Bewegungs-Störungen der Speiseröhre

Bewegungsstörungen der Speiseröhre: Mann mit Schmerzen und Krämpfen im Brustkorb

Überblick

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die mit Störungen von Muskeln und Nerven der Speiseröhrenwand und mit Beeinträchtigungen des Nahrungstransportes einher gehen. Bewegungsstörungen der Speiseröhre treten nur selten auf.

Man nennt sie auch Motilitätsstörungen des Ösophagus. Typische Beschwerden sind Schluckbeschwerden, Verschlucken mit heftigem Husten und krampfartige Brustschmerzen. Manchmal wird erfolgreich mit krampflösenden Medikamenten behandelt, oft hilft aber nur eine Operation.

Wann zum Arzt?
in den nächsten Tagen, wenn >> schon seit Tagen starke Schluckbeschwerden bestehen, die nicht von selbst wieder weggehen
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krampfartige Brustschmerzen auftreten.

Symptome von verschiedenen Bewegungs-Störungen der Speiseröhre

Bei allen Bewegungsstörungen der Speiseröhre sind die Leitsymptome Schluckbeschwerden, die mit der Zeit immer ausgeprägter werden, starke Schmerzen hinter dem Brustbein, das Gefühl, dass der Nahrungsbrocken in der Speiseröhre stecken bleibt (Bolusgefühl), bei Achalasie hauptsächlich nachts Zurückströmen von Nahrungsbrei in den Mund.

Achtung:
Auch Durchblutungsstörungen am Herzens, namentlich eine Angina pectoris, auch Herzenge genannt, können ähnliche Beschwerden wie Bewegungsstörungen der Speiseröhre verursachen! Treten solche Beschwerden zum ersten Mal auf, lasst sie bitte zeitnah ärztlich abklären.

Die drei häufigsten Arten von Bewegungs-Störungen der Speiseröhre

Hierbei handelt es sich um die drei Erkrankungen Achalasie, diffuser Speiseröhrenspasmus und die sogenannte Nußknacker-Speiseröhre. Allen diesen Bewegungsstörungen haben gemeinsam, dass es sich um muskuläre und/oder nervliche Störungen des Zusammenspiels der Speiseröhrenmuskulatur beim Schluckakt und auch ohne Nahrungsaufnahme handelt.

Achalasie

Die Achalasie ist eine Nervenerkrankung oder Schädigung des Nervengeflechts (Plexus myentericus) in der unteren Speiseröhre. Durch diese Schädigung ist die Speiseröhre nur wenig beweglich. Der untere Speiseröhrenschließmuskel (Ösophagussphinkter) kann beim Schluckakt nicht ausreichend erschlaffen.

So kann der Speisebrei nur unvollständig aus der Speiseröhre in den Magen gelangen. Erkrankte haben Schluckbeschwerden und krampfartige Brustschmerzen. Nachts fließt unverdaute Nahrung wieder zurück in den Mund. Die Betroffenen essen immer weniger und verlieren Gewicht.

diffuser Ösophagusspasmus

Unter dieser Erkrankung leiden vor allem ältere Menschen. Es treten starke Krämpfe im unteren und mittleren Bereich der Speiseröhre auf, die die Nahrung auf ihrem Weg in den Magen aber nicht voran bringen.

Dabei treten anfallsartige starke Schmerzen hinter dem Brustbein auf. Diese Schmerzen ähneln denen einer Angina Pectoris, also einer Erkrankung der Herzkranzgefäße. Aber die Schmerzen beim diffusen Ösophagusspasmus treten unregelmäßig auf und sind nicht belastungsabhängig.


Dennoch sollte jeder, bei dem solche Schmerzen erstmalig auftreten, möglichst sofort einen Arzt aufsuchen!

Nußknacker-Speiseröhre

Bei dieser Erkrankung zieht sich der untere Teil der Speiseröhre sehr lange und stark zusammen. Dabei bleiben leicht Nahrungsbrocken und Krümel stecken und führen zu einem unangenehmen Fremdkörpergefühl. Das führt zu Schluckbeschwerden und Brustschmerzen. Es können auch Sodbrennen und trockener Husten auftreten.

sekundäre Bewegungs-Störungen der Speiseröhre

Sie treten als Folge von anderen Erkrankungen auf. Dabei kommen in Frage die 

  • progressive Sklerodermie: eine rheumatische Autoimmunerkrankung (Bindegewebserkrankung)
  • Mischkolagenosen:
    Autoimmunerkrankung unbekannter Ursache
  • systemischer Lupus erythematodes: Autoimmunerkrankung mit Befall zahlreicher Organe
  • Diabetes mellitus
  • Morbus Parkinson
  • generalisierte Muskelerkrankungen:
    z.B. Myasthenia gravis (Autoimmunerkrankung, die eine gestörte Reizübertragung vom Nerv zum Muskel zur Folge hat)

Diagnose

Meist wird der Arzt eine Röntgenuntersuchung anordnen. Es handelt sich dabei um den sogenannten Ösophagusbreischluck. Dabei trinkt der Patient unter Röntgenkontrolle einen mit Kontrastmittel versetzten Brei. So stellt der Arzt zunächst fest, welche der drei Erkrankungen vorliegt.

Weiter wird er in den meisten Fällen eine Speiseröhrendruckmessung (Ösophagusmanometrie) veranlassen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen ihm, wie stark die Störung der Speiseröhrenbeweglichkeit ist.


Um eine Krebserkrankung am Mageneingang oder in der Speiseröhre auszuschließen, führt der Mediziner außerdem meist eine Magen- und Speiseröhrenspiegelung durch und entnimmt bei der Untersuchung auch Gewebeproben, die später im Labor unter dem Mikroskop untersucht werden.

Der Arzt muss auch sekundäre Speiseröhrenbeweglichkeitsstörungen ausschließen. Sind solche Erkrankungen die Ursache für eine Bewegungsstörung der Speiseröhre, so muss die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund stehen. Sie treten in Folge anderer Erkrankungen auf.

Auch bösartige Erkrankungen wie Speiseröhrenkrebs oder Magenkrebs muss der Arzt sorgfältig ausschließen. In Einzelfällen können auch Speiseröhrendivertikel, ein Zwerchfellbruch, eine Speiseröhrenentzündung und/oder Vernarbungen der Speiseröhre solche Beschwerden auslösen.

Behandlung von Bewegungs-Störungen der Speiseröhre

Behandlung der Achalasie

Hier wird eine operative Behandlung nötig. Meist dehnt der Arzt den unteren Ringmuskel der Speiseröhre mit einem Ballonkatheter. Der Eingriff wird endoskopisch durchgeführt und ist in fast allen Fällen erfolgreich. Oft muss das Ganze allerdings nach etwa 5 Jahren wiederholt werden. Bei dieser Methode kann es allerdings zu Rissbildungen in der Speiseröhre kommen.


Alternativ kann auch die Injektion von Botulinumtoxin in der unteren Speiseröhrenschließmuskel in Erwägung gezogen werden. Botulinum ist ein Nervengift, dass diesen Muskel zeitweise und in einigen Teilen lähmt. Dadurch wird der Transport der Nahrung in den Magen erleichtert. Diese Behandlung ist gut verträglich, muss aber nach 6 bis 12 Monaten wiederholt werden.


Bleiben beide Methoden ohne Erfolg gibt es die Möglichkeit die verdickten Muskeln im Bereich des Mageneingangs und der unteren Speiseröhrenschließmuskels längs ein zuschneiden (Kardiamyotomie). Hier kann es aber zu einer anschließenden Entwicklung einer Refluxkrankheit kommen. 


Es gibt auch noch eine neuere Methode, die sogenannte perorale endoskopische Myotomie. Dabei wird die verdickte Muskulatur über das Endoskop gespalten. Bei manchen Formen der Achalasie gibt es gute Resultate, aber noch kann nicht wirklich beurteilt werden, wie die Methode gegenüber den beiden etablierten Verfahren abschneidet.

Achtung: Auch wenn die operativen Therapien die Beschwerden erfolgreich lindern, bleibt das 30 fach höhere Risiko für die Entwicklung eines Speiseröhrenkrebses bestehen!
Es sind immer regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig! 

Behandlung von Nussknacker-Speiseröhre und Ösophagus-Spasmus

Meist werden hier krampflösende Medikamente verwendet. Sogenannte Kalziumantagonisten (Nifedipin) und Nitropräparate können helfen, die Krämpfe zu lösen. Außerdem ist auch bei diesen beiden Erkrankungen die Injektion von Botulinum in die Speiseröhrenmuskulatur möglich. Eine dauerhafte Beschwerdefreiheit ist aber nicht zu erwarten. In besonders schweren Fällen ist auch hier eine Spaltung der verdickten Muskulatur (Myotomie) nötig.

Quellen

  • Koop, I. et al.: Gastroenterologie compact, Georg Thieme Verlag, 3.Auflage, 2013
  • Marliani, B.: Medikamentenassoziierte Schluckstörungen, in: Forum Logopädie, Juli 2014, Heft 4, S.18-21
  • Weber, S. et al.: Dysphagie: Diagnostik und Therapie, Springer Medizin Verlag, 2.Auflage, 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2015
  • Hartmut Köppen: Gastroenterologie für die Praxis, 1.Auflage,2010 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart

 

Hallo, ich bin Andy

Ich arbeite als Medizinjournalistin und Autorin.  

Nach Abschluss eines naturwissenschaftlichen Studiums mit Diplom begann ich mich für Medizinjournalismus zu interessieren und machte ihn zu meinem Beruf.

Als Betroffene von Magen-Darm-Erkrankungen weiß ich, worüber ich schreibe.



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