Burning-Mouth-Syndrom und Stiller Reflux

Burning-Mouth-Syndrom und Stiller Reflux

Einleitung


Das Burning-Mouth-Syndrom und Stiller Reflux stehen in engerer Verbindung als bisher gedacht. Oft sind Symptome wie Mundbrennen mit Brennen in der Speiseröhre vergesellschaftet. Betroffene von Stillem Reflux kennen es nur zu gut, das ewige Brennen und Stechen im Mund und auf den Lippen und auch das berüchtigte Globusgefühl im Hals, dass vielen Betroffenen Angst macht.

Doch an dieser Stelle herrscht heillose Verwirrung. Handelt es sich bei den beschriebenen Symptomen nämlich nicht um das klassische Burning-Mouth-Syndrom sondern um die Folgen von Stillem Reflux oder gar klassischem Reflux, so ist ein sekundäres Burning-Mouth-Syndrom vorhanden. Hier müssen die Ursachen gefunden und beseitigt werden.

Doch oft ist das Mundbrennen und der seltsame Geschmack im Mund das einzige Symptom der Betroffenen und dann tritt jener Effekt auf, den viele schon erlebt haben. Der Behandler klappt die Psychokiste auf und tut nichts mehr. Schließlich ist das primäre Burning-Mouth-Syndrom ja mit psychiatrischen oder psychologischen Störungen wie Angststörungen oder Depressionen vergesellschaftet. Und der Stille Reflux wütet unerkannt weiter in unseren Schleimhäuten und wird gar nicht erst untersucht. 

Was genau ist das Burning-Mouth-Syndrom


Umgangssprachlich wird es Mund- und Zungenbrennen genannt. Weitere Synonyme sind: Glossodynie, Glossopyrosis, Glossalgie, orofaziales Schmerzsyndrom oder Stomatopyrosis. Es handelt sich also dabei um Missempfindungen an der Zunge, der Mundschleimhaut und den Lippen. Manchmal kommt auch ein Jucken oder Kribbeln zum Brennen hinzu.
Um seinen Namen tragen zu dürfen, darf das Burning-Mouth-Syndrom keinerlei sichtbare Veränderungen an den Schleimhäuten verursachen. Außerdem muss es täglich auftreten und bereits 4 bis  6 Monate bestehen.
In medizinischen Fachbüchern findet man den lapidaren Satz:>>Die meisten Patienten mit BMS haben zudem auch psychologische oder psychiatrische Krankheitsbilder.<< Somit sind dann die Begleiterkrankungen abgehakt. Und wer kommt schon auf ein Symptom des Stillen Refluxes, wenn der Patient nur eben dieses Mundbrennen hat.

Symptome beim Burning-Mouth-Syndrom


Bei diesem Syndrom treten häufig folgende Symptome auf:

  •  dauerhaftes Brennen der Mundschleimhaut sowie Empfindungsstörungen
  •  Brennen der Zunge, Juckreiz, Kribbeln oder Stiche
  •  Wangenschleimhaut brennt
  • Mundtrockenheit 
  • Mundgeruch
  • Störungen des Geschmacksempfindens (metallischer oder bitterer Geschmack)

Ursachen des Burning-Mouth-Syndroms


Das Burning-Mouth-Syndrom kann viele Ursachen haben. Stiller Reflux und klassischer Reflux sind nur 2 davon. Doch es gibt ein paar Kausalketten die darauf hindeuten, dass Reflux in beiden Varianten weit öfter an der Entstehung eines Burning-Mouth-Syndroms beteiligt ist, als bisher angenommen. Das Burning-Mouth-Syndrom stellt eine sogenannte Ausschlussdiagnose dar. Was heißt das? Das heißt, dass der Arzt zunächst alle anderen Erkrankungen ausschließen muss, die die selben Symptome auslösen, ehe er diese Diagnose stellen kann. Und die Liste solcher Erkrankungen ist lang. Doch es gibt ein paar interessante Überschneidungen. Und die liegen im Bereich Magensäuremangel.

Magensäuremangel verursacht Stillen Reflux und der verursacht das Burning-Mouth-Syndrom?


Symptome bei Magensäuremangel und LPR die zu Burning-Mouth-Syndrom führen

Das klingt kompliziert und irgendwie auch weit hergeholt, ist es aber nicht. Unter den Differentialdiagnosen beim Burning-Mouth-Syndrom bin ich auf Folgendes gestoßen.


Eisenmangel, Folsäuremangel, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Vitamin-B6-Mangel, Vitamin-B12-Mangel und Zinkmangel, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Pilzinfektionen, Helicobacter pylori-Infektionen und Allergien gegen Nahrungsbestandteile können das Burning Mouth-Syndrom neben anderen Ursachen auslösen. Und genau hier sollten die Alarmglocken klingeln, denn das, sind allesamt Symptome eines Magensäuremangels oder einer Übertherapie mit Protonenpumpeninhibitoren.

Stiller Reflux bekommt seine Chance, wenn der untere Speiseröhrenschließmuskel nicht genügend schließt. Und wann tut er das nicht? Genau, unter anderem, wenn der pH-Wert im Magen zu hoch ist. Somit ruft also der Magensäuremangel den Stillen Reflux hervor. Der Stille Reflux verstärkt nun die Symptome des Burning-Mouth-Syndroms. Damit dürfte es sich um die sekundäre Form des Syndroms handeln.

Magensäuremangel-LPR-BMS

andere Ursachen des Burning-Mouth-Syndroms


  • Im Bereich der blutbildenden Organe und des Immunsystems finden sich:
  • das Plummer-Vinson-Syndrom (Schleimhautaustrocknung von Mund bis Magen)
  • Blutarmut durch Eisenmangel
  • Abwehrschwäche mit Entstehung eines Pilzbefalls von Mund bis Speiseröhre möglich

Auch ein Diabetes mellitus kann einen Pilzbefall nach sich ziehen, der dann wieder Brennen im Mund-Rachenraum auslöst.

Erbkrankheiten wie Morbus Osler-Weber-Rendu, wobei sich erweiterte Blutgefäße in Nase, Mund, Gesicht und den Schleimhäuten der Speiseröhre und des Magens bilden. Diese Gefäßerweiterungen (Teleangiektasien) sind sehr empfindlich und können zu Blutungen führen.

Die Hauterkrankung Lichen ruber planus auch Knötchenflechte genannt, kann nicht nur die Haut sondern auch die Schleimhäute befallen und dort bereits vor Auftreten sichtbarer Symptome ein Brennen erzeugen.

Auch die Erkrankung an HIV verursacht oft ein Mundbrennen im Frühstadium.

Das sogenannte Sjögren-Syndrom, eine Autoimmunerkrankung aus dem Bereich der Kollagenosen kann ebenfalls zum Burning-Mouth-Syndrom führen.

 

Ursachen des Burning-Mouth-Syndroms im Bereich von Mund, Speiseröhre, Magen und Darm


Hier sind zu nennen:

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)
  • Stiller Reflux (LPR)
  • Entzündungen von Zahnfleisch und Mundhöhle in verschiedenen Formen
  • Aphten, also schmerzhafte Schleimhautveränderungen, die kleine Wunden bilden im Bereich von Zahnfleisch, Mundhöhle und Zunge können ebenfalls zu Mundbrennen führen.

psychische Ursachen des Burning-Mouth-Syndroms


Ernstzunehmende Erkrankungen wie eine Angststörung, Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) oder eine Depression können ebenfalls zu Mundtrockenheit führen, aus der dann nicht selten das Burning Mouth-Syndrom wird.

Allerdings kann auch die Behandlung von Depressionen mit bestimmten Medikamenten (trizyklische Antidepressiva oder selektive Serotonin und/oder Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) extreme Mundtrockenheit und das Burning-Mouth-Syndrom auslösen. Interessant ist hier, dass die genannten Psychopharmaka ebenfalls Reflux und Stillen Reflux auslösen können, weil sie die Funktion des unteren Speiseröhrenschließmuskels beeinträchtigen.

Burning-Mouth-Syndrom und Unverträglichkeiten/Allergien


Auch die Verwendung von Mundspülungen, schlecht sitzende Zahnprothesen, Kunststoffe, elektrogalvanische Spannungsdifferenzen von Zahnfüllungen, Amalgamfüllungen, unverträgliches Prothesenmaterial oder Zungenpiercings können Mundbrennen durch Unverträglichkeiten hervorrufen.

Doch besonders Allergien oder Pseudoallergien gegen die Bestandteile verarbeiteter Lebensmittel wie zum Beispiel Konservierungsstoffe ( z.B. Benzoesäure, Ascorbinsäure) Lebensmittelfarben, Stabilisatoren können das Burning-Mouth-Syndrom auslösen. Das Motto hier lautet: Ernährung möglichst weitgehend aus unverarbeiteten Lebensmitteln kann sehr helfen.

Medikamente, die das Burning-Mouth-Syndrom auslösen können


Die Liste der Medikamente, die zu Mundtrockenheit und dadurch zum Burning-Mouth-Syndrom führen können ist sehr lang und würde den Rahmen dieses Artikels hier sprengen. Sie reicht von bestimmten Blutdrucksenkern (ACE-Hemmer, Alpha 1 und 2 Antagonisten) über Antidepressiva, Antiparkinson-Mittel, Antipsychotika, krampflösende Mittel, Betablocker, bronchienerweiternde Mittel, Entwässerungsmittel, Krampflösende Mittel, Mittel gegen Epilepsie bis hin zu Zytostatika aus der Tumorbekämpfung.

Betroffenen des Burning-Mouth-Syndroms mit Stillem Reflux oder klassischem Reflux sei gesagt, dass auch Antihistaminika, die manchmal zur Symptombekämpfung in der Nacht verschrieben werden, Mundtrockenheit hervorrufen können und auf Dauer, zu dadurch ausgelöstem Mundbrennen.
Näheres zur Behandlung von Stillem Reflux erfahrt ihr in unserem neuen Artikel.

Wie wird das Burning-Mouth-Syndrom behandelt?


Um das Burning-Mouth-Syndrom ursächlich zu behandeln, müssen die Ursachen bekannt sein. Das ist, wie viele Betroffene wissen, sehr schwer herauszubekommen. Dennoch gibt es, wenn die Ursache ein Magensäuremangel und/oder Stiller Reflux ist, die Möglichkeit über die Ernährung zu helfen. Schon der Verzicht auf Tabak und ein sehr begrenzter Alkoholkonsum können Besserung bringen. Auch die Überprüfung aller Medikamente, die dauerhaft eingenommen werden, kann helfen. Generell ist hier eine Ernährungsberatung sinnvoll und empfehlenswert.

Ernährungsempfehlungen bei Burning-Mouth-Syndrom durch Stillen Reflux und Magensäuremangel


  • Meiden von scharfen Gewürzen wie Curry, Pfeffer, Paprika und zu viel Salz
  • keine sauren Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Kiwi, saure Äpfel, Essig, Sauerkraut, sauer Eingelegtes, keine sauren Säfte (genau wie bei Stillem Reflux)
  • Lebensmittel nicht zu heiß verzehren
  • Zu den Mahlzeiten trinken: stilles Mineralwasser, Leinsamenaufguss
  • keine Kohlensäure in Getränken
  • gründliches Zähneputzen nach den Mahlzeiten, Zahnpasta gut ausspülen

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Fazit


Das Burning-Mouth-Syndrom als Folge von Magensäuremangel und/oder Stillem Reflux haben die wenigsten Mediziner auf dem Schirm. Ist der Stille Reflux in seinen Anfängen wirklich noch still, und das Mundbrennen das einzige Symptom, haben die Betroffenen schlechte Karten.

Und das aus gleich mehrfacher Sicht. Zum Einen ist das Syndrom eine Ausschlussdiagnose, die ungern gestellt wird, denn der Aufwand dafür ist beträchtlich. Zum Anderen ist es ja eines jener Syndrome, die in die Psychoecke geräumt worden sind. Handelt es sich also um die primäre Form dieses Syndroms, so gilt sie immer als vergesellschaftet mit psychischen oder psychiatrischen Störungen.

Im Falle des gemeinsamen Auftretens mit Stillem Reflux ist das Syndrom jedoch in einer sekundären Form vorhanden. Aber damit nicht genug, ist der Magensäuremangel der eigentliche Auslöser. Doch der ist noch immer nicht in allen gastroenterologischen und internistischen Sprechzimmern angekommen. Für die Betroffenen bleibt nur zu hoffen, dass man bald zu neuen Einsichten gelangt.

Hallo, ich bin Andy

Ich arbeite als Medizinjournalistin und Autorin.  

Nach Abschluss eines naturwissenschaftlichen Studiums mit Diplom begann ich mich für Medizinjournalismus zu interessieren und machte ihn zu meinem Beruf.

Als Betroffene von Magen-Darm-Erkrankungen weiß ich, worüber ich schreibe.



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Quellen


Kohorst JJ, Bruce AJ, Torgerson RR, et al. A population-based study of the incidence of burning mouth syndrome. Mayo Clin Proc 2014; 89: 1545-52. pmid:25176397 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Search&db=PubMed&term=25176397[uid]

Scala A, Checchi L, Montevecchi M, et al. Update on burning mouth syndrome: overview and patient management. Crit Rev Oral Biol Med. 2003. 14(4):275-91. PMID: 12907696
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12907696/

Grushka M, Epstein JB, Gorsky M. Burning Mouth Syndrome. Am Fam Physician 2002; 65: 615-20. PMID: 11871678
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11871678/

Vögele A. Zungenbrennen. Zeitschrift für Allgemeinmedizin. 2015; 91(1) 8-10.

Sardella A, Lodi G, Demarosi F, et al. Burning mouth syndrome: a retrospective study investigating spontaneous remission and response to treatments. Oral Dis 2006; 12: 152-5. pmid:16476036
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16476036/

Das ist der Link zur Patienteninformation https://deximed.de/home/klinische-themen/hals-nase-ohren/patienteninformationen/mundhoehle/burning-mouth-syndrom/?rel=copylink