Ernährung bei Reflux

Einleitung

Ernährung bei Reflux ist ein sehr komplexes und auch kontroverses Thema. Reflux ist individueller als gedacht. Ähnlich ist es mit der Ernährung bei Reflux! Aber welche Nahrungsmittel und Getränke vertragt ihr nun und welche nicht? Die meisten Ärzte halten sich zu diesem Thema relativ bedeckt.
Meist heißt es: „Führen Sie halt ein Ernährungstagebuch, dann finden Sie bald schon selbst heraus, was Sie vertragen! Das ist bei jedem anders!“
Das mag zwar stimmen, aber es ist wenig hilfreich, wenn einen der Reflux Nacht für Nacht um den Schlaf bringt. Denn es würde Monate dauern, bis wir dabei auch nur etwas Land sähen!
Wir haben zusammengestellt, was bei den meisten Reflux Geplagten geht oder eben nicht geht.
Die Beschäftigung mit diesem Thema kann euch keiner wirklich abnehmen, aber vielleicht können wir euch ja eine kleine Starthilfe geben.

Ernährung bei Reflux

Allgemeine Verhaltensregeln


Wie so oft im Leben gilt bei den meisten weniger verträglichen Lebensmitteln und Getränken auch hier: Die Dosis macht den Reflux!
Werft also einmal einen längeren Blick auf unsere Ernährungspyramide! Einerseits kann Maßhalten Reflux vorbeugen, andererseits ist es auch die Art der Zubereitung, die Lebensmittel verträglich oder eben nicht verträglich machen. Generell gilt: Besser 4 bis 6 kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, als drei größere. Wenn das nicht möglich oder gewünscht ist, dann solltet ihr die letzte Mahlzeit des Tages möglichst klein halten und mindestens 4 Stunden vor dem Schlafengehen einnehmen. Alkohol am Abend wirkt meist recht Reflux fördernd. Und nein, es gibt ihn nicht, den Alkohol, der keinen Reflux macht! Rauchen ist ein weiteres No-Go! Die Ernährung bei Reflux stellt uns nicht vor unlösbare Aufgaben, aber Mitdenker sind deutlich im Vorteil!
Auch die Entdeckung der gastralen Säuretasche sollte nicht zum Anlass genommen werden, in fatalistische Reaktionen zu verfallen.

Trinken in der Ernährung bei Reflux

Richtiges Trinken bei Reflux ist ein ebenso wichtiges wie widersprüchliches Thema und wird von so manchem Ratgeber ganz am Rande gestreift. Deshalb haben wir hier einmal die Fakten für euch zusammengetragen:  

Die GO’S!

  • Bei Reflux ist ausreichendes Trinken wichtig, das bedeutet die Aufnahme von mindestens 1,5L Flüssigkeit über den Tag verteilt! Bei körperlichen Anstrengungen wie Sport oder schwerer körperlicher Arbeit entsprechend mehr. Das gilt auch bei Hitzebelastung.
  • Ihr solltet möglichst keine oder nur sehr wenig gezuckerte Getränke wie Softdrinks und Limonaden trinken! Der darin enthaltene Zucker fördert die Säureproduktion in eurem Magen und damit eventuell auch den Reflux!
  • Uneingeschränkt zu empfehlen sind Leitungswasser oder Mineralwasser ohne Kohlensäure! Bei Mineralwasser ist es manchmal von Vorteil, auf einen hohen Anteil an Hydrogenkarbonat (HCO3-)zu achten!
  • In Frage kommen auch Kräutertees, aber immer ungesüßt! Hier gelten allerdings einige Einschränkungen. Zunächst ist da das leidige Thema Pfefferminztee. Er wird von vielen Reflux Betroffenen nicht oder nur in sehr kleinen Mengen vertragen. 

Welche Kräutertees helfen bei Reflux?

Hier gilt es zunächst die Ursache eures Sodbrennens zu erforschen. Denn es hilft nicht jeder Tee jedem!
Allgemein gilt: nicht zu lange ziehen lassen (maximal 5 bis 7 Minuten)!

  • Kamillentee: Er wirkt entzündungshemmend, krampflösend und enthält Schleimstoffe, die sich auf die Schleimhaut von Magen und Speiseröhre legen und sie dadurch schützen. Bei Sodbrennen, das durch eine Magenschleimhautentzündung hervorgerufen wird, ist das Trinken von Kamillentee sehr hilfreich. Auch begleitend bei Magengeschwüren und Zwölffingerdarmgeschwüren ist er zu empfehlen. Bei Entzündungen der Speiseröhre solltet ihr hier allerdings vorsichtig sein, denn Kamillentee in größeren Mengen wirkt austrocknend.
  • Leinsamen, Eibischwurzel und Malvenblättertees: Hier ist der ausgeprägt hohe Anteil an Schleimstoffen das Behandlungskonzept! Diese Schleimstoffhaltigen Tees bilden eine Schutzschicht über der angegriffenen Magenschleimhaut, sie wirken der Entzündung entgegen und fördern das Abheilen der Entzündung.
    Geschroteten Leinsamen könnt ihr auch etwa 30 Minuten vorquellen lassen, am besten in heißem Wasser, und den Brei dann vor den Mahlzeiten drei Mal täglich essen.
  • Süßholzwurzeltee: Der Geschmack von Lakritze ist uns allen wohl bekannt. Ein Tee aus Süßholzwurzel wirkt entzündungshemmend und schützt die Magenschleimhaut. Die Inhaltsstoffe des Süßholzes beruhigen den Magen und wirken auch leicht krampflösend. Meiden solltet ihr Süßholzwurzel in der Schwangerschaft, bei Lebererkrankungen, Bluthochdruck und Nierenschwäche. Achtung: Süßholzwurzeltee sollte nicht länger als 6 Wochen hintereinander getrunken werden!
  • Fencheltee: Dieser Tee wirkt krampflösend und hilft gegen Blähungen. Auch hier kann manchmal ein Auslöser für Reflux liegen. 

Getränke, die Reflux fördern

  • Definitiv meiden solltet ihr alle Getränke, die Kohlensäure enthalten, von Sprudel bis hin zu Champagner.
  • Den Konsum von koffeinhaltigen Getränken (Kaffee, schwarzer Tee und grüner Tee) solltet ihr einschränken. Wenn ihr solche Getränke konsumiert, dann sollte dies immer ungesüßt geschehen! Ein verträgliches Maß sind bei den meisten etwa 2 Tassen pro Tag.
    Hier gilt, weniger ist mehr und ganz nach individueller Verträglichkeit. Beim Thema schwarzer Tee scheiden sich die Geister ein wenig, denn es gibt unterschiedliche Studien mit gegensätzlichen Ergebnissen zu diesem Thema. Auch bei Kaffee gibt es Unterschiede. Bevorzugt hierbei immer säurearme Sorten und probiert aus, ob euch die Milch oder Sahne darin wirklich bekommt.
Ernährungspyramide-bei-Reflux
Ernährungspyramide mediterranes Lowcarb

In unserem neuen Artikel: Neues zur Ernährung bei Sodbrennen erfahrt ihr, welche drei neuen Ernährungskonzepte es gibt und wie man sie kombinieren kann.
(Einfach auf das Bild klicken oder tippen, oder auf den Button:


Neues zur Ernährung bei Sodbrennen

Portionsgrößen in der Ernährung bei Reflux

Wer seine Ernährung umstellen muss, steht oft vor der Frage, wieviel ist denn eigentlich eine Portion von diesem oder jenem Lebensmittel? 

  • Obst und Gemüse: 1 Portion ⇒ mindestens 120g oder jeweils eine >Handvoll<
  • Brot: 1 Portion ⇒ 75-125g
  • Hülsenfrüchte: 1 Portion ⇒ 60-100g
  • Kartoffeln: 1 Portion ⇒ 180-300g
  • Reis, Teigwaren, Flocken, Getreidekörner: 1 Portion ⇒ 45-75g Rohgewicht
  • Fleisch/Fisch: 1 Portion ⇒ 100-120g Frischgewicht
  • Eier: 1 Portion ⇒ 2-3 Stück
  • Quark/Hüttenkäse: 1 Portion ⇒ 200g
  • Hartkäse: 1 Portion ⇒ 60g
  • Tofu, Feta: 1 Portion ⇒ 100-120g
  • Milch: 1 Portion ⇒ 2dl
  • Joghurt: 1 Portion ⇒ 150-180g
  • Schnittkäse: 1 Portion ⇒ 30-60g
  • kaltgepresste Fette (hochwertige Öle wie Olivenöl oder Rapsöl: 10-15g (2-3 Teelöffel)
  • Bratfette: 10-15g
  • Streichfett (Butter oder Margarine: 10g

Nüsse und Mandeln: 1 Portion ⇒ 20-30g

Bei Süßigkeiten, salzigen Knabbereien und gezuckerten Getränken gilt die Devise: Maßvoll und mit Genuss! Findet hier für euch persönlich die Grenze des Vertretbaren heraus und überschreitet sie nicht ständig, sondern nur selten!

Auch bei Alkohol gilt die Devise: Weniger ist mehr!

Gemüse in der Ernährung bei Reflux

Gemüse ist ein wichtiges Thema bei Reflux! Ihr solltet drei Mal am Tag eine Portion zu euch nehmen! Hier die wichtigsten verträglichen Gemüsesorten:

  •  Blumenkohl, Brokkoli, Gurke, Fenchel, Artischocken, Aubergine, Kürbis, Kohlrabi, Möhren, Salate, rote Beete, Spargel, Spinat, Zucchini, Rüben
  • Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen sind ebenfalls verträglich, aber ihr solltet sie am besten in pürierter Form zu euch nehmen! Ein leckeres Hummus ist weitaus verträglicher als Kichererbsen im Ganzen!
  • Achtung bei sauer eingelegtem Gemüse! Hier wird Essig verwendet, um das Gemüse haltbar zu machen! Das kann zu Reflux führen!
  • Viele, aber nicht alle Menschen, die von Sodbrennen geplagt sind, vertragen keine Tomaten. Bei einigen aber sind Tomaten in kleinen Mengen oft tolerabel, zumindest wenn sie nicht verarbeitet, also frisch verzehrt werden.

Obstgenuss ohne Reue

Bei Reflux solltet ihr säurearmes Obst bevorzugen. Solche Obstsorten sind zum Beispiel Bananen, Mangos, Birnen, reife Pflaumen, Weintrauben, Aprikosen, Pfirsiche, Wassermelonen, Honigmelonen, Papaya. 

  • Bei Beeren ist die Verträglichkeit ganz individuell und so müsst ihr leider einfach ausprobieren, was in eurem Fall geht und was nicht.
  • Bei Äpfeln werden meist die Sorten mit weniger Säure wie Jonagold, Gala, Cox, Gloster oder Golden Delicicius vertragen.
  • Vorsicht solltet ihr bei Obst mit härterer Schale wie Weintrauben walten lassen. Hier gilt: Gutes Kauen oder Zerkleinern erleichtert die Magenpassage und verhindert das Auftreten von Reflux!

Fleisch und Fisch richtig zubereitet

Bei Fleisch und Fisch kommt der Faktor Fett ins Spiel. Mit anderen Worten, so mager das Fleisch, das wir essen auch sein mag, wenn wir es bei der Zubereitung in Fett ermorden, wird unser Magen uns das mit Sodbrennen vergällen. Es kommt also sowohl auf die Art der Zubereitung an, als auch auf die Menge und die Qualität des Fettes, das wir dazu verwenden.

Es stimmt zwar, dass Fett ein Geschmacksträger bei der Zubereitung von Speisen ist, aber es ist eben ein Geschmacksträger, nicht der einzige! Sicher, niemand will sein Hähnchenbrustschnitzel ohne Öl auf die Teflonpfanne kleben. Verteilt man aber eine geringe Menge hochwertiges Öl mit dem Pinsel auf die Pfannenoberfläche, so spart das schon eine Menge überflüssiges Fett ein und das Hähnchenbrustfilet schmeckt nicht anders, als wenn wir es gerade in Fett schwimmend gebraten hätten. Hier gilt also: Die Menge machts!

Generell meist verträgliche Fleischsorten sind:

  • Hühnerfleisch, Pute, Schweinfilet in kleineren Mengen, Schweinerücken und Rinderfilet.

Bei Fisch sind dies die verträglicheren Sorten:

  • Kabeljau, Karpfen, Scholle, Seezunge, Krabben, Garnelen, Forelle, Steinbutt und in Maßen auch Heilbutt
  • Hier gilt: Fisch, der geräuchert oder paniert wird, ist nicht zu empfehlen! Auch an dieser Stelle hilft nur selber ausprobieren!

Wurst, nur von den mageren Sorten

Viele, aber nicht alle Wurstsorten enthalten ziemlich viel Fett. Deshalb solltet ihr beim Verzehr von Wurst darauf achten, dass es sich um fettarme Sorten wie Aspikfleisch, Corned Beef, Putenbrustaufschnitt oder Hähnchenbrust, Kasseler, Lachsschinken oder Kochschinken handelt. Da manche von Reflux Geplagte auch Probleme mit all zu viel Salz haben, solltet ihr die Sache bei Kasseler langsam angehen lassen.

Milchprodukte in der Ernährung bei Reflux

Auch beim Verzehr von Milch und Milchprodukten solltet ihr immer die fettarmen Varianten bevorzugen. Aber was heißt das jetzt konkret:

  • Bei Milch vertragen die meisten die Milch mit 1,5% Fett, Buttermilch, Magerquark, Naturjoghurt mit 1,5% Fett (Bei Joghurt immer die Naturjoghurtvariante, kein Fruchtjoghurt, auch wenn es „ohne Zucker“ angeboten wird, die beigefügten Süßstoffe sorgen ebenfalls für Reflux)
  • Bei Käse sollten es maximal 30-40% Fett in Trockenmasse sein. Das gilt für alle Schnittkäsezubereitungen. In Frage kommen auch Weichkäse, Mozzarella, Frischkäse und magerer Feta. Vorsicht mit vollfettem Havarti! Dieser Käse ist ziemlich fett und wird in größeren Mengen nicht vertragen!
  • Als besonders mager gelten: Harzer Käse und körniger Frischkäse

Hinweis: Für den Magen ist es verträglicher, Milch und Joghurt nicht direkt aus dem Kühlschrank zu verzehren! Also immer möglichst auf Raumtemperatur erwärmte und fettreduzierte Milchprodukte zu sich nehmen!

Habt ihr ständig Probleme mit Milchprodukten, kann auch eine Laktoseintoleranz dahinter stecken! Lasst dies dann beim Arzt abklären!

In der EU ist die Wärmebehandlung von Milch (Pasteurisieren) vorgeschrieben. Dabei bilden sich neue Verbindungen in der Milch wie Kalziumphosphat und auch organische Säuren. Letztere bewirken beim Trinken der Milch dann eine stärkere Ansäuerung des Magensafts.

Frischmilch wird bei niedrigeren Temperaturen pasteurisiert als H-Milch oder auch ESL-Milch. Aus diesem Grund enthält sie weniger Säure,  schont den Magen und beugt Reflux vor.
Eine üppige oder und zu kalte Milchmahlzeit, kann die Magenentleerung verzögern und den Druck im Magen erhöhen, der dann ebenfalls Reflux auslösen kann.

Getreide, Brot, Kuchen und Beilagen

  • Hier gilt es einiges zu beachten:
  • Vollkornprodukte sind immer der Weißmehlvariante vorzuziehen!
  • Bei Vollkornbrot solltet ihr lieber die feingeschroteten Brote essen, als grob geschrotetes Vollkornbrot.
  • Auch bei sehr frischem Brot kann es Probleme geben.

Bei Nudeln und Reis solltet ihr ebenfalls die Vollkornvarianten bevorzugen.

Kartoffeln sind uneingeschränkt zu empfehlen, auch als Kartoffelbrei. Aber auch hier kommt es sehr auf die Art der Zubereitung an. Die Devise lautet wieder einmal: Kein Fett, kein Problem! Pommes sind also keine gute Idee! Auch wenn immer wieder vom Abtropfen des Fettes die Rede ist, das funktioniert nur sehr begrenzt.

Fett – die Menge ist entscheidend

Bei Fett ist die Menge entscheidend. Ihr solltet Olivenöl (möglichst kaltgepresst) Rapsöl, Walnussöl, Leinöl und in Maßen auch Butter verwenden. Mit Fett solltet ihr generell sparsam sein, denn es verlängert den Aufenthalt eurer Speisen im Magen und erhöht damit die Abgabe von Magensäure aus den Belegzellen.

 Außerdem senkt es den Muskeltonus des unteren Speiseröhrenschließmuskels oder der Cardia, so dass ein Reflux-Geschehen wahrscheinlicher wird! Einer Studie zur Folge, erhöht sich die Anzahl der spontanen Erschlaffungen des unteren Speiseröhrenschließmuskels. Dabei führt Fett im Zwölffingerdarm, welcher ja direkt an den Magen anschließt, über Rezeptoren im Dünndarm zu spontanen Erschlaffungen des Schließmuskels.

Zucker – eine Quelle des Übels in der Ernährung bei Reflux?

Zuckerkonsum regt die Magensäureproduktion an. Das heißt, das sich mehr Magensäure bildet, als beim Verzehr von Ungezuckertem. Zucker befindet sich oft in Süßigkeiten und Snacks. Diese enthalten nun aber auch oft sehr viel Fett. Und genau hier liegt das Problem: Wenn die zwei unheiligen Schwestern Zucker und Fett eine Allianz bilden, dann ist das Sodbrennen bei einem gereizten Magen quasi vorprogrammiert. Also, auch wenn es manchmal schwerfällt: Finger weg von Süßigkeiten! Zumindest sollte man auf dem Schirm haben, das es hier sehr wahrscheinlich zu Problemen kommen wird!

Gewürze in der Ernährung bei Reflux

Kräuter und Gewürze können nahezu immer ohne Reue verzehrt werden. Besonders wenn es sich um frische Kräuter oder tiefgefrorene frische Kräuter handelt. Speisen lassen sich mit Kräutern verfeinern und geschmacklich aufwerten. Oregano, Estragon, Schnittlauch, Majoran, Thymian, Dill, … , eurer Geschmacksvielfalt sind hier nur wenige Grenzen gesetzt. Die Gewürze sollten möglichst frisch sein.
Bei Ingwer gibt es Einschränkungen, denn nicht alle Menschen vertragen ihn uneingeschränkt. Allerdings sollte Ingwer tatsächlich einmal versucht werden, denn er sorgt für eine bessere Schließfähigkeit des unteren Speiseröhrenschließmuskels, kann aber auch selbst zu Sodbrennen führen, da er auch die Magensäureproduktion anregt. 

Süßigkeiten, Salzknabbereien und Softdrinks?

Bei Süßigkeiten, gesüßten Getränken und salzigen Knabbereien ist leider Vorsicht geboten. Hier solltet ihr ein wenig Vernunft walten lassen und euren Verbrauch sehr einschränken.

Nüsse – gewusst wie

Nüsse machen oft Sodbrennen? Falsch. Ihr solltet sogar Nüsse in euren täglichen Speiseplan aufnehmen. Doch es gibt ein großes Aber! Es sollten ungesalzene Nüsse sein! Salzige Nüsse machen tatsächlich Sodbrennen. Und auch hier gilt: Weniger ist mehr! Jene eine Portion Nüsse, die ihr am Tag zu euch nehmen solltet, wären etwa 20-30g! Es dürfen übrigens auch Samen oder Kerne sein!

Alkohol, ein totales No-Go?

Die Antwort auf diese Frage lautet Jein. Alkohol im Zusammenhang mit einer Mahlzeit ist immer verträglicher als außerhalb der Mahlzeiten. Hochprozentiger Alkohol wird weitaus schlechter vertragen als geistige Getränke mit weniger Promille. Wer schon einmal einen Klaren auf fast nüchternen Magen getrunken hat, weiß, dass das einem deutlich macht, was die eigenen Magenwände nicht mögen und man erhält auch erstaunliche Einblicke in die eigene Anatomie. Wein und Bier sind meist verträglicher. Aber auch hier gilt: die Verträglichkeit hängt von den Begleitumständen ab. 

Wie genau wirkt Alkohol und was geschieht dabei in unserem Körper?

Der Alkohol wirkt entspannend auf die Muskeln unseres Körpers. Dazu gehört aber auch der untere Speiseröhrenschließmuskel, der eine wichtige Refluxbarriere darstellt. Wenn der getrunkene Alkohol, wie etwa im Falle von Bier, dann auch noch Kohlensäure enthält, erhöht das dann den Druck auf den unteren Speiseröhrenschließmuskel, der eh schon etwas entspannter als sonst ist.
Hinzu kommt, das der Alkohol per se schon die Magenschleimhaut reizt und damit die Magensäureproduktion anregt. Bei einer bereits vorhandenen Entzündung der Speiseröhre und dem dazu nun auftretenden Reflux, kann das eine fatale Wirkung haben. Also: Bei akuten Symptomen solltet ihr zunächst einmal ganz auf Alkohol verzichten. Wenn sich die Lage beruhigt hat, könnt ihr ausprobieren was an Wein und Bier so geht, oder eben nicht.

Besonderheiten bei Stillem Reflux

Das Thema Stiller Reflux wird zur Zeit sehr kontrovers diskutiert. Fest steht: Es gibt ihn. Aber ob es sich dabei um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt oder ob diese Symptome in engem Zusammenhang mit Reflux stehen, darüber streiten sich die Geister ganz erheblich. Diesen Disput sollten wir aber der Wissenschaft und den praktischen Medizinern überlassen. Was also ist das Besondere an der Ernährung bei stillem Reflux?

Essen und Trinken nur noch mit dem Teststäbchen?

Hat man bei euch einen Stillen Reflux festgestellt, so gibt es Einiges zu beachten. Während bei Reflux stets die sogenannte basenüberschüssige Ernährung propagiert wird, so ist bei stillem Reflux ausschlaggebend, mit welchem pH-Wert das Getränk oder Lebensmittel die Speiseröhre passiert und nicht wie es verstoffwechselt wird! Das heißt, das Zitronensaft im Körper basisch verstoffwechselt wird, aber in eurer Speiseröhre bei Stillem Reflux eine Menge Pepsin aktivieren kann! Also nur noch mit pH-Messstäbchen essen und trinken?

 Nein, natürlich nicht. Der pH-Wert der verzehrten Lebensmittel und Getränke sollte den Wert 4 bis 5 nicht unterschreiten, denn sonst könnte Pepsin, das gasförmig aufgestiegen ist, auf unseren Schleimhäuten wieder aktiv werden. Übrigens auch in jenen Fällen, wenn die GERD eine NERD ist, wo also das Sodbrennen in der Speiseröhre keine makroskopischen Schäden anrichtet, solltet ihr mit sehr saurem Essen und Getränk vorsichtig sein.

Was sollte man nicht essen bei Stillem Reflux?

  • Bei Stillem Reflux ist es ähnlich wie bei Reflux generell, es gibt keine allgemeingültigen Rezepte und nicht jeder Betroffene reagiert auf jedes Lebensmittel gleich. Langsam essen und gut kauen wirkt sich in jedem Fall günstig aus.
    Was macht also den meisten Betroffenen Probleme:
  • Fett und fetthaltige Mahlzeiten in jeder Form
  • Speisen, die mit Hefe hergestellt sind
  • stark zuckerhaltige Speisen wie Süßigkeiten und Speiseeis
  • Mayonnaise
  • Hülsenfrüchte (werden oft in pürierter Form vertragen)
  • Zitrusfrüchte
  • Zwiebeln
  • Tomaten
  • sehr scharfe Gewürze wie Curry, Chili u.s.w.

Es gibt auch Betroffene, die Weizen und Weizenprodukte nicht vertragen und auch mit gekochten oder rohen Eiern haben Einige Probleme.

Was sollte man nicht trinken bei Stillem Reflux?

Alkohol steht ganz oben auf der Liste der Problememacher. Bei Stillem Reflux solltet ihr weitgehend auf ihn verzichten. Beim Wein ist es die Säure und süßer Wein enthält zu viel Zucker. Bei Bier macht sich die eventuell enthaltene Hefe negativ bemerkbar. Hinzu kommen noch die allgemein ungünstigen Wirkungen von Alkohol. Bei Hochprozentigem potenziert sich im Allgemeinen der Schaden!
Die meisten kohlensäurehaltigen Getränke machen Betroffenen ebenfalls Probleme. Absolutes Tabu sind Fruchtsäfte und Softdrinks jeder Art. Cola ist ebenso tabu wie Energydrinks und andere Erfrischungsgetränke. Vorsicht auch mit den sogenannten Zero-Varianten von Softdrinks und Cola, denn auch Süßstoffe fördern Reflux!


Ein weiteres No-Go ist röststoffreicher Kaffee, denn er enthält zu viele Säuren. Kaffee der milderen Sorten wird in kleinen Mengen (etwa 2 Tassen pro Tag) meist vertragen. Schwarzer Tee gilt als milder als Kaffee und funktioniert in den meisten Fällen ebenfalls. Grüner Tee enthält sehr wenig Gerbstoffe und die meisten Betroffenen vertragen ihn gut. Kräutertees sind sehr gut verträglich. Mit Früchtetees solltet ihr sehr vorsichtig sein. Hier ist die Verträglichkeit eher minimal, hängt aber vom Einzelfall ab. Sehr zu empfehlen ist Kartoffelsaft! Ingwertee scheint bei den Meisten ebenfalls zu funktionieren.

Wie sieht sie nun aus, die optimale Ernährung bei Reflux?

Wir haben hier ein Beispiel für eine wohl für die meisten Refluxbetroffenen verträgliche Ernährung mit Mengenangaben zusammengestellt.

Getränke:
Täglich 1-2 Liter ungesüßte Getränke (vorsichtig auch mit Zuckerersatzstoffen):
Mineralwasser, Leitungswasser, Kräutertees
wenig milder Kaffee und schwarzer oder grüner Tee nach Verträglichkeit

Früchte und Gemüse:
Täglich 5 Portionen (120g) in möglichst unterschiedlichen Farben (optimal wären 2 Portionen Früchte und 3 Portionen Gemüse.
Eine Portion kann aber muss nicht, durch 2dl Gemüsesaft ersetzt werden.

Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte:
Täglich drei Portionen. 
Bei Getreideprodukten immer die Vollkornvariante und möglichst feingeschrotet, bevorzugen. Einer Portion entspräche dann: 75-125g Brot oder 60-100g Hülsenfrüchte oder 180-300g Kartoffeln oder 45-75g Teigwaren, Reis, Mais, Flocken, Mehl, Vollkornkräcker oder Knäckebrot.

Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Tofu:
Täglich drei Portionen. Eine Portion wäre dann:
2dl Milch oder 150-200g Joghurt, Quark, Hüttenkäse oder andere Milchprodukte, 30g Hartkäse oder 60g Weichkäse, 100-120g Fleisch, Geflügel, Fisch, Tofu, Seitan oder 2-3 Eier.

Fette, Nüsse:
Täglich 1 Portion ungesalzene Nüsse oder Samen oder Kerne
Täglich 2-3 Esslöffel (20-30g) Pflanzenöl und zusätzlich sparsam Margarine, Butter und ähnliches (ca. 1 EL oder 10g pro Tag)

Alkohol, Süßigkeiten, Salzknabbereien:
Sehr einschränken und nach individueller Verträglichkeit.

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Fazit

Eine Ernährungsumstellung ist immer eine Herausforderung. Aber es lohnt sich, etwas mehr auf unseren Körper zu hören. Auch wenn es noch so unbequem und lästig ist: Schluss mit Sodbrennen und anderen Beschwerden gibt’s nur, wenn wir etwas moderater sündigen und generell etwas umstellen! So unbequem diese Wahrheit auch ist, so erstaunlicher ist die Beschwerdefreiheit danach! 

Aber Achtung:
Wir müssen uns ernsthaft mit der Sache beschäftigen und verstehen, was in unseren Bäuchen vorgeht, wenn wir diese oder jene Nahrungsmittel zu uns nehmen. Tun wir das nicht, so gehören wir zur Gruppe jener, die meist schon alles, aber wirklich alles probiert haben, aber ohne jeden Erfolg, wie sie in Internetforen schreiben, und nun soooo verzweifelt sind! Und dann, nehmen sie erst einmal einen kräftigen Schluck Cola, ehe sie ihren neuen Post in die Welt posaunen. Cola steht eben nicht explizit auf ihrer roten Liste, aber auf der ihres Magens schon! 

Quellen:

  1. Dr. med. Gerd Herold et al.: Innere Medizin. 2014, S. 432-433.
  2. „Kamille“, http://www.heilkraeuter.de/lexikon/kamille.htm, 09.09.2015
  3. „Malve“, http://www.kraeuter-verzeichnis.de/kraeuter/Malve.htm, 09.09.2015
  4. René Gräber, „Ringelblume – Tee, Tinktur und Öl“, http://www.naturheilt.com/heilpflanzen/ringelblume-tee-tinktur-oel.html, 09.09.2015
  5. „Schwarzer Tee: Doch ein Risikofaktor?“, http://www.sodbrennen-welt.de/news/200811-Schwarzer-Tee–Doch-ein-Risikofaktor-fuer-Sodbrennen.htm, 09.09.2015
  6. Pharmazeutische Zeitung online: Süßholz. URL: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-492011/suessholz/ (30.09.2o19)
  7. Chen S, Wang J, Li Y. Is alcohol consumption associated with gastroesophageal reflux
  8. disease? Journal of Zhejiang University SCIENCE B. 2010;11(6):423-428. doi:10.1631/jzus.B1000013
  9. Holloway RH et al.: Effect of intraduodenal fat on lower oesophageal sphincter function and gastro-oesophageal reflux. Gut 1997; 40: 449-453.
    Department of Gastrointestinal Medicine, Royal Adelaide Hospital, Adelaide, Australien.
  10. Biesalski, H. K./ Bischoff, S. C./ Puchstein, C. (Hrsg.) (2010): Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Thieme Verlagsgruppe. 4. Auflage.
  11. Weimann, A./Schütz, T./Fedders, M./Gründewald, G./Ohlrich, S. (2012): Ernährungsmedizin – Ernährungsmanagement – Ernährungstherapie. ecomed.