse sind ein häufiges Problem bei SIBO

Ein falsch positives Ergebnis liegt vor, wenn ein Test eine Unverträglichkeit anzeigt, obwohl die Person das betreffende Lebensmittel tatsächlich verträgt. Im Zusammenhang mit SIBO können falsch positive Ergebnisse aus mehreren Gründen auftreten:

1. Sich überlappende Symptome 

Die Symptome von SIBO und Lebensmittelunverträglichkeiten können sich stark ähneln. Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall können sowohl durch SIBO als auch durch eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln verursacht werden. Dies kann dazu führen, dass ein Test eine Unverträglichkeit anzeigt, obwohl die Symptome tatsächlich auf SIBO zurückzuführen sind.

2. Beeinträchtigte Darmbarriere 

SIBO kann die Darmbarriere schädigen, was zu einer erhöhten Durchlässigkeit (Leaky Gut) führen kann. Dies kann die Aufnahme von Nahrungsmittelantigenen erhöhen und das Immunsystem aktivieren, was wiederum zu einer erhöhten Produktion von IgG-Antikörpern führen kann. Diese Antikörper können in Lebensmittelunverträglichkeitstests nachgewiesen werden, ohne dass eine echte Unverträglichkeit vorliegt.

3. Fermentationsprozesse 

Bei SIBO fermentieren die überschüssigen Bakterien im Dünndarm Kohlenhydrate, was zu Gasbildung und Blähungen führen kann. Diese Fermentationsprozesse können auch die Ergebnisse von Atemtests verfälschen, die auf Laktose- oder Fruktoseintoleranz abzielen, da die Gase, die von den Bakterien produziert werden, die Testergebnisse beeinflussen können.

Falsch positive H2-Atem-Tests bei Lebensmittelunverträglichkeiten und SIBO

Der Wasserstoff (H2)-Atemtest ist ein häufig verwendetes diagnostisches Tool, um sowohl Lebensmittelunverträglichkeiten (z.B. Laktose- oder Fruktoseintoleranz) als auch SIBO zu identifizieren. Der Test basiert auf der Messung von Wasserstoffgas, das von Darmbakterien produziert wird, wenn sie unverdaute Kohlenhydrate fermentieren. Bei einem gesunden Menschen wird dieser Prozess hauptsächlich im Dickdarm ablaufen. Bei SIBO jedoch findet die Fermentation bereits im Dünndarm statt, was zu einem frühen Anstieg der Wasserstoffkonzentration in der Atemluft führt.

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Auswirkungen von Falschpositiven Ergebnissen

Ein falschpositives Testergebnis kann zu unnötigen diätetischen Einschränkungen führen, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Betroffene könnten wichtige Nährstoffe meiden und dadurch Mangelerscheinungen riskieren.Lebenslange Auslassdiäten sind ebenso kontraproduktiv wie gefährlich für die Darmgesundheit und die psychische Gesundheit.

Darüber hinaus kann es zu psychischem Stress und sozialer Isolation kommen, wenn Betroffene aufgrund ihrer vermeintlichen Intoleranzen bestimmte Lebensmittel oder gesellschaftliche Anlässe meiden.

Herausforderung Diagnose H2-Atem-Tests

Die Diagnose von SIBO und Lebensmittelunverträglichkeiten ist oft eine Herausforderung, da die Symptome unspezifisch sind und sich mit anderen gastrointestinalen Erkrankungen überschneiden können. Zudem sind viele der verfügbaren Tests nicht vollständig zuverlässig. 

Zum Beispiel kann der Wasserstoff-Atemtest, der häufig zur Diagnose von SIBO verwendet wird, falsch positive oder falsch negative Ergebnisse liefern, abhängig von der Vorbereitung des Patienten und der Interpretation der Ergebnisse.

Was kann man tun?

Trotz der Herausforderungen gibt es Möglichkeiten, falsch positive Ergebnisse zu bewältigen und dennoch eine Verbesserung der Symptome zu erreichen. Hier sind einige optimistische Ansätze:

1.Ganzheitliche Betrachtung

Anstatt sich ausschließlich auf die Ergebnisse von Lebensmittelunverträglichkeitstests zu verlassen, ist es wichtig, die Symptome und die Krankengeschichte des Patienten ganzheitlich zu betrachten. Ein erfahrener Arzt oder Ernährungsberater kann helfen, die Ergebnisse im Kontext zu interpretieren und eine individuelle Behandlungsstrategie zu entwickeln.

2. Eliminationsdiät unter Anleitung 

Eine Eliminationsdiät, bei der verdächtige Lebensmittel für einen bestimmten Zeitraum weggelassen und dann schrittweise wieder eingeführt werden, kann helfen, echte Unverträglichkeiten zu identifizieren. Diese Methode erfordert Geduld und Disziplin, kann aber zuverlässigere Ergebnisse liefern als manche Labortests.

3.Behandlung der zugrunde liegenden SIBO

Die Behandlung von SIBO kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Darmgesundheit zu verbessern. Dies kann durch Antibiotika, probiotische Therapien oder diätetische Maßnahmen wie die Low-FODMAP-Diät erreicht werden. Eine erfolgreiche Behandlung von SIBO kann auch die Ergebnisse von Lebensmittelunverträglichkeitstests verbessern, da die zugrunde liegende Ursache der Symptome angegangen wird.

4. Darmgesundheit fördern

Die Förderung einer gesunden Darmflora durch probiotische und präbiotische Lebensmittel, ausreichend Ballaststoffe und eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, die Darmbarriere zu stärken und die Symptome von SIBO und Lebensmittelunverträglichkeiten zu reduzieren.

5. Psychologische Unterstützung

Chronische gastrointestinale Beschwerden können belastend sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Psychologische Unterstützung, sei es durch Gesprächstherapie, Entspannungstechniken oder Stressmanagement, kann dazu beitragen, den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern und die Lebensqualität zu verbessern.

Fazit

Falsch positive Ergebnisse bei Lebensmittelunverträglichkeitstests im Zusammenhang mit SIBO können frustrierend und verwirrend sein. Doch mit einem ganzheitlichen Ansatz, der eine sorgfältige Diagnose, eine individuelle Behandlungsstrategie und die Förderung der Darmgesundheit umfasst, können Betroffene dennoch eine Verbesserung ihrer Symptome und eine Steigerung ihrer Lebensqualität erreichen. Es ist wichtig, geduldig zu sein und sich nicht entmutigen zu lassen, denn mit der richtigen Unterstützung und Behandlung gibt es Hoffnung auf Besserung.

Quellen

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2. Posserud, I., Stotzer, P. O., Björnsson, E. S., Abrahamsson, H., & Simrén, M. (2007). Small intestinal bacterial overgrowth in patients with irritable bowel syndrome. *Gut, 56*(6), 802–808. https://doi.org/10.1136/gut.2006.108712

3. Drisko, J., Bischoff, B., Hall, M., & McCallum, R. (2006). Treating Irritable Bowel Syndrome with a Food Elimination Diet Followed by Food Challenge and Probiotics. *Journal of the American College of Nutrition, 25*(6), 514–522. https://doi.org/10.1080/07315724.2006.10719567

4. Gibson, P. R., & Shepherd, S. J. (2010). Evidence-based dietary management of functional gastrointestinal symptoms: The FODMAP approach. *Journal of Gastroenterology and Hepatology, 25*(2), 252–258. https://doi.org/10.1111/j.1440-1746.2009.06149.x

5. Quigley, E. M. M. (2016). The Spectrum of Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO). *Current Gastroenterology Reports, 18*(8), 42. https://doi.org/10.1007/s11894-016-0512-2

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18489614

Kleine-Tebbe, J., Reese, I., Ballmer-Weber, B. K., Beyer, K., Erdmann, S., Fuchs, T., … & Jappe11, U. (2009). Keine Empfehlung für IgG-und IgG4-Bestimmungen gegen Nahrungsmittel. Allergo J, 18, 267–73. Online abgerufen am 02. April 2018 unter

http://www.oegai.org/html/docs/Leitliinie_IgG_Satz.pdf

Hallo, ich bin Andy

Ich arbeite als Medizinjournalistin und Autorin.  

Nach Abschluss eines naturwissenschaftlichen Studiums mit Diplom begann ich mich für Medizinjournalismus zu interessieren und machte ihn zu meinem Beruf.

Als Betroffene von Magen-Darm-Erkrankungen weiß ich, worüber ich schreibe.



Andy Kuhl