Post-Nasal-Drip-Syndrom und Stiller Reflux

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Einführung

Das Post-Nasal-Drip-Syndrom und Stiller Reflux stehen in engem Zusammenhang. Wer sich mit Stillem Reflux herumschlägt, der kennt die Verschleimung im Hals und das Kloss-Gefühl nur zu gut, dass einem schon am Morgen unmissverständlich klarmacht, dass die Symptome noch immer da sind. Oder, schlimmer noch, der Stille Reflux hatte die ganze Nacht Zeit, sich in unseren Schleimhäuten auszutoben. Das Ergebnis: Wir sind am Morgen total verschleimt, das Kloss-Gefühl quält uns und der Hals schmerzt und brennt. Doch was geschieht da eigentlich in unseren Schleimhäuten und was kann man dagegen tun?

Was ist das Post-Nasal-Drip-Syndrom

Das Post-Nasal-Drip-Syndrom zählt zu den häufigsten Ursachen für chronischen Husten und Verschleimungen, Räusperzwang, Halsschmerzen, Kratzen im Hals und viele andere Symptome in dieser Körperregion. Oft wird es auch als sinubronchiales Syndrom bezeichnet. Man tut das dann, wenn der, in den oberen Atemwegen durch Entzündungen entstandene Schleim, Symptome wie Husten oder eine akute Entzündung der Bronchien hervorgerufen hat. Im englischen Sprachraum nennt man das dann Upper Airway Cough Syndrome.

Wie entsteht das Post-Nasal-Drip-Syndrom

Ist alles normal, bildet unser Körper in den oberen Atemwegen ständig dünnflüssigen Schleim. Der wird meist gar nicht bemerkt, während er einfach über den Rachen in die Speiseröhre abfließt und geschluckt wird. Entstehen dort aber Entzündungen, so ändert sich die Lage. Der Körper bekämpft Entzündungen, indem er vermehrt Schleim in den oberen Atemwegen bildet. Das tut er, weil unser Immunsystem verschiedene Immunzellen aktiviert, die die Defekte in den Schleimhautzellen zu beheben versuchen. Die dabei entstehenden Abfallprodukte sollen mit dem Schleim abtransportiert werden und durch die Magensäure schließlich unschädlich gemacht werden. Doch beim Post-Nasal-Drip-Syndrom wird dieser Schleim zähflüssiger und fließt schon deshalb schwerer ab.

Welche Ursachen kann ein Post-Nasal-Drip-Syndrom haben

Mögliche Ursachen für die übermäßige Produktion von zähem Schleim in den Atemwegen sind:

  • allergischer Schnupfen (Heuschnupfen)
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • bestimmte Lebensmittel (auch scharfes Essen)
  • Nasenpolypen
  • verkrümmte Nasenscheidewand
  • verdickte Nasenmuscheln
  • sehr trockene oder sehr kalte Luft
  • Reizstoffe (Dämpfe von Chemikalien, Reinigungsmitteln oder Parfüms)
  • virale Infekte (Schnupfen, Erkältung, Grippe)
  • Stiller Reflux
  • bei Kindern: in die Nase gesteckte Objekte

Sonderfall: Schwangerschaftsschnupfen

Auch in der Schwangerschaft kann sich ein Post-Nasal-Drip-Syndrom entwickeln. Die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft wirken auch auf die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum. Sie werden stärker durchblutet und viel reizempfindlicher als sonst. So reagieren sie schnell über und die Nase schwillt zu und beginnt zu laufen. Schleim fließt über den Rachen ab. So kommt es zu einem Post-Nasal-Drip-Syndrom.

Stiller Reflux als Ursache des Post-Nasal-Drip-Syndroms

Hier stellt sich die Frage, was war zuerst da?
Bei Stillem Reflux geht man davon aus, dass Magensäure und das darin gelöste Pepsin gasförmig aufsteigen. Dieses Gemisch gelangt zuerst in die Speiseröhre, dann in den Rachenraum und den Kehlkopf und von dort in die Nase und die Nasennebenhöhlen und manchmal sogar in die Lunge. Die Säure, aber vor allem die Pepsine richten dort Schaden an. Es kommt zu Entzündungen. Und eben diese Entzündungen verursachen dann den erhöhten Schleimfluss und die Veränderung in der Konsistenz des Schleimes. Somit hätte also der Stille Reflux das Post-Nasal-Drip-Syndrom hervorgerufen.

Näheres zu Stillem Reflux findet ihr in diesen Artikeln:
Stiller Reflux, ein neues Krankheitsbild
Stiller Reflux – die Symptome
Behandlung von Stillem Reflux
Stiller Reflux – die Ursachen
Ernährung bei Stillem Reflux

schwierige Ursachensuche beim Post-Nasal-Drip-Syndrom

Das Post-Nasal-Drip-Syndrom ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptomkomplex. Der Stille Reflux wird als Ursache des Post-Nasal-Drip-Syndroms oft erst spät oder gar nicht erkannt. Hinzu kommt, dass der Stille Reflux nicht der einzige Auslöser sein muss.
Kommen noch andere Ursachen hinzu, kommt es oft zum berüchtigten >Nichts hilft!< Effekt. Die Betroffenen halten sich strikt an Ernährungs- und Behandlungspläne aber es tritt keine nachhaltige Besserung ein oder die Besserung ist nur temporär. Hier gilt es weiter zu suchen.

Generalangriff auf die Schleimhäute durch Post-Nasal-Drip-Syndrom und Stillen Reflux

Der zähe Schleim, der sich über unseren Rachen, den Hals hinab bis in die Speiseröhre bewegt ist aber nicht ohne. Während er im Magen durch die Säure schnell unschädlich gemacht wird, kann er in der Speiseröhre zu Problemen führen. Zum Einen wird die Speiseröhre durch den Stillen Reflux angegriffen. Die Pepsine nisten sich dort ein und rufen Entzündungen hervor. Zum anderen fließt der zähe, und unter Umständen mit Bakterien oder Viren beladene Schleim nun dort über die entzündeten Stellen. So kann es hier zu Reizungen oder bakteriellen Fehlbesiedlungen kommen. Das wirkt sich wiederum negativ auf den Stillen Reflux aus, denn es macht die Speiseröhre empfindlicher.

Was tun, bei therapieresistentem Stillem Reflux mit Post-Nasal-Drip-Syndrom

Wer unter Stillem Reflux leidet, der weiß nur zu genau, wie belastend und auch frustrierend es sein kann, wenn man sich einen Kurs gekauft hat, der helfen soll, mittels Diät den Stillen Reflux zu beseitigen oder zumindest einzudämmen. Doch der erhoffte Erfolg bleibt aus oder tritt nur in Teilen ein.
Das aber geschieht dann, wenn das Post-Nasal-Drip-Syndrom im Spiel ist.

Es gibt keinen anderen Weg, um Rachen und Speiseröhre zu beruhigen, als herauszufinden, was das Post-Nasal-Drip-Syndrom auslöst.

Welcher Arzt kann weiter helfen

Um hier weiter zu kommen, solltet ihr einen kompetenten Hals-Nasen-Ohren-Arzt und einen Allergologen aufsuchen. Es ist mittlerweile zur Normalität in den Arztpraxen geworden, seine Patienten mit dem Satz: >Da ist nichts <oder >alles in Ordnung< im Regen stehen zu lassen. Es wird weder ein anderer Facharzt empfohlen noch gar eine Überweisung geschrieben. Da muss der Patient eben selber sehen, was er nun damit anfängt.
Hier gilt es, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern selbst aktiv zu werden. Ich weiß, viele von euch sind bereits total resigniert und in einer enormen Negativspirale. Dennoch kann man sich aus dieser Spirale befreien. Deshalb mein Appel: Wartet nicht Jahre hindurch, bis ihr aktiv werdet! Irgendwann fehlt euch dann vielleicht die Kraft dazu.

Was könnt ihr selbst tun beim Post-Nasal-Drip-Syndrom

Ist eure Nase ständig verstopft?
Habt ihr manchmal Druckschmerzen im Gesicht?
Oder habt ihr immer wieder mal Fließschnupfen, aus dem aber keine richtige Erkältung wird?
Schmerzen manchmal auch die Ohren für kurze Zeit?

In diesem Fall könnte es eine Entzündung der Nebenhöhlen sein. Hier ist es wichtig, den Schleim dort zu verflüssigen und abzuleiten. Neben Medikamenten, die verschreibungspflichtig sind wie Kortisonsprays oder in seltenen Fällen auch Antibiotika und Schleimlöser bringen hier vor allem Dampfbäder und Nasenspülungen mit Salzwasser Erleichterung.

Bei Halsschmerzen hilft es, mit Kräutertees oder Salzwasser zu gurgeln.

Schmerzen oder Brennen in der Speiseröhre lassen sich durch Leinöl oder Leinsamensud beruhigen.
Doch solange die Ursachen der Beschwerden nicht gefunden sind, behandelt ihr immer nur die Symptome.

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Fazit

Es ist kein Spaziergang bei therapieresistentem Stillen Reflux mit Post-Nasal-Drip-Syndrom auf Ursachensuche zu gehen. Doch es ist auch alternativlos. Wenn ihr irgendwann wieder ein normales leben führen wollt, müssen die Ursachen gefunden werden. Ich weiß, dass ist alles andere als einfach. Doch ich kann nur an euch appellieren: Es lohnt sich hartnäckig zu sein und nicht aufzugeben. Versteckte oder unterschwellige Allergien, Unverträglichkeiten, eine schiefe Nasenscheidewand, vergrößerte Nasenmuscheln und vieles mehr können das Post-Nasal-Drip-Syndrom ebenso auslösen wie Stiller Reflux selbst. Tritt jedoch beides zusammen auf, so ist man schier chancenlos ohne die andere Ursache zu finden und zu beheben.

Hallo, ich bin Andy

Ich arbeite als Medizinjournalistin und Autorin.  

Nach Abschluss eines naturwissenschaftlichen Studiums mit Diplom begann ich mich für Medizinjournalismus zu interessieren und machte ihn zu meinem Beruf.

Als Betroffene von Magen-Darm-Erkrankungen weiß ich, worüber ich schreibe.



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Quellen

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  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie und der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin: Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 017/049 und 053-012: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-049_und_053-012l_S2k_Rhinosinusitis_2019-04-abgelaufen.pdf (Stand: 04/2017, Abruf: 10/2022)
  • King, D., et al.: Nasenspülung mit Salzlösung bei akuten Infektionen der oberen Atemwege. Cochrane Database of Systematic Reviews, Iss. 4, Art. CD006821 (20.4.2015)
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  • Zehlicke, T.: Von chronischer Sinusitis zum Postnasal-Drip-Syndrom. CME, Nr. 2, S. 60 (Februar 2012)
  • Steffen, H.-M., et al.: Internistische Differenzialdiagnostik. Schattauer, Stuttgart (2008)
  • Vom Husten und Schnupfen zum sinubronchialen Syndrom. Online-Informationen der Deutschen Apothekerzeitung: www.deutsche-apotheker-zeitung.de (Stand: 20.11.2008)
  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009