4.Revision vom 11.06.2022
Einführung
Bei häufigem Sodbrennen könnte es die Refluxkrankheit sein. Es kommt tagsüber gelegentlich zum Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Das ist ganz normal. Aber wenn die Menge des sauren Magensaftes krankhaft gesteigert ist, der in die Speiseröhre zurück fließt, dann spricht man von Refluxkrankheit oder Refluxösophagitis. Das Leitsymptom der Refluxkrankheit ist immer Sodbrennen. Magensäure und das darin gelöste Pepsin sind etwas Gutes, solange sie im Magen verbleiben. Gelangt dieses Gemisch aber häufig in die Speiseröhre drohen Entzündungen. Dennoch ist die Refluxkrankheit mehr als nur Sodbrennen.
Formen der Refluxkrankheit
Etwa 60% der Betroffenen mit Refluxkrankheit leiden unter Reflux ohne Schleimhautveränderungen in der Speiseröhre. Es handelt sich also um die nicht erosive gastroösophageale Refluxkrankheit (NERD). Bei den verbleibenden 40% handelt es sich um Erkrankte, die bei einer Speiseröhrenspiegelung Schleimhautveränderungen aufweisen. Dies bezeichnet man als erosive Refluxkrankheit (ERD).
Außerdem unterscheidet man die Refluxkrankheit in zwei verschiedene Unterarten. Beide Unterarten sind charakterisiert durch den Verlust der Funktion des unteren Speiseröhrenschließmuskels (unterer Ösophagus-Sphinkter manchmal auch Kardia genannt) oder aber es tritt eine Einschränkung der Beweglichkeit der Speiseröhrenmuskulatur auf. In einigen Fällen treten auch beide Symptome gleichzeitig auf.
primäre und sekundäre Form der Refluxkrankheit
Die primäre gastroösophageale Refluxkrankheit ist die häufigste Form der Erkrankung.
Primär bedeutet hier, dass für diese Erkrankung keine eindeutige Ursache zu finden ist.
Es ist aber nachgewiesen, dass die Speiseröhre nicht mehr ausreichend gegen den Magen abschließt, weil der Schließmuskel der Speiseröhre auch dann erschlafft, wenn der Betroffene gar nicht schluckt. Es gibt verschiedene Auslöser für diese Erkrankung. Zu nennen ist Übergewicht, bestimmte Essgewohnheiten, Bewegungsstörungen der Speiseröhre, herabgesetzte Speichelproduktion und eine Schwächung des Zwerchfells oder ein Zwerchfellbruch.
Die sekundäre gastroösophageale Refluxkrankheit ist die Folge einer Veränderung körperlicher Strukturen. Der Klassiker wäre hier das letzte Drittel der Schwangerschaft. Bei vielen Frauen kommt es zu einer Druckerhöhung im Bauchraum durch den wachsenden Fötus. Dadurch und durch einen erhöhten Gestagenspiegel, der den unteren Speiseröhrenschließmuskel schwächt, entsteht der sogenannte Schwangerschaftsreflux.
Symptome
Refluxsymptome der Speiseröhre
- Leitsymptom: Sodbrennen
- saures Aufstoßen / Luftaufstoßen
- Schluckschwierigkeiten
- Schmerzen beim Schlucken
- Übelkeit
- Brechreiz
- Schmerzen hinter dem Brustbein
Sodbrennen und Schmerzen hinter dem Brustbein
Sodbrennen ist das Leitsymptom der Refluxerkrankung und ist meist mit einem Druckgefühl hinter dem Brustbein vergesellschaftet. Die Beschwerden verschlimmern sich bei Lageänderungen des Körpers wie Bücken oder Liegen auf der rechten Seite, von Kopf- und Handstandübungen beim Jogakurs gar nicht zu reden!
Die Schwerkraft spielt den Sodbrennen-Geplagten hier übel mit. Ebenso machen > Sit ups< im Fitnessstudio und natürlich auch die Bauchpresse auf dem stillen Örtchen die Situation schlimmer.
Der brennende Schmerz hinter dem Brustbein wird als sehr unangenehm empfunden. Im englischen Sprachraum wird der Begriff Sodbrennen mit >heartburn< ,zu deutsch wörtlich: > Herzbrennen< beschrieben. Und hier liegt auch schon ein häufiges Problem.
Der Druckschmerz hinter dem Brustbein wird von den meisten Menschen dem Herzen zu geschrieben und tatsächlich ist es für den Laien zu erst einmal schwierig, ihn von einer akuten Erkrankung des Herzens abzugrenzen.
Hier gilt: Druckgefühle hinter dem Brustbein und Herzbeklemmungen müssen ärztlich abgeklärt werden! Bei erstmaligem Auftreten solcher Symptome sucht bitte die Notaufnahme des nächst gelegenen Krankenhauses auf oder ruft den Notarzt!
Spezialfall Gallereflux
Weniger häufig ist der sogenannte duodeno-gastrale Reflux oder Gallereflux.
Hierbei fließt Nahrungsbrei vom Zwölffingerdarm über den Magen bis hinauf in die Speiseröhre. Dieser Nahrungsbrei wurde zuvor im Zwölffingerdarm mit den Sekreten aus Bauchspeicheldrüse und Gallenblase angereichert.
Gelangen diese nun mit dem Nahrungsbrei durch Probleme mit dem Magenpförtner (Pylorus, Schließmuskel am Magenausgang) durch Rückfluss in den Magen, so kommt es zu einer Magenschleimhautentzündung.
Steigen sie weiter in die Speiseröhre auf, so entstehen auch dort Entzündungen und wenn dieser Zustand länger anhält, kann es dort zur Ausbildung einer Barrett-Speiseröhre (krankhaft veränderte Schleimhaut) kommen. Auch durch Gallensäuren im aufsteigenden Gemisch aus Speisebrei, Magensäure, Pepsin und Gallensekret können Sodbrennen ähnliche Symptome hervorgerufen werden.
Schluckbeschwerden - Schmerzen beim Schlucken
Durch den vermehrten Kontakt der Speiseröhrenschleimhaut mit der Magensäure und dem darin enthaltenen Pepsin wird das Gewebe gereizt. So ist es nicht verwunderlich dass die gereizte Schleimhaut ein guter Nährboden für Bakterien, Viren und Pilze ist und auch Nahrungsreste haften so viel besser an ihr. Die Reizung führt oft dazu, das die Betroffenen an Schluckbeschwerden leiden.
Bei der Nahrungsaufnahme wird das entzündete Gewebe zusätzlich gereizt und es schwillt an. So entsteht das Gefühl einen >Kloß< im Hals zu haben oder es entsteht ein Gefühl anhaltender Trockenheit im Hals, das auch durch reichliches Trinken nicht zu beseitigen ist. Auch empfinden Menschen mit längerer Symptomatik bei Refluxkrankheit oft Schmerzen beim Schlucken.
Mundgeruch
Durch die dauernde Reizung der Schleimhaut der Speiseröhre entsteht ein guter Nährboden für die Besiedelung mit Pilzen, Viren und auch Bakterien. Anhaftende Nahrungsrückstände befeuern die Situation noch zusätzlich. Diese Mikroorganismen produzieren bei ihrem Stoffwechsel Substanzen, die mit dem Atem ausgeschieden werden. So entsteht Mundgeruch.
saures Aufstoßen und Luftaufstoßen bei Refluxkrankheit
Trifft die Nahrung auf Magensäure und Verdauungsenzyme im Magen, entstehen dabei Gase.
Das ist soweit normal. Bei Betroffenen, die unter einer Schwäche des unteren Schließmuskels der Speiseröhre leiden, können diese Gase aber leichter nach oben in Richtung Mund entweichen, als sich mühsam ihren Weg durch den Darm zu bahnen. Deshalb stoßen Menschen mit der Refluxkrankheit öfters auf. Manche von ihnen stoßen sauer auf, andere leiden unter vermehrtem Luftaufstoßen.
An dieser Stelle kommt nun auch die Entdeckung der gastralen Säuretasche ins Spiel. Hierbei handelt es sich um eine erst kürzlich entdeckte Auflagerung von Magensäure plus Pepsin auf dem Speisebrei im oberen Bereich des Magens. Dieser kleine Säuresee ist die Erklärung dafür, dass Betroffene nach dem Essen besonders heftiges Sodbrennen verspüren.
Das ist eigentlich paradox, denn nach einer Mahlzeit ist ja die Magensäure durch den Speisebrei sozusagen ‚verdünnt‘. Deshalb sollte das Sodbrennen nach dem Essen eigentlich schwächer ausfallen. So wird auch das extrem saure Aufstoßen nach Mahlzeiten erklärbar.
Übelkeit und Brechreiz
Übelkeit am Morgen entsteht hier durch eine entzündungsbedingt erhöhte Magensäureproduktion bei GERD. Denn wenn die gastroösophageale Refluxkrankheit auch den Erkrankungen der Speiseröhre zugerechnet wird, so heißt sie dennoch nicht ohne Grund >gastro >sprich Magen-Erkrankung.
Auch die Einnahme von Schmerzmitteln, die bei Daueranwendung zu Magenproblemen führt, kann eine übersteigerte Magensäureproduktion zur Folge haben., die dann eine Magenschleimhautentzündung nach sich zieht.
Oder aber, ihr habt in der Nacht mit Sodbrennen zu kämpfen gehabt und dann reichlich sogenannte Antazida (Renni, Maloxan und co.) zu euch genommen. Diese neutralisieren die Säure zwar fast sofort, aber der Magen bekommt auch signalisiert, >Hey, es ist zu wenig Säure da, du musst neue produzieren!<
Das kann zu einem fatalen Kreislauf aus Neutralisierung und Neuproduktion führen, der dann, nach dem Aufstehen, das Fass zum überlaufen bringt.
Symptome der Refluxkrankheit außerhalb des Verdauungstraktes
Symptome können manchmal irreführend sein. Solche wie etwa:
- belegte Stimme
- Asthma
- trockener Reizhusten
- Halsschmerzen
- chronische Heiserkeit
- Räusperzwang
- Husten
- morgendliche Atemnot
- Herzbeklemmungen
- Mundgeruch / salziger oder seifiger Geschmack meist nach dem Essen oder Zahnschmelzschäden führen die meisten nicht gleich zum Gastroenterologen.
Wen diese Symptome plagen, der sucht Rat beim HNO-Arzt oder auch beim Lungenfacharzt oder geht zum Zahnarzt. Dann aber wird er zu seiner Überraschung zum Gastroenterologen überwiesen. Denn, dort wo die Beschwerden liegen, sitzt nicht der Auslöser. Kurz gesagt liegt das Problem im Bereich von Speiseröhre und Magen und heißt, ihr ahnt es schon, Refluxkrankheit.
Es gibt Patienten, die die Refluxkrankheit haben, aber Sodbrennen als Symptom nicht kennen. Die Fachwelt spricht dann von dem sogenannten Stillen Reflux.
Stiller Reflux ist meist mit der Refluxkrankheit vergesellschaftet
Auch hier steigt Magensäure auf, meist gasförmig, und führt an der Nahtstelle zwischen Speiseröhre und Atmungsorganen zu Symptomen. Betroffen sind Rachen, Hals und Kehlkopf. In extremen Fällen werden auch chronische Nasennebenhöhlenentzündungen dem Kreis der Symptome zugerechnet. Die Schleimhäute dort sind sehr empfindlich. Bereits geringe Dosen Magensäure und besonders das in ihr gelöste Pepsin können Entzündungen auslösen. Vom Rachenraum kann dieses Säuregemisch durch einatmen weiter in die Lunge gelangen.
Die Folgen sind Lungenentzündung, Asthma oder Bronchitis.
Die Medizin schätzt, dass bei rund 20% der Refluxpatienten, diese Form der Symptomatik auftritt. So kann es also sein, dass der Husten das einzige Symptom der Erkrankung ist!
Es ist also für Patienten wie Mediziner wichtig, bei bestimmten Symptomen im Kopfbereich und im Bereich der Atmungsorgane immer auch die Refluxkrankheit im Blick zu haben.
Chronischer Husten, Asthma (Refluxasthma) oder eine Kehlkopfentzündung oder Lungenentzündung können auf die sogenannte stille Form des Refluxes hindeuten.
Ursachen der Refluxerkrankung
direkte Ursachen
Die Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut bei der Refluxerkrankung und das dabei entstehende Zusammenspiel von Symptomen wird im Wesentlichen durch das Aufsteigen von Magensäure und Pepsin in die Speiseröhre hervorgerufen.
Das Aufsteigen der Säure wird ermöglicht durch eine Entspannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels zur Unzeit, das heißt außerhalb des Schluckaktes bei der Nahrungsaufnahme.
Wissenschaftlich anerkannte Risikofaktoren sind eine Hiatushernie (Zwerchfellbruch) und natürlich Übergewicht, Fette, Kohlehydrate, Alkohol, Hormone, Medikamente, Koffein, Teein, Nikotin, Pfefferminz, eine unzureichende Reinigung der Speiseröhrenwand durch abgeschwächte Eigenbewegung des Organs, Magenentleerungsstörungen wie zum Beispiel eine Gastroparese und eine Schwangerschaft im letzten Drittel. Die Refluxkrankheit ist ein multifaktorielles Geschehen:
Diese Faktoren führen in ihrer Gesamtheit zum Auftreten der Refluxkrankheit:
- Funktionsstörung des unteren Schließmuskels der Speiseröhre und der von außen anliegenden Zwerchfellschenkel +
- Verstärkung der Probleme durch verminderte Speichelproduktion+
verminderte Widerstandsfähigkeit der Speiseröhrenschleimhaut +
gestörte Reinigungsfunktion der Speiseröhre +
vermehrte Magensäureproduktion durch entzündliche Vorgänge in der Magenschleimhaut +
verzögerte Magenentleerung +
vermehrter Rückfluss von Dünndarmsaft in den Magen =>>
>>>>>>>>>Entstehung der gastroösophagealen Refluxkrankheit<<<<<<<<
Ursache: Zwerchfellbruch
Etwa 90% der Refluxpatienten leiden an einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie). Das Zwerchfell ist ein großer Atemmuskel. Es trennt den Brustraum vom Bauchraum und hat drei Öffnungen. Eine für die Speiseröhre, eine für die Hauptschlagader und eine für die große Hohlvene.
Diese drei Öffnungen sind natürliche Schwachstellen. Bei einem >Bruch< des Zwerchfells, (im eigentlichen sinne eine Erweiterung der Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell) schieben sich Teile des Magens durch die Öffnung für die Speiseröhre nach oben in den Brustraum.
Dadurch wird der untere Schließmuskel der Speiseröhre gedehnt und das Aufsteigen sauren Magensaftes begünstigt. So entsteht die Refluxkrankheit.
In unserem Artikel: Der Speiseröhrenschließmuskel, wenn er zum Problem wird erfahrt ihr Näheres hierüber.
Weitere Artikel zum Themenkreis sind:
Wenn die GERD eine NERD ist – Sensibelchen Speiseröhre?
indirekte Ursachen der Refluxkrankheit
Es gibt auch noch etwas anderes, das die Refluxkrankheit begünstigen kann.
Der Winkel, in dem die Speiseröhre in den oberen Teil des Magens mündet, wird >>His-Winkel<< genannt. Normaler Weise beträgt er etwa 50 bis 60 Grad. Ist dieser Winkel aber durch anatomische Besonderheiten vergrößert, gelangt dadurch Magensaft leichter in die Speiseröhre.
Außerdem gibt es verschiedene Erkrankungen die eine Verengung des Magenausgangs (Pylorusstenose) hervorrufen können. Somit kann der Mageninhalt nicht ober nur verzögert in den Dünndarm abgegeben werden und es kommt zu Rückstau. Dadurch kommt es zu einer Druckerhöhung im Magen und damit zu Reflux.
Ebenfalls zu Reflux führen kann eine seltene Bindegewebserkrankung, die systemische Sklerodermie, die zu einer mangelnden Beweglichkeit der Muskulatur der Speiseröhre führt. Dadurch kann sich die Speiseröhre nicht ausreichend selbst reinigen.
Auch bei der sogenannten Achalasie, eine der Bewegungsstörungen der Speiseröhre , bei der eine normale Bewegung der Speiseröhrenmuskulatur nicht möglich ist, weil der untere Schließmuskel der Speiseröhre unter dauerhafter Anspannung steht, kann sich die Speiseröhre nicht ausreichend selbst reinigen.
Untersuchungen bei Verdacht auf Refluxkrankheit
Mit öfter auftretenden Beschwerden wie Sodbrennen und Schmerzen oder Druck hinter dem Brustbein solltet ihr euren Hausarzt oder einen Gastroenterologen aufsuchen. Der Arzt wird euch ausführlich zu euren Beschwerden befragen. Denkt bitte auch daran zu erwähnen ob ihr Medikamente einnehmt, welche und wie oft und ob ihr schon einmal Probleme mit dem Magen hattet.
Das wird dem Arzt erste Hinweise geben. Dann wird er weitere Untersuchungen anordnen. Je nach Beschwerdebild und Vorgeschichte kommen folgende Untersuchungen in Frage:
- Endoskopie (Wird auch Magenspiegelung genannt, medizinisch genau formuliert heißt sie: Ösophago-Gastro-Duodenoskopie)
- Oberbauchsonographie, das ist schlicht eine Ultraschalluntersuchung
- Röntgen des Ösophagus mit Kontrastmittel, (Ösophagus-Breischluckuntersuchung)
- EKG
- Röntgen Thorax, Übersichtsaufnahme des Brustkorbes
- 24h-pH-Metrie, Messung des pH-Wertes in der Speiseröhre
- Impedanz-pH-Metrie, Untersuchung zum Druckaufbau und Säuregehalt in der Speiseröhre
aktuelle Diagnoseverfahren
Die Diagnose einer gastroösophagealen Refluxerkrankung kann durchaus schwierig sein. Es gibt keinen diagnostischen Goldstandard. Eine G E R D kann mit keiner einzelnen Untersuchung sicher festgestellt oder ausgeschlossen werden. Nicht jeder Betroffene mit Sodbrennen hat eine G E R D und nicht jeder, der eine G E R D hat, hat auch Sodbrennen. Das Ausmaß der Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut kann nur durch eine Endoskopie festgestellt werden. Die Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm ist in bestimmten Fällen dringend:
- bei Schluckstörungen
- ungewolltem Gewichtsverlust
- Blutungsanzeichen
- familiärer Disposition für Krebs im oberen Verdauungstrakt
- Männer ab 50 Jahren mit langjährigen Refluxbeschwerden
- Betroffene die innerhalb von 4 Wochen nicht auf eine PPI-Therapie ansprechen
- Betroffene mit hohem PPI-Bedarf
Impedanz-pH-Metrie zum Nachweis der Refluxkrankheit
Reflux und damit natürlich die Refluxerkrankung wird heute zunehmend mit der Impedanz-pH-Metrie über 24 Stunden nachgewiesen. Dabei legt man eine Sonde in die Speiseröhre. Über die Erfassung der elektrischen Leitfähigkeit von Speiseröhre und ihrem Inhalt wird nun jegliche Bewegung von Inhalt, die Richtung der Bewegung und der pH-Wert gemessen.
Bei Symptomen wie Sodbrennen oder/und saurem Aufstoßen betätigt der Patient nun jeweils eine Taste. So kann das Geschehen in der Speiseröhre exakt den auftretenden Symptomen zugeordnet werden.
Näheres hierzu findet ihr hier: Behandlung von Stillem Reflux
Behandlung der Refluxkrankheit
Medikamente
Die Refluxkrankheit gilt als nicht heilbar. Also werden nur ihre Symptome therapiert und eventuell auftretende Komplikationen überwacht.
Die Behandlung besteht aus der Gabe von sog. Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Sie sind das Mittel der Wahl bei der nicht erosiven und der erosiven Form der Refluxkrankheit.
Es wird meist 10 Tage lang ein PPI in einfacher Standardosis gegeben (Omeprazol 20mg, Lansoprazol 30mg, Esomeprazol 40 mg, Pantoprazol 40 mg, Rabeprazol 10mg). Danach soll der Patient die Mittel nach Bedarf einnehmen.
Bei schwereren Fällen soll der Patient die PPI’s über 4 Wochen hinweg täglich einnehmen. Danach soll auch hier eine bedarfsorientierte Einnahme erfolgen.
Bei einigen Betroffenen ist die dauerhafte Einnahme von PPI’s erforderlich. Aber es wird in den meisten Fällen eine schwächere Dosis gegeben. Dies entscheidet der Arzt nach individuellem Risikoprofil. Bei 30-40% der Betroffenen von Refluxkrankheit gibt es eine Therapielücke, denn es kommt trotz PPI-Einnahme zu Sodbrennen und saurem Aufstoßen.
Hier können Antazida oder H2-Rezeptorblocker helfen.
Was kann man tun, um den Reflux in den Griff zu bekommen? Hier findet ihr ergänzende Behandlungen und Therapieansätze:
begleitende Behandlung bei Reflux
OP's und weitere Möglichkeiten der Behandlung
Nur bei PPI – Unverträglichkeit und/oder anderen Problemen wie einem Zwerchfellbruch wird eine Operation in Betracht gezogen. Die Standard-OP erfolgt mittels einer Bauchspiegelung und erfordert keine großen Schnitte. Der Chirurg verlagert die Speiseröhre in den Bauchraum zurück und formt aus dem oberen Teil des Magens eine Manschette, die um den unteren Schließmuskel der Speiseröhre gelegt wird. Damit entsteht eine Rückflussbarriere, die verhindert, das Magensäure zurück in die Speiseröhre fließen kann. Dieses Verfahren nennt sich Fundoplikatio.
Aber es gibt auch gefürchtete Nebenwirkungen dieses Eingriffes. Dazu gehören Nebenwirkungen wie Schluckstörungen, das Gas-Bloat-Syndrom (Unfähigkeit, Luft aufzustoßen, hieraus entsteht im Laufe des Tages ein Blähbauch) und Durchfall.
Neuere Verfahren der Zwerchfellbruch-OP zielen darauf ab das OP-Risiko und die Nebenwirkungen der Fundoplikatio zu vermeiden. Eine Möglichkeit ist die Implantation eines Magnetringes um die untere Speiseröhre mit dem Ziel den Schließmuskel zu unterstützen (Lynx-System).
Allerdings kann es hier wohl ebenso wie bei der Fundoplikatio zu Nebenwirkungen kommen. Deshalb ist eine Langzeitbeurteilung des Verfahrens noch nicht möglich.
Seit 2013 ist ein Schrittmacher für den Speiseröhrenschließmuskel auf dem Markt und wird in mehr als 50 Zentren in Deutschland eingesetzt. Die Zeit muss zeigen, ob dieser Behandlungsansatz für die Refluxkrankheit hält, was er verspricht.
>>Leider ist die Firma, die das Endostim-Gerät herstellte, inzwischen in Insolvenz und das Verfahren wird nicht mehr angeboten.<<
Hausmittel bei Reflux
Da die Ernährung einen nicht unbedeutenden Anteil an der Entstehung von Refluxbeschwerden haben kann, ist es einen Versuch wert mehr frisches Obst und Gemüse in den täglichen Ernährungsplan aufzunehmen.
Zu den säurearmen Obstsorten gehören: Äpfel, Aprikosen, Bananen, Birnen, Erdbeeren, Honigmelonen, Mango, Marillen, Papaya, Pflaumen, Pfirsiche, Wassermelonen und Weintrauben.
Bei Gemüse lässt sich generell sagen, dass grünes Gemüse basisch ist, rote und gelbe Sorten jedoch nicht so zu empfehlen sind.
Gut für den gereizten Magen sind Kartoffeln, Gurken und Grünkohl. Kartoffelsaft wird schon seit Generationen gegen Sodbrennen eingesetzt.
Getränke zur Linderung von Refluxbeschwerden
Bei saurem Aufstoßen und Sodbrennen solltet ihr viel Trinken. Durch die Flüssigkeit wird die Säure aus der Speiseröhre gespült, bevor die Schleimhaut angegriffen werden kann.
Kamille bzw. eine Teezubereitung aus den Blüten der Pflanze wirkt entzündungshemmend, krampflösend und wundheilend. Melisse, Kümmel, Anis, Fenchel und Schafgarbe wirken ebenfalls wohltuend auf die gereizte Schleimhaut. Trinkt vor dem Schlafen gehen eine Tasse und es wird sich eine beruhigende und entspannende Wirkung einstellen.
Vermeiden solltet ihr den Konsum von Alkohol, jedenfalls hochprozentigem, kohlensäurehaltigen Getränken und koffeinhaltige Getränke, besonders Kaffee.
Zum Thema Milch und Joghurtdrinks gibt es widersprüchliche Aussagen. Den einen hilft es, bei anderen verstärken sich die Beschwerden.
Haferflocken, Nüsse, Samen und Kerne
Eingeweichte Leinsamen, Flohsamen, Kürbiskerne und Sonnenblumenkerne, Mandeln, Haselnüsse und Cashewnüsse sollten gut zerkaut und eingespeichelt werden. Der so entstandene Brei befördert beim Schlucken den Magensaft wieder in den Magen und bildet dort eine schützende Schicht für die Schleimhaut.
Warnung:
Heilerde oder Kieselerde
Heilerde ist ein feinzermahlenes Gesteinspulver aus Löß. Sie bindet Säure im Magen. Man kann sie in einem Glas Wasser aufgelöst trinken oder in Kapselform für die regelmäßige Einnahme zu sich nehmen. Es muss sich allerdings um sehr feingemahlene Heilerde handeln, die für medizinische Zwecke zugelassen und für eine entsprechende Einnahme geeignet ist. Kieselerde wirkt ähnlich wohltuend auf die Verdauungswege Dünndarm, Dickdarm und Enddarm.
Hier findet ihr unsere Tipps zur: Ernährung bei Reflux
Bei länger anhaltenden Beschwerden wie Sodbrennen und saurem Aufstoßen solltet ihr immer einen Arzt aufsuchen!
Nur ein Mediziner kann feststellen, ob es sich um die Refluxkrankheit handelt und wie diese in eurem Fall zu behandeln ist!
Das Buch zu Reflux
Sodbrennen ist nachhaltig therapierbar
Du hast schon Jahre hindurch Reflux und andere Magenprobleme, doch die Ärzte finden nichts?
Alle sagen, einmal Reflux immer Reflux?
Das kannst Du glauben, wenn du willst.
Oder Du hast den Mut, dich selber aus der Refluxfalle zu befreien!
Ich zeige Dir wie!
Quellen
- Baenkler H.-W. et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2007
- Gerd Herold: Innere Medizin. Herold Verlag Köln, 2014
- Schneider N.I. & Langner C.: Histologie der Refluxkrankheit und ihre Bedeutung für die Entstehung des Barrett-Ösophagus, in: Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen 12.1 (2014): 5-10.
- Koop H. et al.: Gastroösophageale Refluxkrankheit–Ergebnisse einer evidenzbasierten Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten, in: Z Gastroenterol 43.2 (2005): 163-
- Pettit M. Treatment of Gastroesophageal Reflux Disease*. Pharmacy World & Science. 2005;27(6):432-435. doi:10.1007/s11096-005-4798-7