Magensäure und Pepsin in der Speiseröhre? Aber Sodbrennen habt ihr keines?
Das klingt zunächst abwegig – ist es aber gar nicht.
Viele Menschen leiden unter Stillem Reflux, meist ohne es überhaupt zu wissen. Der Stille Reflux, auch Laryngopharyngealer Reflux oder extraösophagealer Reflux ist nicht einfach zu diagnostizieren.
Wie aber kann man die Erkrankung erkennen?
Welche Symptome führen auf die richtige Spur, wenn Magensäure und Pepsin bis in die Atemwege aufsteigen?
Wie erkennt man Stillen Reflux - die Symptome
Bei Stillem Reflux ist es besonders schwer, die Symptome zu erkennen. aber noch viel schwerer ist es, sie richtig zuzuordnen. Oft haben Betroffene Schluckbeschwerden oder Husten, die sie zunächst nicht mit Reflux, Sodbrennen oder einem Magen -oder Speiseröhrenproblem in Verbindung bringen. Nicht selten haben Betroffene nicht einmal Sodbrennen. Die Scala der Beschwerden bei Stillem Reflux ist schier unerschöpflich. Sie reichen von Husten, Heiserkeit, Kehlkopfentzündungen bis zu Schlafapnoe. In unserem Artikel Stiller Reflux – die Symptome findet ihr alles zu diesem Thema.
Hinweise für das Arztgespräch
Beobachtet ihr solche Symptome öfter? Hattet ihr schon einmal Probleme mit Sodbrennen? Verschlimmern sich diese Probleme nachts oder morgens nach dem Aufstehen? Gibt es in eurer Familie andere Menschen mit ähnlichen Problemen?
Bitte weist ausdrücklich darauf hin, das sich die Symptome besonders nachts oder in den Morgenstunden zeigen!
Der Arzt kann durch verschiedene Untersuchungen feststellen, ob es sich bei euch um Stillen Reflux handelt oder ob andere Ursachen dahinter stecken.
Doch er muss zunächst auf die richtige Fährte geleitet werden.
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Diagnose bei Stillem Reflux
Die Diagnose von Stillem Reflux ist schwierig.
Die meisten Patienten gehen mit Beschwerden zum Arzt, die oberflächlich betrachtet nichts mit aufsteigender Magensäure zu tun haben.
Oft sind es wiederkehrende Atemwegsinfekte und Husten, die zum Arzt führen.
Hier ist das Arzt-Patientengespräch von ausschlaggebender Bedeutung!
Doch es kommt in unserer schnelllebigen Zeit oft zu kurz.
Der Arzt sollte die mögliche Diagnose „Stiller Reflux“ unbedingt im Hinterkopf haben. Gerade das Erfragen von Problemen mit Sodbrennen in der Vergangenheit, einer familiären Häufung von Reflux oder der Einnahme von Medikamenten, die Reflux verursachen können, liefern entscheidende Hinweise.
Diagnosesicherung
In vielen Fällen wird Stiller Reflux nicht erkannt.
Selbst Betroffene die auch weitere Beschwerden wie Sodbrennen und andere Verdauungsstörungen haben, verbringen oft Jahre mit ihren Problemen, bis ein Arzt auf die richtige Spur gelangt.
Stiller Reflux ist bei einer normalen Magenspiegelung quasi fast nicht festzustellen.
Um Stillen Reflux eindeutig nachzuweisen, wird in den meisten Fällen eine pH-Metrie durchgeführt.
Dabei schiebt der Arzt eine Sonde durch die Nase in den Rachen und auch in die Speiseröhre.
Dort verbleibt die Sonde meist 24 Stunden oder auch länger und misst den PH-Wert.
Doch auch hier lauert der Teufel im detail. Wird nicht eine spezielle Sondentechnik benutzt, die auch Messpunkte im Rachen aufweist, so wird der Stille Reflux oft nicht erkannt. Sinken dann die Werte länger und öfter unter den Wert von 4, gilt der Stille Reflux als erwiesen.
Näheres dazu findet ihr hier: Behandlung von Stillem Reflux
Untersuchung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt
Untersuchung beim HNO-Arzt
Meist erfolgt dann die Überweisung zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt, der eine Kehlkopfspiegelung durchführt, die Schäden durch den Laryngopharyngealen Reflux, wie er ihn nennt, nachweisen kann. Es ist in Ausnahmefällen aber auch möglich, das Untersuchungen der Nasennebenhöhlen und der Lunge erforderlich werden, um das ganze Ausmaß der Schäden zu dokumentieren. Tritt nun auch ein Post-Nasal-Drip-Syndrom auf, so verstärken sich Stiller Reflux und dieses Syndrom gegenseitig. Auch ein sogenanntes Burning-Mouth-Syndrom kann ein Hinweis auf Stillen Reflux sein.
Behandlung von Stillem Reflux
Der Stille Reflux wird bisher, genau wie der ‚gewöhnliche Reflux‘ mit PPI’s behandelt.
Das sind hochwirksame Medikamente, es handelt sich um Protonenpumpeninhibitoren oder auch Säureblocker. Sie verhindern, das die Belegzellen im Magen Säure produzieren.
Damit wird bei der Refluxkrankheit, dem Übertreten von Mageninhalt in die Speiseröhre, verhindert, das die Schleimhaut der Speiseröhre durch die Säure geschädigt wird.
In unserem neuen Artikel: Behandlung von Stillem Reflux berichten wir ausführlich über die Behandlungsmöglichkeiten von Stillem Reflux.
PPI gegen Pepsine?
Gegen Pepsin sind PPI’s machtlos. Sie können nur verhindern, das sich Säure bildet. Ja, natürlich bildet sich weniger Pepsin aus Pepsinogen weil weniger Säure da ist, um es zu aktivieren. Es werden oft recht hohe Dosen von Säureblockern gebraucht, um die Produktion von Pepsin auszubremsen und auch das funktioniert nicht in jedem Fall.
Aber leider reicht das meist nicht aus, um das Pepsin gänzlich unschädlich zu machen. Im übrigen käme so auch fast unsere gesamte Verdauung im Magen zum Erliegen.
Pepsine in den Schleimhäuten
So kommt es bei Stillem Reflux dazu, dass die Pepsine erheblichen Schaden anrichten, wenn sie sich in den Schleimhäuten festsetzen. Dort werden sie immer wieder aktiviert, wenn saure Nahrung oder Getränke die Speiseröhre passieren.
Was geschieht aber nun, wenn Pepsine unsere Schleimhäute ‚verdauen‘?
Es entstehen Entzündungen im Gewebe. Das erklärt die Symptome außerhalb des Verdauungstraktes.
Leider gibt es kein wirklich wirksames Mittel gegen die Wirkung der Pepsine.
Einziger Lichtblick: >>Ernährungsumstellung!<<
Ernährung bei Stillem Reflux
Niemand der seinen Stillen Reflux effektiv behandeln will, kommt um eine Ernährungsumstellung herum.
Das ist kein besonders beliebter Satz, aber er ist nur zu wahr!
Hier findet ihr ein paar Hinweise, die euch bei eurem Ernährungsplan helfen können. Konkret aber wird es in unserem Artikel:
Ernährung bei Stillem Reflux
Das solltet ihr beachten
- Rauchen aufgeben.
- Keine zu enge Kleidung, besonders Hosen und Gürtel locker tragen.
- Kein Sport nach dem Essen.
- Legt euch nicht unmittelbar nach dem Essen hin. Haltet 3 bis 4 Stunden Abstand zwischen der letzten Mahlzeit und dem Nachtschlaf.
- Bei morgendlicher Heiserkeit lagert nachts den Oberkörper höher.
- Reduziert den Verzehr von rotem Fleisch, Käse, Eiern und koffeinhaltigen Getränken.
- Das solltet ihr komplett aus eurem Speiseplan streichen:
Frittiertes, fettes Fleisch und fette Wurstwaren, Zwiebeln, Tomaten, Zitrusfrüchte, Fruchtsaft, kohlensäurehaltige Getränke, Softdrinks, Bier, Wein, Spirituosen, Pfefferminzbonbons und -Kaugummi sowie Schokolade.
Davon solltet ihr mehr in euren Speiseplan aufnehmen
- Kartoffeln, Vollkornreis
- reifes Obst mit wenig Säure
- alle Gemüse außer Zwiebeln, Tomaten, Paprika und Knoblauch, >Bohnen, Erbsen, Linsen (am besten püriert)<
- Leinöl, Rapsöl, Wallnussöl
- Fisch gegrillt, gebacken, gekocht, gedämpft
- magerer Wurstaufschnitt
- Hühnerfleisch, Putenfleisch, Rinderfilet, Schweinefilet
- magere Milchprodukte
- gefriergetrocknete frische Kräuter
- Nüsse und Samen nach individueller Verträglichkeit
- stilles Wasser, ungesüßte Kräutertees
Generell gilt: - kleine Mahlzeiten entlasten den Magen
- langsam essen
- keine zu späten Mahlzeiten
- Oberkörper nachts höher lagern >> mindestens einen Winkel von 30 Grad Erhöhung für den gesamten Oberkörper!
- Verdauungsspaziergang, wenn möglich, gemäßigter Sport, regelmäßig, aber nicht in Extreme verfallen!
Allgemeine Hinweise und Mengenangaben sowie Lebensmittellisten zur Sodbrennenbekämpfung findet ihr in unserem Artikel: Ernährung bei Reflux
Tipp: Zwerchfell lockern und entspannen
In unserem Artikel Zwerchfell und Reflux zeigen wir die Zusammenhänge auf. Ein verspanntes Zwerchfell kann zu einem ernsthaften Problem werden und durchaus zur Entstehung von Stillem Reflux beitragen.
Solltet ihr also auf der Suche nach Übungen zur Entspannung des Zwerchfells sein, so empfehlen wir euch, euch für unsere E-News anzumelden. Dann erhaltet ihr kostenlos unser E-Book: >>Zwerchfelltraining für ein Leben ohne Reflux<<.
Dort findet ihr Übungen, die euer Zwerchfell lockern und kräftigen. In unserem neuen Artikel: Die Ursachen von Stillem Reflux erfahrt ihr neues zu diesem Thema.
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Fazit
Stiller Reflux wird oft ineffektiv behandelt und er ist eine sehr komplexe Erkrankung. Die Erkrankung hat Symptome, die vielen anderen Erkrankungen ebenfalls zu zuordnen sind. Typisch ist es ,wenn Stiller Reflux mit allergischen Erkrankungen verwechselt wird, denn auch hier entstehen Entzündungen in den Atemwegen. Bei der Behandlung geht es zum Einen darum, den Reflux zu unterbinden, zum Anderen aber darum, dass die Pepsine, die durch den Reflux in die Speiseröhre und die Atmungsorgane gelangen, möglichst wenig Schaden anrichten. Dafür ist die oben beschriebene säurearme Ernährung ein wichtiger Baustein.
Die Gabe von PPI’s bei stillem Reflux ist umstritten. Studien weisen nach, das diese Medikamente nicht besser als Placebo wirken. Ihr solltet also auf die Ernährungsumstellung setzen. Auch die Beeinflussung der Tätigkeit des unteren Speiseröhrenschließmuskels kann bei stillem Reflux möglicherweise helfen. Näheres dazu findet ihr in unserem Artikel: Problem Speiseröhrenschließmuskel.
Wenn ihr euch dafür interessiert, warum es zur Fehlfunktion von unterem und oberem Speiseröhrenschließmuskel kommt, findet ihr Näheres in diesem Artikel:
Nerven und Reflux
http://quarks.de/gesundheit/ernaehrung/machen-eiweisse-besonders-satt/
Quellen
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2503658/
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