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Magengeschwür, nicht immer ist der Lebensstil schuld

erstellt am:         25/09/2020
aktualisiert am:  03/02/2021 

Magengeschwuer - anatomische Lage im Magen, Vectordarstellung

Einführung

Ein Magengeschwür ist ein Schleimhautdefekt der Magenschleimhaut. Andere Bezeichnungen sind Ulcus ventriculi oder Ulcus ventriculi.
Häufigste Ursache für ein Magengeschwür ist eine Gastritis/Magenschleimhautentzündung.


Besonders die längere oder dauerhafte Einnahme von sogenannten NSAR (nicht steroidalen Entzündungs-Hemmern), vielleicht sogar in Kombination mit Kortison-Präparaten, Rauchen, hochprozentigem Alkohol sowie in seltenen Fällen eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen, angeborene Gefäßanomalien im Magen und eine unnormal hohe Gastrin-Bildung (durch einen Tumor in der Bauchspeicheldrüse) können ein Magengeschwür hervorrufen.

Menschen mit Blutgruppe O haben ein leicht erhöhtes Risiko zu erkranken und bei 3/4 aller Magengeschwürpatienten lässt sich eine Infektion mit Helicobacter pylori nachweisen.

Häufiger als das Magengeschwür ist das Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni). Es ist meist keine klare Unterscheidung zwischen Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür möglich.

 

Ursachen von Magengeschwüren


Bei 90% aller Zwölffingerdarmgeschwüre und 60% aller Magengeschwüre liegt eine Infektion mit Helicobacter pylori vor.
10% aller Patienten, die mit NSAR (nichtsteroidale Entzündungshemmer) therapiert werden, entwickeln ein Geschwür.
10% aller Patienten mit solch einem Geschwür erleiden Komplikationen (Perforation, Blutung).

Durch eine Infektion mit Helicobacter pylori oder durch die lang andauernde Einnahme von nichtsteroidalen Entzündungshemmern (NSAR) oder/und Kortison kommt es durch die Hemmung der Prostaglandin-Synthese zur Entstehung von Geschwüren. 

Die Rolle der Prostaglandine bei Magengeschwüren

Prostaglandine sind an der Weiterleitung von Erregungszuständen im vegetativen Nervensystem beteiligt. Nicht steroidale Entzündungshemmer greifen in den Zellstoffwechsel ein und hemmen die Prostaglandin-Herstellung, so dass Schmerzreize nicht oder nur ungenügend an das Gehirn weitergeleitet werden können.

Genau dies beschreibt die Wirkung von Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac und anderen Wirkstoffen.
Im Magen hat ein bestimmtes Prostaglandin (PGE2), das vom Magen auch selbst produziert wird, schützende Wirkung. Der Magenschleim soll die Magenschleimhaut vor Säure schützen. Die Produktion von Magensäure wird durch das Prostaglandin gehemmt und die Menge des produzierten Schleims steigt.

Nimmt man nun ständig Entzündungshemmer vermindert sich die schützende Wirkung der Prostaglandine. Die Schleimproduktion wird herabgesetzt und die Magensäure kann die Schleimhaut angreifen.

Magensäure und Gastrin 

Die Magensäuresekretion ist bei Patienten mit Ulcus duodeni, also einem Zwölffingerdarmgeschwür oft erhöht, bei Patienten mit Ulcus ventriculi, einem Magengeschwür eher vermindert.

Aber auch hier gilt: kein Geschwür ohne Säure!
Weitere Medikamentengruppen, die die Entstehung eines Magengeschwürs begünstigen sind: Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Medikamente zur Chemotherapie und Bisphosphonate zur Behandlung von Osteoporose. 

In ganz seltenen Fällen ist auch das körpereigenen Hormon Gastrin der Verantwortliche für die Entstehung eines Magengeschwürs. Gastrin regt die Magensäureproduktion bekanntlich an und kommt es zu einer Überfunktion der Nebenschilddrüse ( Hyperparathyreoidismus) wird vermehrt Gastrin ausgeschüttet und so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit an einem Magengeschwür zu erkranken.


Noch seltener kommt es durch Gastrin produzierende Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Zollinger-Ellison-Syndrom) zur Erhöhung der Magensäureproduktion und damit zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, an einem Magengeschwür zu erkranken.,

Sonderfall Stressulkus

Körperlicher Stress kann die Entstehung eines Magengeschwürs begünstigen. Patienten auf einer Intensivstation sind besonders gefährdet. Die Gefahr an einem Magengeschwür zu erkranken ist erhöht nach schweren Unfällen, Verbrennungen, einer Blutvergiftung (Sepsis) oder großen Operationen.

Viele Faktoren, wie etwa Rauchen, Stress und Schwerstarbeit oder Extremsport beeinflussen den Verlauf einer Ulcus-Erkrankung  (Magengeschwür, Zwölffingerdarmgeschwür), sind aber weniger negativ wirksam ohne eine Infektion mit Helicobacter pylori.

typische Symptome von Magen-und Zwölffingerdarmgeschwür

Magengeschwür, endoskopisches Foto eines Magengeschwürs

  • Schmerzen im Oberbauch (bei oder nach der Nahrungsaufnahme)
  • Völlegefühl
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit

Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre können auch symptomarm  oder symptomfrei verlaufen. Bei schweren Begleiterkrankungen, insbesondere solchen, die einer Schmerztherapie bedürfen, kann der Schmerz verdeckt werden, oder andere Beschwerden stehen im Vordergrund.

Ein Magengeschwür drückt und schmerzt im Oberbauch. Die Schmerzen können in den Rücken, zum Brustbein hin oder in seltenen Fällen auch in den Unterbauch ausstrahlen. Meist treten die Schmerzen während oder nach einer Mahlzeit auf. Es gibt auch Geschwüre die unabhängig von den Mahlzeiten schmerzen.

Das Zwölffingerdarmgeschwür hingegen schmerzt häufig bei leerem Magen (Nüchternschmerz) oder/und in der Nacht.
Viele Betroffene berichten darüber, dass sie bestimmte Speisen nicht vertragen, aber welche Nahrungsmittel das sind, ist völlig verschieden.

Wann zum Arzt?

Bei Absetzen von dunkel gefärbtem Stuhl, bei Erbrechen von Blut, plötzlicher Abgeschlagenheit und großer Müdigkeit, plötzlicher Blässe, ungewolltem Gewichtsverlust, akuten Schmerzen, wiederholten Oberbauchkrämpfen, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose eines Magengeschwürs oder Zwölffingerdarmgeschwürs

Symptome wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Völlegefühl können auf ein Magengeschwür hinweisen. Aber dahinter kann sich ebenso auch die Refluxkrankheit, eine Magenschleimhautentzündung oder ein Reizmagen verbergen.

Deshalb wird der Arzt erfragen, welche Beschwerden der Patient genau hat, wie lange sie bestehen, ob der Patient bereits ein Magengeschwür hatte oder ob er bestimmte Medikamente einnimmt.


Danach wird der Arzt den Oberbauch abtasten. Dies ist meist schmerzhaft bei einem Magengeschwür.
Einen weiteren Hinweis auf ein Magengeschwür erhält der Arzt durch einen Atemtest, eine Blutuntersuchung oder eine Stuhluntersuchung auf das Vorhandensein einer Infektion mit Helicobacter pylori.

Bei positivem Befund wächst hier die Wahrscheinlichkeit, das der Patient unter einem Magengeschwür leidet beträchtlich.
Zur sicheren Diagnose eines Magengeschwürs ist jedoch immer eine Gastroskopie nötig. Dabei wird ein biegsamer Schlauch durch den Mund und die Speiseröhre eingeführt, der eine Kamera enthält. So kann der Arzt die gesamte Magenschleimhaut und den, an den Magen anschließenden Zwölffingerdarm inspizieren und ein Magengeschwür sicher diagnostizieren.


Sollte sich die Diagnose bestätigen und ein Magengeschwür entdeckt werden, muss die Gastroskopie nach einigen Wochen wiederholt werden. Wenn das Magengeschwür wieder erwarten nicht abgeheilt ist, müssen Gewebeproben entnommen werden, um abzuklären, ob ein Magenkrebs vorliegt. Sollte das Geschwür jedoch im Zwölffingerdarm liegen, ist eine Kontrolle normalerweise nicht nötig.

Der Helicobacter pylori – ein listiger Zeitgenosse

Man kennt ihn seit 1982 und er wird mit einigen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes in Verbindung gebracht. Jeder zweite von uns trägt ihn in sich, wenn er älter als 50 Jahre ist. Meist hält er bereits in der Kindheit Einzug in unseren Körper und er bleibt uns lebenslang erhalten, wenn wir ihn nicht mit Antibiotika ausrotten.


Jede Infektion mit Helicobacter pylori ruft in unserer Magenschleimhaut eine Entzündung hervor, aber nur 20% der Infizierten bemerken sie. Wie alle Bakterien verträgt auch der Helicobacter pylori die Säure in unserem Magen nicht, denn die ist unter anderem dazu da, Keime wie unseren Freund abzutöten.


Doch das Bakterium hat zwei Strategien entwickelt, um der ätzenden Wirkung der Magensäure zu entgehen. Zum Einen heftet es sich ganz eng an die Magenschleimhaut an und bezieht quasi schon einmal Deckung unter der Schleimschicht, die unsere Magenwände schützt, zum Anderen stellt der Helicobacter pylori ein spezielles Enzym, die Urease her.

Dieses Enzym verwandelt den im Magen vorhandenen Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid. Schließlich neutralisiert der Ammoniak die Magensäure und der listige Keim schafft sich so ein neutrales Milieu in unseren Mägen in dem er gut leben kann. Aber damit nicht genug bilden einige Helicobacter pylori-Stämme auch ein Zellgift (VacA-Zytotoxin), welches dann für die Entstehung von Magengeschwüren zumindest mitverantwortlich ist.

Komplikationen eines Magengeschwürs

In vielen Fällen heilt ein Magengeschwür auch von allein ab. Aber dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, das das Geschwür wiederkommt. Mit einer dem Fall angemessenen ärztlichen Therapie und Ernährungsberatung wird ein Rückfall in vielen Fällen vermieden und das Geschwür heilt deutlich schneller ab.
Auch ein durch Helicobacter pylori hervorgerufenes Geschwür bildet sich meist zurück und heilt ab, wenn es adäquat behandelt wird.

Zu den gefürchteten Komplikationen eines Magengeschwürs gehören Magenblutungen und der sogenannte Magendurchbruch.

Der Magendurchbruch: ein medizinischer Notfall

Reicht das Magengeschwür in tiefere Schichten der Magenwand kann es passieren, das das Geschwür die Magenwand perforiert. Es kann sein, das Mageninhalt in die Bauchhöhle durchbricht. Hier droht eine Bauchfellentzündung (Peritonitis). Anzeichen einer Magendurchbruchs sind sehr starke Schmerzen im Oberbauch. Dies kann lebensbedrohlich sein und muss sofort behandelt werden.


 Bei Verdacht auf einen Magendurchbruch bitte sofort einen Notarzt rufen!

Das Geschwür dringt in manchen Fällen bis in die Bauchspeicheldrüse. So kommt es zu starken Rückenschmerzen. Manchmal entsteht so eine Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Bei Geschwüren am Magenausgang kann sich beim Abheilen eine narbige Verengung (Stenose) bilden und der Magenausgang wird eingeengt.
Durch chronische Magengeschwüre erhöht sich das Magenkrebsrisiko.

Behandlung eines Magengeschwürs

Der Patient sollte seinen Magen schonen und alles vermeiden, was ihn reizen könnte.
Die Behandlung von ärztlicher Seite erfolgt mittels Protonenpumpenhemmer oder auch Säureblocker genannt. Diese Medikamente hemmen die Magensäureproduktion sehr effektiv und die Magenschleimhaut kann sich erholen und das Geschwür abheilen. Medikamente wie Omeprazol, Pantoprazol oder Lansoprazol werden für einen Zeitraum von 4 bis 8 Wochen verschrieben.


In Ausnahmefällen kann der Arzt auch Antihistaminika verschreiben (Cimetidin).
Sehr selten werden Antazida verschrieben, die die abgesonderte Magensäure sofort vor Ort neutralisieren(Maaloxan, Gaviscon, Renni, Talcid).
Sollte eine Bewegungsstörung des Magens vorliegen, so wird mit sogenannten Prokinetika (Domperidon, Metoclopramid) behandelt.

Bei einer Infektion mit Helicobacter pylori erfolgt meist eine Eradikationstherapie.
Dabei wird eine Antibiotikakombination zusammen mit einem Protonenpumpenhemmer eingesetzt um den Magenkeim abzutöten und so das Geschwür besser heilen zu lassen. Auch einem Rückfall wird so vorgebeugt.

Eine Operation ist nur selten nötig. So kann es sein, dass eine Blutung endoskopisch nicht zu stillen ist, das Geschwür in die Bauchhöhle durchgebrochen ist oder eine Vernarbung eines Geschwürs am Magenausgang die Nahrungspassage fast unmöglich macht. Bei einem Durchbruch in die Bauchhöhle wird das Geschwür ausgeschnitten und die verbliebenen Magenwand wieder vernäht.

 

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen: Ratgeber Helicobacter pylori, www. gastro-liga.de (Abruf 16.05.2020)
  • AWMF: S2k-Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit, Stand 2016: www. awmf.org (Abruf 15.05.2020)
  • Fachverlag Gesundheit und Medizin, www.magen-darm-ratgeber.de (Abruf 15.05.2020
  • Robert-Koch-Institut (RKI), Gastritis, Magen- und Zwöffingerdarmgeschwüre. Online: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/Themenhefte/gastritis_inhalt.html (abgerufen am 21. November 2019)
  • Herold G. , Innere Medizin, 2017, S. 444 ff, „Chronische Gastritis und gastroduodenale Ulkuskrankheit“
  • Herold G. , Innere Medizin, 2017, S. 444 ff, „Chronische Gastritis und gastroduodenale Ulkuskrankheit“

weiterführende Links:  https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/gastritis.pdf?__blob=publicationFile (abgerufen am: 03.02.2021, 21.23h)

 

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