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Gibt es einen Zusammenhang zwischen unseren Nerven und Reflux?
Das klingt zunächst ein wenig bizarr. Aber es gibt ihn, den Zusammenhang zwischen Nerven in unserem Körper und dem Auftreten von Reflux. Hier soll nicht die Rede sein vom allgegenwärtigen Stress und seinen Wirkungen auf unser Nervensystem.
Vielmehr geht es um den Nervus phrenicus, der unser Zwerchfell bewegt und um den Nervus vagus, der gemeinsam mit unserer Speiseröhre durch unser Zwerchfell tritt um dort unter anderem den Magen zu versorgen. Diese beiden Nerven haben entscheidenden Einfluss auf die Vorgänge unserer Verdauung und so auch darauf, ob wir Reflux bekommen oder nicht. Aber wie genau wirken sie auf unsere Verdauung und wie kann man sie beeinflussen? Wie sehen die anatomischen Zusammenhänge aus und welche anderen Strukturen versorgen sie noch?
Der Nervus phrenicus - wie verläuft er und wo ist der Zusammenhang zwischen diesem Nerven und Reflux?
Der Nervus phrenicus entspringt an der Halswirbelsäule direkt aus den Segmenten C3,C4 und C5. Seine Hauptaufgabe ist die motorische Innervation des Zwerchfells. Das heißt, er steuert die Bewegungen des Zwerchfells. Sind diese Bewegungen gestört, so hat das viele Auswirkungen und es kann auch zu Reflux kommen.
Er hat einen rechten und einen linken Ast. Beide Äste laufen durch den Oberkörper bis sie den Herzbeutel versorgen und das Zwerchfell erreichen. Auf dem Zwerchfell kommt es zu einer Aufspaltung in mehrere motorische Endäste. Der rechte der Endäste tritt nun gemeinsam mit der großen Hohlvene durch das Zwerchfell in den Bauchraum.
Der linke Endast zieht entweder durch die Hiatusschlinge gemeinsam mit der Speiseröhre in den Bauchraum oder durch das Zentrum des Zwerchfells.
Der Nervus phrenicus ermöglicht die Bewegungen des Zwerchfells aber er versorgt auch das Rippenfell und die Gewebeummantelungen der Leber, der Gallenblase und des unteren Speiseröhrenschließmuskels direkt am Mageneingang.
Eine Reizung des Nervus phrenicus kann auch bei einer Bauchspiegelung durch das dabei verwendete Gas, das in den Bauchraum geleitet wird um für bessere Sicht zu sorgen entstehen oder aber schlicht durch eine zu üppige Mahlzeit.
Reizungen und Schädigungen des Nervus phrenicus
Probleme mit der Halswirbelsäule sind häufig und werden meist durch zu langes Sitzen ohne entsprechenden Ausgleich und eine unergonomische Sitzhaltung vor dem Bildschirm hervorgerufen. Ums kurz zu fassen, wir starren angestrengt auf den Monitor und machen dabei einen „Geierhals“, wie mein wenig zartfühlender Physiotherapeut es nennt.
Da unser Nerv nun gerade aus den Wirbelsäulensegmenten entspringt, die dabei die meisten Probleme machen, kann auch er dabei geschädigt werden, wenn sich aus unserem „Geierhals“ schließlich ein veritabler Bandscheibenvorfall oder zumindest durch die Verschiebung der Bandscheiben eine Änderung der Druckverhältnisse dort bildet.
Es kann hier zu dauerhaften Schädigungen kommen. Aber auch Unfälle mit Schleudertraumen können zu solchen Problemen führen.
Der linke Endast des Nervus phrenicus kann durch einen vorliegenden Zwerchfellbruch geschädigt oder gereizt werden, wenn zum Beispiel bei einer Gleithernie der Magen immer wieder durch die Hiatusschlinge gleitet und dort auf unseren Nerven Druck ausübt.
Die Folge einer Schädigung des Nerven können Veränderungen der Zwerchfellbewegung hervorrufen, aber auch den Reflux weiter verstärken, weil die Spannung der Hiatusschlinge nachlässt. Auch so kann ein Zusammenhang zwischen unseren Nerven und Reflux aussehen. Die Zusammenhänge zwischen unserem Zwerchfell und Reflux sind noch weitgehend unerforscht.
Nervus phrenicus und die Scalenusmuskeln
Da der Nervus phrenicus aus der Halswirbelsäule entspringt, kann er auch von dort gestört sein. Die drei Scalenusmuskeln am Hals, die man auch als Treppenmuskeln bezeichnet, ziehen von der Halswirbelsäule zu den oberen beiden Rippen. Sie sind wichtige Atemhilfsmuskeln und heben die Rippen bei der Einatmung.
Ziehen sie sich einseitig zusammen, so neigen sie die Halswirbelsäule. Bei beidseitiger Kontraktion kommt es zu einer Halsbeugung nach vorne. Der Nervus phrenicus verläuft zwischen diesen Muskeln. Wenn es also zu dauerhaften Fehlhaltungen und Verkrampfungen in diesen Muskeln kommt, so kann auch unser Nerv in Mitleidenschaft gezogen werden.
Störungen des Nervs können zu Behinderung der Atmung führen, leiten aber auch Verspannungen des Zwerchfells und der Brustwirbelsäule ein, irritieren den Herzbeutel und die Hinterwand des Herzens, wodurch Spannungen hinter dem Brustbein entstehen.
Das verkrampfte Zwerchfell kann so wiederum zu Reflux führen, weil durch die übermäßige Spannung dort und auch in der Hiatusschlinge der Speiseröhrenschließmuskel am Mageneingang quasi stranguliert wird und seinen Aufgaben nicht mehr oder nur unzulänglich nachkommen kann. Hierbei ist es möglich, dass es zur Ausbildung der Refluxkrankheit kommt. So findet er sich auch hier wieder, der Zusammenhang zwischen Nerven und Reflux.
Der Vagusnerv - übernimmt die entscheidende Rolle bei der Darm-Hirnkommunikation
Der Vagusnerv ist ein wahrer Bigplayer der Verdauung! Er ist der große Zuhörer unter unseren vegetativen (vom Willen unabhängig funktionierenden) Nerven. Achtzig Prozent seiner Fasern hören unseren Organen zu, um das Hirn über unseren inneren Zustand zu informieren. Nur zwanzig Prozent seiner Fasern geben Befehle vom Gehirn an die Organe weiter. Er hat einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Der Vagusnerv ist der zehnte Hirnnerv und entspringt direkt dort. Aber anders als andere Nerven hat der Vagus viele Ursprünge, er hat eher Wurzeln als einen Kern, wie die anderen Nerven.
Wenn wir gestresst sind, dann regiert in unserem Körper der Sympathikus, unser Stressnerv. Er schaltet uns vereinfacht gesagt auf >fight or flight<.
Er fährt die Speichelproduktion herunter, erhöht die Herzfrequenz, weitet unsere Bronchien, fährt die Verdauung herunter, hemmt den Gallenfluss und die Bauchspeicheldrüse, stimuliert das Mark der Nebennierenrinde und produziert so Adrenalin und Noradrenalin. Wir sind im Kampf-oder Fluchtmodus und alle dafür nicht erforderlichen Systeme unseres Körpers werden heruntergefahren, um alle Ressourcen für das Überleben zu mobilisieren, so auch unsere Verdauung.
Aufgaben des Vagusnervs
Er hat so viele Aufgaben wie er Äste hat, der Vagusnerv. Wenn wir essen, dann stimuliert er die Bildung von Magensäure und kontrolliert unsere Darmbewegungen in der Phase der Verdauung. Er reguliert unser Hungergefühl, unsere Stimmung, unseren Herzrhythmus. Außerdem reguliert er auch unsere Schweißabsonderung und stimuliert die Abgabe von Gallenflüssigkeit.
Seine Aufgaben sind sehr vielfältig. Der Vagusnerv ist der Gegenspieler unseres Sympathikus. Er beruhigt uns, wenn wir uns aufgeregt haben und stellt die körpereigene Balance wieder her. Besonders bei der begleitenden Behandlung bei Reflux wird auf den Vagusnerv eingewirkt.
Zwerchfell, Zwerchfellbruch und Vagusnerv
Zwerchfellbruch >>
Teile des Magens werden durch das Zwerchfell in den Brustraum gedrückt >> Vagusnerv auf der Speiseröhre und dem Magen liegend, wird gereizt >> Beschwerden im Verdauungstrakt
Wie in der Abbildung oben zu sehen, verläuft der Vagusnerv entlang der Speiseröhre bis hinab zum Magen. Dabei muss er gemeinsam mit der Speiseröhre durch die Hiatusschlinge des Zwerchfells, denn der Magen befindet sich unterhalb der Zwerchfellplatte.
Haben wir nun eine Hernie, also einen Zwerchfellbruch, so wird der Vagusnerv, wenn sich unser Magen in seinen oberen Teilen durch die gelockerte Hiatusschlinge schiebt unter Umständen gequetscht und gereizt. Das stört ihn wohlmöglich erheblich in seiner Funktion und beschert uns mannigfaltige Beschwerden im Verdauungstrakt.
Welche Beschwerden können so entstehen?
Ein gereizter und gestörter Vagusnerv kann nicht nur dafür sorgen, dass wir zu viel Magensäure produzieren, er ist auch für die Ausschüttung von Insulin und anderen Botenstoffen aus der Bauchspeicheldrüse zuständig und es kann so auch hier zu Störungen kommen.
Ebenso ist er für die Ausschüttung von Gallenflüssigkeit zuständig und auch hier kann ein zu viel oder zu wenig gewaltige Folgen in unserem Verdauungsablauf zeitigen. Gerade in letzter Zeit ist der Gallereflux in aller Munde. Was, wenn ein gestörter Vagusnerv der Auslöser für den Rückfluss von Gallen- und Bauchspeicheldrüsensekret in den Magen und teils auch in die Speiseröhre ist und nicht der viel zitierte „degenerierte Magenpförtner“?
Ist das unzureichende Schließen des Magenpförtners (Pylorus) viel mehr vom Vagusnerv abhängig, als vom enterischen Nervensystem der Magenwand? Sehen wir mal, was die Forschung hier in den nächsten Jahren bringt.
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Fazit
Sie sind vielfältig, die Beziehungen zwischen dem Nervus Vagus, dem Nervus phrenicus und unserem Reflux. Und je mehr wir uns hineindenken in die Abläufe in unserem Körper, je deutlicher wird: Es gibt noch viel zu ergründen. So mancher therapieresistente Reflux wird vielleicht ja bald nicht nur erklärbar, sondern auch behandelbar, wenn nicht heilbar sein. Längst sind die Auswirkungen einer Störung des Vagusnervs aus der Ecke der Esoterik gerückt und treten immer deutlicher auch in den Fokus der Forschung. Hoffen wir, dass auch der Nervus phrenicus (Zwerchfellnerv) bald mit einbezogen wird, wenn es an die Ursachenforschung für den Reflux der einzelnen Betroffenen geht. Denn auch hier gilt: Reflux ist individueller als gedacht!
Quellen
Gregor Hasler: Die Darm-Hirn-Connection, 2019, Schattauer by J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Breit,S., Kupferberg,A., Rogler,G., , G.,Hasler (2018): Vagusnerv and Modulator of the Brain-Gut-Axis in Psychiatric and Inflammatory disorders, Front Psychiatry 9:44.
Foster, J.A. / McVey Neufeld, K.A. (2013). Gut-brain axis: how the microbiome influences anxiety and depression. Trends Neurosci. 36(5). 305-12.
Kelly, J.R. / Kennedy, P.J. / Cryan, J.F. / Dinan, T.G. / Clarke, G. / Hyland, N.P. (2015). Breaking down the barriers: the gut microbiome, intestinal permeability and stress-related psychiatric disorders. Front Cell Neurosci. 9. 392.
Origin and prevalence of the accessory phrenic nerv: A meta-analysis and clinical appraisal