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Mehr InformationenEinführung
Ist es möglich, dass Reflux durch zu häufiges Sitzen entsteht? Zumindest, wenn unser Reflux auch durch einen Zwerchfellbruch verursacht wird, lässt sich hierauf mit ja antworten. Gibt es einen konkreten Zusammenhang zwischen der Muskel- und Sehnenplatte Zwerchfell, ihrer Verankerung an der Wirbelsäule durch die Zwerchfellpfeiler und den benachbarten Rumpfmuskeln?
Diese Rumpfmuskeln werden beim Sitzen den ganzen Tag beansprucht und sind bei vielen von uns verspannt. Manche haben dort auch Schmerzen. Sind es diese Muskeln, die Einfluss auf unser Zwerchfell nehmen, unsere Hiatusschlinge, den Durchtritt der Speiseröhre durch das Zwerchfell lockern und so den Reflux mit verursachen? Und was kann man dagegen tun?
Wie habe ich bemerkt, das mein Reflux durch zu häufiges Sitzen entstand?
Als typische Schreibtischtäterin bekam ich Schmerzen in der linken Hüfte, die einfach nicht loszuwerden waren. Der Orthopäde meinte lapidar, das hätte etwas mit dem Psoasmuskel und dem Quadratus lumborum zu tun und meine Muskeln am Hinterteil seien auch zu schwach. Er schickte mich zur Physiotherapie und ich bekam Massagen und vor allem ein heftiges Übungsprogramm aufgedrückt.
Da ich weder von dem einen noch dem anderen Muskel, der da verkrampft sein sollte, überhaupt je etwas gehört hatte, hoffte ich zunächst, das Ganze würde vorbeigehen und ignorierte die durchaus schmerzhaften Dehn-und Kräftigungsübungen. Natürlich wurde es schlimmer und so beschloss ich, dass ich mich unbedingt mit meinem Psoas und Quadratusmuskel anfreunden musste.
Also versuchte ich es mit Dehnübungen, Triggerpunktmassage und Kräftigungsübungen. Etwa drei Monate nach meinen kläglichen Anfängen auf diesem Gebiet aber war ich nicht nur schmerzfrei im sitzen, sondern ich hatte auch mein zweitgrößtes Problem, nämlich meinen Reflux quasi wegtrainiert. Das verblüffte mich so, dass ich der Sache nachgegangen bin und auf erstaunliche Zusammenhänge stieß.
Der Muskel Zwerchfell und seine Nachbarn
Wenn vom Zwerchfell die Rede ist, dann denken die meisten von uns vor allem an jene Muskel-und Sehnenplatte zwischen Lunge und Herz und den Bauchorganen Leber, Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Milz, Nieren und Blase. In Darstellungen erscheint das Zwerchfell oft als Dom aus Muskeln und Sehnen. Doch es hat auch einen Lendenteil, die Zwerchfellpfeiler (3, in der Abbildung). Das sind zwei Muskelstränge, die an der Wirbelsäule festgewachsen sind. Mit ihnen hilft das Zwerchfell unseren Körper zu stabilisieren, wenn wir Heben oder Tragen.
Und eben diese Zwerchfellpfeiler liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei sehr wichtigen Muskeln unseres Körpers, dem Muskulus quadratus lumborum (2, in der Abbildung), meist Quadratus-Muskel genannt und dem Muskulus psoas major und minor (1, in der Abbildung), oft einfach Psoas genannt. Diese beiden Muskeln sind direkt unter und über dem Zwerchfell an der Wirbelsäule und im Falle des Quadratus auch an unserer untersten Rippe festgewachsen.
Das aber bedeutet auch, dass sie teilweise quasi durch den hinteren Bereich des Zwerchfells treten, genau neben den Zwerchfellpfeilern. Damit ist relativ deutlich ersichtlich, dass der Quadratusmuskel und der Psoasmuskel unser Zwerchfell beeinflussen können. Grün eingerahmt in der Abbildung seht ihr die Hiatusschlinge mit der Speiseröhre und dem hinteren Vagusnerv.
Es gibt viele Verflechtungen zwischen unseren Nerven und Reflux, besonders dem Vagusnerv. Die Hiatusschlinge, der Ort des Geschehens beim Zwerchfellbruch, liegt sehr nahe bei den Zwerchfellpfeilern.
Der Quadratusmuskel, welchen Einfluss hat er, bei Reflux durch zu häufiges Sitzen?
Der Muskulus quadratus lumborum oder auch quadratischer Lendenmuskel ist einer der tiefen Bauchmuskeln. Er neigt unseren Rumpf zur Seite und dient auch dazu, die zwölfte Rippe zu senken. Damit aber bildet er auch den Gegenzug zum Zwerchfell. Das wiederum ist wichtig für die Stabilisierung der unteren Rippen beim Luftholen. Somit ist er also einer der Hilfsmuskeln für die Ausatmung.
Eine weitere Funktion dieses Muskels ist die Streckung der Lendenwibelsäule und die Stabilisierung der Wirbelsäule. Ein wenig seltsam ist, das ihn Mediziner zu den Bauchmuskeln zählen, obwohl er ganz offensichtlich auf unserer Rückseite liegt. Der Quadratus-Muskel ist auch an den meisten Arten von Rückenschmerzen beteiligt. Sowohl Störungen an der Mechanik der Wirbelsäule als auch Blockaden in der Lendenwirbelsäule führen fast immer zu Verspannungen in diesem Muskel.
Umgekehrt aber können auch Fehlspannungen im Quadratus zu Blockaden führen. Ist also dieser Muskel verspannt ,so wirkt sich dies auch auf die Spannung des Zwerchfells aus und es kommt zur Ausbildung von Gegenspannungen.
Wie entsteht nun Reflux durch zu häufiges Sitzen durch den Quadratus lumborum?
Und da ist er auch schon, der Zusammenhang : Wenn wir über viele Stunden sitzen und uns dabei oft nach vorn beugen, verkrampft und verspannt der Quadratus-Muskel. Dabei verkürzt er sich auch und übt so übermäßigen Zug auf das Zwerchfell aus, indem er Zug auf die 12. Rippe ausübt, der zu groß wird. Damit aber verändern sich die Zugkräfte am Zwerchfell.
Beim Schlafen auf der Seite können wir diesem Muskel auch kräftig zusetzen, denn auch hierbei wird der Rücken unbewusst verdreht. Deshalb schlafen viele schmerzgeplagte Zeitgenossen mit einem Kissen zwischen den Beinen.
Der Psoasmuskel, wie er auf das Zwerchfell wirkt und zu Reflux durch zu häufiges Sitzen führt
Der Muskulus psoas major oder einfach Psoasmuskel bildet zusammen mit dem Darmbeinmuskel unseren Hüftbeuger. Gemeinsam mit dem Hüftbeugermuskel nennt man ihn auch den Iliopsoas, denn diese beiden Muskeln werden von einer Muskelbinde (Faszie) umschlossen und gelangen so zum Hügel des Oberschenkelknochens. Der Psoas ist verantwortlich für die Beweglichkeit der Beine und dafür dass wir stabil gehen und stehen können.
Manche bezeichnen ihn auch als unseren Seelenmuskel, denn wenn wir Stresshormone ausschütten, steigt meist gerade in der Körpermitte, wo der Psoas sich befindet, der Muskeltonus und die Muskeln spannen sich übermäßig an. Meist verspannt sich der Psoasmuskel links und die Rücken- und Abduktorenmuskeln rechts, als Gegenspannung.
Die Kausalkette bei Reflux durch zu häufiges Sitzen beim Psoas
Die Folge dauerhafter Verspannungen des Psoasmuskels ist oft eine sogenannte Beckenverwringung. Befindet sich unser Psoasmuskel in so einer Art Daueranspannung, verkürzt und verhärtet er auch, und da er an der Wirbelsäule oberhalb des Zwerchfells angewachsen ist und quasi unter dem Zwerchfell durchtaucht, zieht er auch das Zwerchfell nach vorne, und so verändert er die gesamte Statik in diesem Raum und es kann zum Nachlassen der Spannung unserer Hiatusschlinge kommen.
Das Zwerchfell liegt mit seinen untersten Fasern direkt auf dem Psoasmuskel auf und so beeinflussen sich die beiden Muskeln gegenseitig. Ist der Psoas verspannt, so kann er die Bewegungsfähigkeit des Zwerchfells, also sein Fähigkeit sich zusammenzuziehen einschränken. Der Psoas hat auch Einfluss auf unsere Atmung, denn er unterstützt die Zwerchfellatmung. Und ebenso wie der Quadratusmuskel ist auch der Psoas durch Verkürzung und Verkrampfung in der Lage, unserem Zwerchfell zu schaffen zu machen. Und da ist er wieder, der Zusammenhang zwischen Zwerchfell und Reflux.
Der Muskel Zwerchfell, wie ihm das Sitzen zu schaffen macht
Das Zwerchfell ist ein sehr großer Muskel mit einem großen Sehnenansatz in der Mitte. Seine Verschieblichkeit beim Atmen beträgt 6 bis 7 Zentimeter. Wenn wir liegen steht das Zwerchfell höher, da der Druck der Organe im Bauchraum so größer ist, als im Stehen oder sitzen. Es steht tiefer auf der linken Seite, denn unser Herz, oder besser das sogenannte Pericard, der Herzbeutel ist linksmittig auf ihm festgewachsen.
Wenn wir im Sitzen atmen, so zieht sich das Zwerchfell nur minimal zusammen. Der Brustkorb erweitert sich vor allem nach oben. Das bewirkt auf Dauer und ohne sportlichen Ausgleich einen leichten Kraftverlust unseres Zwerchfells und damit auch der Hiatusschlinge, durch die die Speiseröhre tritt. Eben diese Hiatusschlinge aber hilft dem unteren Speiseröhrenschließmuskel (auch Cardia genannt) sich zu verschließen und damit den Mageninhalt nicht in die Speiseröhre aufsteigen zu lassen.
Dies ist eine weitere Art, wie ein Zwerchfellbruch mit entsprechender Symptomatik entstehen kann. Folge dauerhafter Probleme kann die Refluxkrankheit sein. Auch hier ist wieder der Zusammenhang zwischen Reflux und zu häufigem Sitzen erkennbar.
Wie könnt ihr feststellen, ob euer Zwerchfell, euer Psoasmuskel oder euer Quadratusmuskel verspannt, verkürzt oder zu untrainiert ist?
Ihr findet hier ein paar einfache Möglichkeiten herauszufinden, ob ihr tatsächlich unter Reflux leiden könntet, weil ihr zu häufig sitzt! Wenn ihr also euren Reflux ärztlich abklären lassen habt und weder Protonenpumpenhemmer noch Ernährungsumstellung wirklich helfen, dann könnte es sein, dass ihr einen Zwerchfellbruch habt, der eure Beschwerden immer wieder befeuert. Wie oben beschrieben könnte sich die Hiatusschlinge durch die Ungleichgewichte in den Muskeln ihrer unmittelbaren Umgebung gelockert haben, weil euer Zwerchfell auf diese Ungleichgewichte reagiert.
Ist euer Psoasmuskel zu schwach oder verkürzt?
Es gibt zwei leicht durchzuführende Übungen, die euch die Antwort geben:
- Stellt euch an eine Wand und hebt jeweils ein Bein mit rechtwinklig geknicktem Knie nach oben und haltet diese Position etwa 10 Sekunden. Ist euch das ohne Probleme möglich, dann habt ihr wahrscheinlich kein Problem mit dem Psoas. Schafft ihr es aber nicht, die Position etwa 10 Sekunden zu halten, weil ihr vielleicht dabei zur Seite knickt oder das Bein nicht in die rechtwinklige Position bringen könnt, dann ist euer Psoasmuskel zu schwach.
- Legt euch flach auf den Rücken. Bildet sich im Liegen nun ein deutliches Hohlkreuz, so ist das ein erstes Zeichen für eine Verkürzung des Muskels.Die Beine sind ausgestreckt. Nun zieht ihr ein Bein mit geknicktem Knie zur Brust und drückt den Oberschenkel mit den Händen an die Brust. Wenn sich hierbei das jeweils andere Bein ein wenig vom Boden heben sollte, so ist euer Psoasmuskel wahrscheinlich verkürzt.
Ist euer Quadratusmuskel verspannt?
Der Muskulus quadratus lumborum oder auch der viereckige Lendenmuskel ist für allerhand Ungemach zuständig. Um zu testen, ob euer Quadratusmuskel also zu schwach ist, könnt ihr folgendes tun:
Legt euch auf die Seite und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. Die ebenfalls verschränkten Beine fixiert ihr unter einem Schrank oder ihr sucht euch jemanden, der sie mit den Händen am Boden fixiert. Jetzt führt ihr den Oberkörper ohne die Hüfte zu bewegen in die Seitenlage und hebt ihn vom Boden ab. Könnt ihr den gesamten Oberkörper vom Boden anheben, ist die Kraft in eurem Quadratusmuskel normal ausgeprägt.
Könnt ihr den Oberkörper nur bis zur Mitte der Brustwirbelsäule anheben, so besteht bei euch ein leichtes Kraftdefizit. Wenn ihr nur die Schulter vom Boden anheben könnt, so ist ein deutliches Defizit an Kraft vorhanden.
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Fazit
Dieser Artikel soll euch eine Erklärung für euren eventuell vorhandenen Zwerchfellbruch geben, die Ärzte nur selten in Betracht ziehen, Physiotherapeuten und Osteopathen aber schon einige Zeit ins Feld führen. Was aber hierbei besonders von Interesse ist, ist die Tatsache, dass wir vielleicht in der Lage sein werden, unseren Zwerchfellbruch einfach weg zu trainieren!
Wie mir mein Physiotherapeut sagte, bin ich nicht die Einzige, die derartige Erfahrungen gemacht hat! Was also hindert uns daran, es wenigstens zu versuchen! Nein, es ist nicht die einfache Lösung unserer Probleme mit dem Reflux. Aber wenn es denn tatsächlich ein Reflux durch zu häufiges Sitzen sein sollte, haben wir eine echte Chance ihn ganz allein zu besiegen.
Und Hand aufs Herz, wenn wir uns die Hiatusschlinge betrachten, so ist es bei den Zwerchfellbruch-OPs doch irgendwie so, als würde man etwas zusammennähen, was nicht wirklich zusammengewachsen war. Es ist kein einfaches Unterfangen, die drei beteiligten Muskeln zu entspannen, zu dehnen und zu kräftigen. Aber es lohnt sich. Ihr findet im Internet jede Menge Videos und Methoden hierzu. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei.
Quellen
- Michael Schünke: Funktionelle Anatomie – Topographie und Funktion des Bewegungssystems. Georg Thieme, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-13-118571-6, S. 195.
- Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll: Anatomie des Menschen. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-7945-2535-5, S. 43
- Sieglinde Bogensberger: Taschenlexikon Medizin. Elsevier, Urban&Fischer, 2004, ISBN 978-3-437-15011-1, S. 57.
- Simons, David G., Lois S. Simons, and Janet G. Travell. Travell & Simons’ Myofascial Pain and Dysfunction: The Trigger Point Manual. Baltimore, MD: Williams & Wilkins, 1999.
- Davies, Clair, and Davies, Amber. The Trigger Point Workbook: Your Self-Treatment Guide For Pain Relief. Oakland: New Harbinger Publications, Inc.
- Schünke, Michael., Schulte, Erik, and Schumacher, Udo: Lernatlas der Anatomie. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag, 2007